Bone 01 - Die Kuppel
auch eine menschliche Leiche. Irgendwann hüpfte unter ihrem Versteck ein Hüpfer mit Speerauges jüngstem Kind Knochenhammer auf der Schulter vorbei. Der Junge sah blass aus, bis auf eine blutige Wunde, die sich über seinen Hals zog.
Ein Flieger stürzte sich aus der Luft auf den Hüpfer und kreischte ihn an, bis er den Jungen fallen ließ und zum Schlachtfeld zurückhüpfte. Der Flieger packte das Kind mit den Krallen und flog damit fort.
»Es geht los«, sagte Steingesicht mit einer Mischung aus Entsetzen und Ehrfurcht in der Stimme. »Wandbrecher zieht es jetzt wirklich durch.«
Zur großen Erleichterung der Jäger brach endlich die Nacht an, und der Feind kehrte aus Wege in seine eigenen Lager zurück.
Panzerrücken und Hüpfer sammelten Leichen der unterschiedlichsten Völker auf einem Haufen, einschließlich einiger Haariger. Sie taten es fast unter dem Gebäude, auf dem sich die beiden Männer versteckten.
Der Flieger mit dem Sprecher in den Klauen kreiste wieder tief über den Reihen seiner Verbündeten.
»Menschenfleisch gehört den Fliegern«, kreischte er in tadelloser Menschensprache, und Stolperzunge wusste nur, dass die Worte von einer Bestie kamen, weil er das Wesen gesehen hatte. Jemand, der so schlau wie Wandbrecher war, würde dies zu seinem Vorteil nutzen können, wenn er weitere seiner seltsamen Jagdzüge plante.
Die anderen Toten und Verletzten wurden zu gleichen Teilen zwischen den Verbündeten der Flieger aufgeteilt. Irgendwann kam es zum gewaltsamen Streit, als ein Panzerrücken versuchte, einen Hüpfer fortzuschleifen, der noch kräftig genug war, um Widerstand zu leisten. Auf beiden Seiten gab es Verletzte, bis der fliegende Befehlshaber den Zwist beendete.
Stolperzunge sah, wie die Leiche von Moosherz’ Freundin Rotwange durch die Luft fortgetragen wurde. Er hatte sie zuletzt beim Tanz um das Feuer während der Hochzeit seines Bruders gesehen, wie sie gelacht und mit Wasserspringer geliebäugelt hatte. Jetzt lächelte nur noch ihre aufgeschlitzte Kehle.
»Schade um eine solche Schönheit«, stellte Steingesicht traurig fest.
»T-t-tapfer«, sagte Stolperzunge. Selbst wenn der Plan seines Bruders funktionierte, befürchtete er, dass sich der Stamm nie mehr vom Verlust so vieler junger Mitglieder erholen würde.
Der Lärm von Streitereien und Fressorgien kam aus allen Richtungen. Keiner der beiden Jäger aß etwas. Beide beobachteten den Häuptling der Flieger, der sich zur Mahlzeit auf einem Gebäude in der Nähe niedergelassen hatte. Sie befürchteten, er könnte anschließend wieder davonfliegen, aber dann wankte er zu einer Ecke des Dachs und legte sich schlafen.
Als die Menschen einen Blick über die Brüstung ihres Hauses wagten, sahen sie überall nur schlafende Feinde. Diesmal verzichtete Stolperzunge darauf, Steingesicht aufzuhalten, als er losging. Er trottete ihm durch die Schatten hinterher, auf das Gebäude zu, das sich der Anführer der Flieger als Ruheplatz ausgesucht hatte.
Draußen trat er auf etwas Weiches, das sich unter seinen Füßen bewegte. Blind stach er mit dem Speer nach unten, bis die Bewegung aufhörte. Es war genau die Stelle, wo er in der Nacht zuvor einen Panzerrückenspeer in der Leiche eines Hüpfers zurückgelassen hatte. Er hoffte, die pelzigen Bestien würden auch diesmal ihren Verbündeten die Schuld geben, statt nach Menschen zu suchen, die sich in ihrem Gebiet herumtrieben. Auf jeden Fall war es ein weiteres Lebewesen, das er nicht essen würde. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass er noch viel mehr Leben nutzlos beenden würde, als Wandbrechers Plan vorsah. Trotz seiner Abscheu hoffte er in diesem Augenblick, mitten zwischen seinen Feinden, dass sein Bruder mehr getan hatte, als nur zu planen.
Sie stiegen über die Treppe zum Dach hinauf, wo sie auf vier Flieger stießen. Die Wesen hatten die Köpfe nicht unter die Flügel gesteckt, wie sie es normalerweise taten, wenn sie schliefen. Stattdessen lagen sie ausgebreitet auf dem Dach, mit unkontrolliert zuckenden Flügeln, die großen Augen in den Himmel starrend. Sie schienen unter merkwürdigen Krämpfen zu leiden. Die beiden Menschen stiegen über die Reste von Rotwanges Leiche hinweg und richteten das müheloseste Gemetzel ihres Lebens an. Heißes Blut lief über ihre Hände, klebrig und köstlich. Aber sie wagten es nicht, daran zu lecken. Wandbrecher hatte gesagt, wenn der Kampf ungünstig verlief, würde er Freiwillige aussuchen und sie zwingen, große Mengen Mooswesen zu essen,
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