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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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vielleicht sogar ungegessen begraben. Aber er unterdrückte sein Erschaudern und zog am Riemen.
    »Sie werden uns einholen, bevor wir tausend Schritte zurückgelegt haben«, sagte Indrani schnaufend.
    »Fünfhundert, wenn sie nicht zögern«, sagte Stolperzunge. »Aber sie werden zögern.«
    Kein Wesen war in den Straßen zu sehen. Stolperzunge blickte sich um, während sein Körper sich an die Angst erinnerte, die er hier erlebt hatte. Kleine Häuser mit flachen Dächern umgaben sie, kaum anders als die in Menschen-Wege… nur dass hier jede Türöffnung wie ein geiferndes Maul wirkte und die Fenster gierig auf die kleinen Menschen starrten, die vorbeikamen. Stolperzunge stockte der Atem. Ihm war klar, dass sie jetzt nicht mehr umkehren konnten. Also lenkte er den Schlitten und Indrani auf das Haus zu, wo er und der Hüpfer miteinander gekämpft hatten, bis das klebrige Moos sie beide zur Unbeweglichkeit verdammt hatte.
    »Wir gehen hinein«, sagte er. Indrani warf ihm einen ängstlichen Blick zu. Schließlich hatte er ihr die Schrecken der Langzungen in allen Einzelheiten geschildert. »Entweder das, oder wir lassen unsere Vorräte zurück. Ich hoffe, dass die Jäger glauben, wir wollen Selbstmord begehen, und es nicht wagen, uns nach drinnen zu folgen.«
    »Es ist Selbstmord«, sagte sie. Aber sie ließ den Riemen nicht los und hörte aufmerksam seinen Anweisungen zu.
    »Berühre nichts«, sagte er zu ihr. »Wenn du müde bist, lehne dich auf gar keinen Fall gegen eine Wand. Und sie hören sehr gut, also darfst du nicht schreien.«
    Sie machte bereits den Eindruck, als wollte sie genau das tun. »Warten die Wesen nicht schon hinter der Tür auf uns?«
    »Nicht zu dieser Tageszeit«, sagte Stolperzunge. »Ihre Haut ist völlig schwarz, und sie öffnen ihre Augen nicht. Ich glaube, dass sie Nachtjäger sind.«
    »Du glaubst ?«
    »Psst! Vergiss nicht, was ich über ihr Gehör gesagt habe!«
    Sie standen nun genau vor dem Hauseingang. Hinter ihnen näherten sich die Jäger bereits den Türmen. Dann kamen sie ins Stocken und blickten sich gegenseitig an, während sie von einem Fuß auf den anderen hüpften.
    »Ich gehe zuerst hinein«, sagte Stolperzunge. »Bleib auf deiner Seite.«
    Sie schlangen die Zugriemen über den mittleren Teil des Schlittens, um alles zu sichern, was herunterfallen könnte. Stolperzunge übernahm die Führung, und dann trugen sie ihn in den Vorraum, wobei sie darauf achteten, nichts zu berühren. Drinnen war es völlig still, und nur Staubteilchen bewegten sich im Dachlicht, das durch den Eingang hereinfiel. Geblendet von der Helligkeit des Tages bildete sich Stolperzunge alle möglichen Gestalten ein, die sich in den Schatten verbargen, vor allem den glatten, schlängelnden Kopf einer Langzunge, die angriffsbereit den Mund öffnete.
    Sobald sie im Haus waren, stellten sie ihre Last auf dem Boden ab, und Stolperzunge gab Indrani zu verstehen, dass sie über den Schlitten steigen sollte, um zu ihm zu gelangen. Für jemanden, der bis vor kurzem sehr krank gewesen war, hatte sie einen äußerst schweren Tag hinter sich. Als sie hinüberkletterte, verfing sich ihr Fuß am Knochen eines Fleischstücks. Sie fiel nach vorn und streckte die Hände nach seinen Schultern aus. Er fing sie auf, aber dann stürzten sie gemeinsam zu Boden. Der Aufprall war schmerzhaft, doch keiner von ihnen gab einen Laut von sich. Stolperzunges Kopf landete nur eine gute Handspanne von der Wand entfernt, die mit einem Vorhang aus durchscheinendem Moos überzogen war. Es zitterte ganz leicht unter seinem Atem. Auch Indrani sah es. Sie glitt von ihm herunter, die Augen weit aufgerissen, und er musste sie am Handgelenk festhalten, damit sie sich nicht zu weit in die andere Richtung zurückzog.
    In diesem Moment bemerkte er die zwei Jäger im Türeingang.
    »Verliebte Ausreißer!«, sagte der erste, ein Mann aus Steingesichts Generation mit dem Namen Rotzahn. Mittlerweile hatte er nur noch sehr wenige Zähne, aber er war immer noch schlank und kräftig, und sein Haar, das er mit Fett zu Stacheln geformt hatte, verlieh ihm ein wildes, fremdartiges Aussehen.
    »Sei still!«, sagte der andere Mann. Er war recht mager und bewegte sich ruckhaft. »Diese Wesen haben ein verdammt gutes Gehör.«
    Rotzahn hörte nicht auf ihn und marschierte furchtlos in den Vorraum. Es erstaunte Stolperzunge, dass er nicht schon längst zu Tode gekommen war, aber er hatte keine sichtbaren Narben. Stattdessen wurden die strammen Muskeln seiner Arme

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