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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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Fraß unternehmen. Dann konnte man Ärzte beauftragen, nach einer Behandlungsmethode für Opfer des Gases zu forschen – sie vielleicht sogar heilen, wer weiß.
    Das sollte eigentlich eine aufregende Vorstellung sein, war es aber nicht. Nicht um sechs Uhr früh und nicht, wenn einem ein zwei Meilen weiter Fußmarsch hinunter in den Schlicksand bevorstand.
    Die Sonne ging schon langsam auf, und der Himmel nahm den milchig grauen Farbton an, den er tagsüber so schnell nicht wieder ablegen würde, erst im Frühling. Der Wind trieb Sprühregen vor sich her, die Nässe drang unter Briars breitkrempigen Lederhut, kletterte die Ärmelaufschläge hinauf und die Stiefelschäfte hinab, bis ihre Füße eiskalt waren und ihre Hände sich anfühlten wie rohe Hühnerhaut.
    Als sie beim Werk ankam, war ihr Gesicht taub von der Kälte und zugleich leicht verätzt von dem widerwärtig riechenden Regen.
    Sie ging an der Rückseite des gewaltigen Gebäudekomplexes entlang, der lärmend am Rand des Sunds kauerte. Tag und Nacht drehten sich dort die Pumpenräder, sogen Regen- und Grundwasser in die Anlage, wo es zerlegt, sterilisiert und gesäubert wurde, bis es rein genug war, um es trinken und darin baden zu können. Es war ein langwieriger und mühsamer Prozess, ein Vorgang, der umständlich, aber notwendig war. Das Gas war in die natürlichen Systeme eingesickert, bis die Bäche und Flüsse sich gelb färbten vom Fraß. Selbst dem nahezu unablässig tröpfelnden Regen durfte man nicht trauen. Die Wolken, aus denen er fiel, konnten über die ummauerte Stadt gezogen sein und genug giftige Stoffe aufgenommen haben, um die Haut zu verätzen und die Haare auszubleichen.
    Aber der Fraß ließ sich abkochen, er konnte ausgefiltert und kondensiert und wieder ausgefiltert werden. Und nach siebzehnstündiger Behandlung konnte man das Wasser gefahrlos trinken.
    Große Pferdewagen, gezogen von kräftigen Kaltblütern, belieferten, einen nach dem anderen, die Häuserblocks, speisten es aus ihren Tanks in öffentliche Speicher, aus denen es sich die einzelnen Familien dann mit der Pumpe holen konnten.
    Aber davor musste es sterilisiert werden. Es musste die Anlage von Waterworks durchlaufen, wo Briar Wilkes als eine von mehreren Hundert Arbeiterinnen zehn bis fünfzehn Stunden am Tag Messingzylinder ein- und wieder ausklinkte und sie von Station zu Station, von Filter zu Filter bewegte. Die meisten Tanks befanden sich über Kopfhöhe, und die Messingzylin der konnten an Kabeln und Schienen vom einen zum nächsten gezogen werden, aber manche waren in den Boden eingelassen und mussten von Anschluss zu Anschluss gehoben werden wie Teile in einem Steckpuzzle.
    Briar stieg die Hintertreppe hinauf und hob den Riegel an, der den Personaleingang sicherte.
    Sie blinzelte, als ihr die übliche, von heißem Dampf geschwängerte Luft entgegenschlug. Gegenüber bei den Regalen, in denen die Arbeiterinnen ihre Ausrüstung aufbewahrten, holte sie die Handschuhe aus ihrem Fach. Sie waren nicht aus schwerer Wolle gefertigt wie Briars eigene Handschuhe, sondern aus dickem Leder, das ihre Hände vor dem hocherhitzten Metall der Tanks schützte.
    Sie hatte den linken schon vollständig angezogen, da fiel ihr die Farbe auf: Jemand hatte hellblauen Lack auf die Handfläche, die Finger und quer über die Knöchel gepinselt. Der rechte Handschuh war genauso verunstaltet.
    Briar befand sich allein in der Umkleide. Sie war früh dran, und die Farbe war bereits trocken. Diesen Streich hatte ihr gestern Nacht jemand gespielt, nach ihrer Spätschicht. Es war niemand da, den sie beschuldigen konnte.
    Seufzend zog sie auch den zweiten besudelten Handschuh an. Wenigstens hatten sie diesmal keine Farbe hineingegossen. Die Handschuhe ließen sich immer noch benutzen und brauchten nicht ersetzt zu werden. Vielleicht bekam sie die Farbe später sogar wieder ab.
    »Der kommt wohl nie aus der Mode, was?«, sagte sie zu sich selbst. »Sechzehn verfluchte Jahre, da sollte man doch meinen, dass sich der Witz irgendwann abnutzt.«
    Briar legte ihre Wollhandschuhe in das Fach, auf dem einmal ihr Name gestanden hatte. Sie hatte WILKES unten auf den Rand geschrieben, aber jemand hatte es durchgestrichen und BLUE daneben gekritzelt. Sie hatte das BLUE übermalt und wie der WILKES hingeschrieben, und so war das Spiel immer weitergegangen, bis auf der Kante nirgendwo mehr Platz gewesen war; aber es wusste trotzdem jeder, wem das Fach gehörte.
    An ihrer Schutzbrille hatte sich Gott sei Dank

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