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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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von mehreren kunstvollen Tätowierungen geziert.
    Er ging weiter und hob fast beiläufig den Speer.
    »Rotzahn!«, rief sein nervöser Begleiter. »Ich kann meinen Arm nicht mehr bewegen! Rotzahn! Ruf die anderen!«
    »Wir brauchen die anderen nicht, Zartlingfutter. Der Häuptling will uns mit Frauen belohnen, wenn er nicht kommen und die Sache selbst erledigen muss.«
    »Rotzahn, bitte!« Der kleine Mann hatte den Fehler begangen, sich zu wehren, und nun klebten beide Arme und ein Bein fest, mit dem er versucht hatte, sich von der Wand zu stoßen. Als Rotzahn sich verwirrt umblickte, sprang Stolperzunge auf und zog seine Schleuder hervor. Als sich der große Jäger wieder ihm zuwandte, ließ er einen Stein fliegen. Mit einem hörbaren Knacken traf er Rotzahns Hand. Der Mann heulte auf und ließ seine Waffe fallen.
    »Du solltest jetzt gehen, Rotzahn«, sagte Stolperzunge. Er hatte bereits einen zweiten Stein in die Schleuder gelegt und ließ sie lässig kreisen. »Beim nächsten Mal treffe ich dein Bein. Dann werde ich dich gegen eine Wand werfen und dich dort wie deinen Freund kleben lassen.«
    »Du bist verrückt«, sagte Rotzahn, aber er hob seinen Speer mit der unverletzten Hand auf und zog sich zurück. Auf dem Weg nach draußen achtete er sorgsam darauf, seinen Gefährten nicht zu berühren.
    »Auch du sitzt in der Falle, Stolperzunge!«, rief er über die Schulter zurück. »Wir warten draußen auf dich. Gegen fünf Männer kommst du nicht an!«
    »Bitte, Rotzahn!«, sagte Zartlingfutter. »Bitte!«
    Rotzahn ging.
    »Warum sind nur zwei gekommen?«, flüsterte Indrani.
    »Ich schätze, Rotzahn hat sich dafür angeboten«, antwortete Stolperzunge. »Und Wandbrecher hat ihn nur zu gerne gewähren lassen. Er hat große Angst. Außerdem hat er bei der Jagd auf uns bereits einen Jäger verloren, und es wird ihm schwerfallen, das zu rechtfertigen.«
    »Ich kann euch hören!«, schrie Zartlingfutter so laut, dass sein Kampf im ganzen Haus zu hören sein musste. »Ich bin noch nicht tot! Helft mir!« Er zerrte und wehrte sich weiter, bis das Moos fast an seinem ganzen Körper klebte. Schließlich hing er nur noch weinend da, bereit, gegessen zu werden. Stolperzunge versuchte ihm keine Beachtung zu schenken, aber es fiel ihm schwerer, als es dämmerte und immer noch keine Langzunge aufgetaucht war.
    »Wir müssen ihm helfen«, flüsterte er Indrani zu.
    »Nein! Das würden wir nicht überleben! Du hast gesagt, wir könnten einfach warten, bis die Jäger wieder abgezogen sind.«
    »Wir können einen Menschen nicht so zurücklassen! Denk an den Stamm, Indrani!« Sie antwortete ihm mit einem verständnislosen Blick. »Du bist es doch, die nicht töten will!«
    »Das hat nichts mit Töten zu tun«, erwiderte sie, als hätten seine Worte sie beleidigt. »Wir würden nur zusehen, wie ein Mensch für seine Verbrechen bezahlt. Es steht uns nicht zu, uns einzumischen.«
    Stolperzunge gelangte zu dem Schluss, dass sie scherzte. Sie konnte es nur als Witz gemeint haben.
    Schließlich wurde es Nacht, und etwas rührte sich im Vorraum des Hauses. Zartlingfutter, der mehrere Zehntel lang still gewesen war, weinte nun wieder und flehte um Hilfe. Stolperzunge wollte ihm sagen, dass er den Mund halten und vor allem darauf achten sollte, nicht weiter an dem Moos zu zerren. Aber er sagte nichts, um die Bewohner des Hauses nicht auf sich aufmerksam zu machen.
    Der gefangene Mann konnte durch den Türeingang in den Vorraum blicken. Plötzlich riss er die Augen auf und schlug um sich.
    »Sei leise, mein Abendessen!«, sagte eine Stimme.
    »Bitte!«, rief der Mann. »Bitte!«
    »Du bist keine Langzunge, obwohl ich es mir so sehr wünsche. Schon viel zu lange musste ich ohne Herausforderung leben. Dennoch sprichst du! Es macht mich glücklich, gesprochene Worte zu hören, während ich esse!«
    Ein rutschendes Geräusch kam näher. Stolperzunge konnte das Moos nicht sehen, da kein Tageslicht mehr durch den Eingang hereinfiel, glaubte aber spüren zu können, wie es bei der Annäherung des Wesens erzitterte.
    »Von welchem Volk bist du?«, fragte die Langzunge im Nebenzimmer. Stolperzunge packte seinen Speer mit der linken Hand. In der rechten hielt er eine geladene Schleuder. Er spürte Indranis furchtsamen schnellen Atem an seiner Schulter.
    »Bitte!«, flehte der Mann erneut.
    Bevor Stolperzunge reagieren konnte, schoss eine schwarze Linie nach vorn und bohrte sich in Zartlingfutters Bauch. Der Schlag ließ ihn heftig im Moos strampeln und

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