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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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kann, wie sie sich entschieden hat. Ich werde akzeptieren, was sie sagt, und dich dann in Ruhe lassen.«
    »Ich bin dein Häuptling«, erwiderte Wandbrecher schnaubend, »und du wirst auf jeden Fall tun, was ich sage! Aber ich möchte mich nicht mit dir streiten, mein Bruder. Ich wollte nie Streit mit dir. Nicht wegen einer Frau. Du weißt, dass Frauen mich schon immer anziehender fanden als dich. Ich dachte, du hättest es inzwischen eingesehen.« Er legte eine Hand auf Stolperzunges Schulter, aber der schüttelte sie wütend ab. Er hätte Wandbrecher am liebsten geschlagen. Nicht so, wie sie sich als Kinder gerauft hatten, er wollte ihm wirklich wehtun. Er wusste, dass er kräftig zuschlagen konnte. In letzter Zeit hatte er seine Muskeln aufgebaut, während Wandbrechers geschrumpft schienen.
    »Hör mir zu«, sagte Wandbrecher. »Indrani kann kämpfen. Die meisten Leute nennen sie jetzt sogar schon Mannschläger. Glaubst du wirklich, ich hätte sie zwingen können, Dankbarkeit zu zeigen, wenn sie nicht dazu bereit gewesen wäre? Glaubst du wirklich, ich könnte sie hier gegen ihren Willen festhalten?«
    Die Spitze traf ins Ziel. Niemand konnte Indrani dazu bringen, etwas zu tun, das sie nicht wollte. Dazu müsste man sie schon töten.
    Stolperzunge ließ den Kopf hängen, als Wandbrecher fortfuhr. »So viele Frauen des Stammes brauchen jetzt Männer, Stolperzunge. Sie werden dich bewundern, wenn sie die Tätowierungen sehen, die ich dir verschaffe. Und dann die Witwen, die Beschützer brauchen, um nicht zu den Freiwilligen gehen zu müssen. In deinem Alter könntest du zwei Frauen haben, wenn du willst!«
    Stolperzunge taumelte davon, ohne seinem Bruder zu antworten. In diesem Moment wollte er nur noch sterben.

    In den folgenden Tagen suchten die Menschen die Trümmer ihrer Existenz zusammen. Die meisten Familien hatten während der Kämpfe Freiwillige stellen müssen, und andere waren gänzlich verschwunden. Also gab es viele Hochzeiten und Bauarbeiten, um die neuen Mauern zu verstärken, die Wandbrecher hatte errichten lassen. Die Jäger stritten sich mit den Krallenleuten um die Leichen von Hüpfern und Panzerrücken, und sie fürchteten sich vor dem Tag, wenn diese Fleischquelle erschöpft war. Nun gab es so viele Waisenkinder, dass der Häuptling den älteren Jägern befohlen hatte, sie anstelle ihrer Väter gemeinsam auf dem Mittelplatz zu unterrichten.
    Stolperzunge bekam kaum etwas von den Veränderungen mit. Er aß wenig und war viel unterwegs, während er sich in seiner Fantasie herzzerreißende Gespräche mit Indrani ausmalte: »Warum hast du dich für ihn entschieden? Wie konntest du dich für ihn entscheiden? Du wolltest doch mich!« Auch wenn Indrani selber so etwas nie gesagt hatte. Er brauchte Antworten auf diese Fragen. Er wollte, dass sie ihn wiedersah, um sie daran zu erinnern, was sie zurückgewiesen hatte. Vielleicht würde sie es dann nicht schaffen, die Worte auszusprechen, die ihn zweifellos umbrachten. Oh ja, er kannte viele, die viel mehr als er verloren hatten, und von Zeit zu Zeit sandte er Gebete an die Vorfahren, dass sie über Steingesicht und die anderen Trauernden wachen sollten. Aber er konnte nichts dagegen tun, dass seine Gedanken immer wieder zu Indrani zurückkehrten.
    Vor seinem inneren Auge sah er, wie Wandbrecher sie von Anfang an voller Verlangen betrachtet hatte. Es tat weh, und er konnte nicht damit aufhören, diesem Schmerz ständig neue Nahrung zuzuführen, bis jeder Augenblick davon erfüllt war.
    Bei Tag lief er, so oft er konnte, über den Mittelplatz. An einer Stelle, wo er einen ungehinderten Blick auf die Tür des Häuptlingshauses hatte, brannte er Panzerrücken zu Speerspitzen. Nach mehreren Zehnteln wurde ihm klar, dass Indrani niemals nach draußen kam, nicht einmal aufs Dach. So konnte ein Mensch nicht leben. Das war unnatürlich.
    Wahrscheinlich war sie jetzt drinnen, dachte er, und gab Wandbrecher Antworten auf all die Fragen, die er stellte. Zwischendurch lachten sie verschämt und küssten sich. Diese Vorstellung schmerzte in ihm und kehrte ständig zurück, um sich noch tiefer einzubrennen.
    Eines Tages folgte er Moosherz, als sie allein das Haus verließ. Es würde nicht mehr lange dauern, bis ihr Kind auf die Welt kam. Sie watschelte in die Richtung, in der das Haus ihrer älteren Schwester lag. Er holte sie ein, bevor sie dort eintraf, an einer Stelle, wo die Flüchtlinge der Haarigen ihre seltsamen Blutzeichen auf die Giebelseite eines Hauses gemalt

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