Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
Der Mann hob die Whiskeyflasche an den Mund, aber sie klackte nur gegen seine Gasmaske. Traurig schaute er sie an und ließ die letzten paar Tropfen des Inhalts am Boden kreisen.
»Ich bin ein Volltrottel? Meine Mutter sagt bei solchen Gelegenheiten immer: ›Wer im Glashaus sitzt …‹ Sie Blödmann.«
Der Mann machte ein Gesicht, als wollte er etwas wenig Galantes übers Zekes Mutter sagen, aber stattdessen erklärte er: »Ich glaube, ich habe deinen Namen nicht richtig mitbekommen, Junge.«
»Weil ich ihn Ihnen gar nicht gesagt habe.«
»Dann tu’s jetzt.« In der Aufforderung schwang eine Drohung mit.
Das gefiel Zeke nicht. »Nein. Erst sagen Sie mir Ihren, und dann denke ich darüber nach, ob ich Ihnen meinen sage. Ich kenne Sie nicht, und ich weiß nicht, was Sie hier machen. Und außerdem …« Er wühlte in seiner Tasche und zog schließlich den alten Revolver seines Großvaters hervor. Das dauerte ungefähr zwanzig Sekunden, während derer der Fremde nicht auch nur einen Finger rührte. »Außerdem habe ich eine Knarre.«
»Hast du, ja. Und diesmal wenigstens in der Hand. Was ist los? Hast du keinen Gürtel? Kein Holster?«
»Brauch ich nicht.«
»Auch gut. Und wie heißt du nun?«
»Zeke. Zeke Wilkes. Und wie heißen Sie?«
Der Mann grinste hinter seiner Maske, vermutlich, weil der Junge seinen Namen nun doch als Erster verraten hatte, und durch die Scheiben der Maske waren die Lachfältchen an seinen Augen zu sehen. »Zeke. Wilkes sogar. Ich kann dir wohl kaum vorwerfen, dass du nicht Farbe bekennen würdest, Junge.« Und noch bevor Zeke etwas erwidern konnte, fügte er hinzu: »Ich bin Alistair Mayhem Osterude, aber du kannst es wie alle anderen halten und Rudy zu mir sagen, wenn du willst.«
Zeke konnte es nicht fassen. Mayhem . Chaos. Was war das denn für ein Name? »Sie heißen ernsthaft Mayhem?«
»Wenn ich’s dir sage. Und falls dich meine Frage nicht stört, Zeke Wilkes, was zum Teufel hast du hier drin verloren? Solltest du nicht in der Schule sein oder auf der Arbeit oder so? Und weiß deine Mutter überhaupt, dass du hier bist? Wie man hört, kann sie ganz schön bissig werden, die Lady. Jede Wette, dass sie es gar nicht schön fände, wenn sie wüsste, wo du dich rumtreibst.«
»Meine Mutter ist arbeiten. Sie kommt erst spät wieder nach Hause, bis dahin bin ich wieder zurück, und was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß. Aber ich verschwende meine Zeit hier mit Reden; wenn Sie mich also entschuldigen würden, ich muss weiter.«
Zeke stopfte die Waffe in seine Tasche zurück und kehrte Rudy den Rücken zu. Er atmete langsam und gleichmäßig durch den Filter seiner Maske und versuchte sich darüber klar zu werden, wo er sich befand und wo genau er hinwollte.
Rudy fragte von seinem Sitzplatz an der Wand aus: »Wo willst du denn hin?«
»Geht Sie nichts an.«
»Recht hast du. Aber wenn du mir sagst, was du suchst, kann ich dir vielleicht sagen, wo du es findest.«
Zeke trat an die Dachkante und blickte nach unten, konnte aber wegen der dicken, stickigen Luft nicht das Geringste erkennen. Seine Laterne enthüllte in alle Richtungen nichts als gelblichen Nebel. »Sie könnten mir sagen, wie man nach Denny Hill kommt.«
»Könnte ich, ja. Aber wohin denn genau? Die Gegend ist groß … Ach so. Verstehe. Du willst nach Hause.«
Noch bevor Zeke es abstreiten konnte, rutschte ihm schon die Antwort heraus: »Ist nicht mein Zuhause. Nie gewesen. Ich hab’s noch nie gesehen.«
»Ich schon. War ein schönes Haus.«
»War? Steht es denn nicht mehr?«
Rudy schüttelte den Kopf. »So hab ich das nicht gemeint. Soweit ich weiß, steht es noch. Ich wollte damit nur sagen, dass es heute nicht mehr schön ist. Wie alles andere hier drin auch. Der Fraß macht sich über die Farben und die Verzierungen her und lässt alles gelbbraun anlaufen.«
»Aber Sie wissen, wo es ist?«
»Ungefähr.« Rudy entknotete seine Beine aus dem Schneidersitz und stand auf, schwer auf seinen Stock gestützt. Er schwankte. »Ich könnte dich problemlos hinbringen. Wenn du dorthin möchtest.«
»Möchte ich. Aber was verlangen Sie für Ihre Hilfe?«
Rudy ließ sich Zekes Worte durch den Kopf gehen, oder vielleicht wartete er auch nur, bis sein Kopf aufhörte, sich zu drehen. »Ich würde mich gern mal im Haus umsehen. Dein Vater war ein reicher Mann, und ich habe keine Ahnung, ob es schon leer geräumt worden ist oder nicht.«
»Was soll das denn heißen?«
»Genau das, wonach es sich anhört. Diese
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