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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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Gondel war so groß wie das Wohnzimmer eines reichen Mannes und die zwei Gastanks darüber wie das Fuhrwerk eines armen. Nieten, Nähte, Bolzen und Schrauben hielten es zusammen, und drei lange, dicke Taue hielten es über der Lichtung.
    Von der Unterseite des Schiffes hing eine Strickleiter bis zum Boden herab. Daneben saß, im Schatten der eigentümlich geformten Flugmaschine, ein Mann auf einem hölzernen Klappstuhl. In seiner Armbeuge ruhte eine Whiskeyflasche, die sich mit seiner Brust hob und senkte. Wäre da nicht die Schutzbrille über seinen Augen gewesen, es hätte nicht den geringsten Zweifel geben können, dass er schlief wie ein Stein.
    Crog blieb ein paar Meter vor dem leise schnarchenden Mann stehen und sagte mit tiefer Flüsterstimme: »Ma’am, gestatten Sie mir, Ihnen Captain Andan Cly vorzustellen. Und dort oben über seinem Dickschädel sehen Sie sein Schiff, die Naamah Darling . Wecken Sie ihn, so sanft Sie können, und bleiben Sie möglichst auf Abstand.«
    »Moment, Sie wollen doch nicht etwa …«
    »Oh nein. Sie sind es, die einen Gefallen von ihm will. Dann können Sie ihn auch wecken. Und wenn er Sie nicht fliegen will, dann kann ich Ihnen bestenfalls in drei Tagen eine Passage anbieten, bei unserer nächsten Gastour. Aber wenn er Sie hinbringt, halten Sie nach Free Crow Ausschau. Wir legen Dienstag am Smith-Tower an. Es kostet mich nichts, Sie raufzuziehen … Trotzdem können Sie für diesen Fall gerne eine kleine Aufmerksamkeit bereithalten.«
    Crog löste ihre Finger von seinem Arm, und erst da merkte Briar, wie sehr sie sich festgeklammert hatte. »Ich danke Ihnen«, sagte sie. »Ganz im Ernst, vielen Dank. Wenn Sie vorhaben, mich am Dienstag raufzuziehen, dann lasse ich mir etwas einfallen. Ich kenne mich in der Stadt aus. Ich werde etwas für Sie finden.«
    »Und dann wird es an mir sein, Ihnen zu danken, Ma’am.«
    Er verschwand wieder in dem Gewirr aus Bäumen, Tauen und schwebenden Schiffen und ließ Briar allein mit dem Mann unter der Naamah Darling , was ihr alles andere als angenehm war.
    Andan Cly war nicht gerade in seinem Stuhl zusammengesackt, aber sitzen konnte man es auch nicht nennen. Seine hellbraunen Haare waren so kurz geschoren, dass er beinahe glatzköpfig aussah, und seine Ohren saßen hoch am Schädel. Das linke war von drei Silbersteckern durchbohrt, das rechte schmucklos. Er trug ein schmutziges Unterhemd und ein Paar braune Hosen, deren Beine er in die Stiefel gesteckt hatte.
    Briar überlegte, dass ihm zum Schlafen eigentlich zu kalt sein musste, doch noch während sie auf ihn zuschlich, spürte sie, wie es wärmer wurde, und als sie vor ihm stand, schwitzte sie beinahe. Da fiel ihr auf, dass er sich direkt unter die Kessel des Schiffes gesetzt hatte, die gerade auf Betriebstemperatur aufheizten.
    Briar war weder auf einen Zweig getreten noch mit dem Fuß gegen einen Stein gestoßen, sie hatte sich überhaupt nicht bewegt und den Mann lediglich angestarrt, und doch reichte es, um ihn zu wecken. Der Wechsel von Mr. Clys Bewusstseinszustand kündigte sich zunächst in einer strafferen Sitzhaltung an, dann schob er sich schläfrig mit dem Finger die Schutzbrille nach oben in die Stirn.
    »Was denn?« Dem Tonfall nach waren die Worte weder eine Frage noch eine Aufforderung, eher beides.
    »Andan Cly? Kapitän der Naamah Darling ?«
    »Derselbe«, grollte er. »Und Sie?«
    »Was?«, fragte Briar.
    »Wer Sie sind.«
    »Ich bin … ein Passagier. Beziehungsweise, ich wäre gerne einer. Ich brauche jemanden, der mich fliegt, und Captain Hainey empfahl, mich an Sie zu wenden.« Was Crog sonst noch gesagt hatte, verschwieg sie.
    »Hat er das?«
    »Ja.«
    Er drehte den Kopf erst nach links, dann nach rechts, und die Wirbel knackten laut. »Wohin wollen Sie denn?«
    »Über die Mauer.«
    »Wann?«
    »Jetzt gleich.«
    »Jetzt gleich?« Andan Cly zog die Flasche aus seiner Armbeuge und stellte sie neben dem Stuhl auf den Boden. Seine Augen waren von einem klaren, leuchtenden Haselnussbraun, das beinahe wie Kupfer aussah, selbst im Halbschatten seines Schiffs. Er starrte Briar an und blinzelte dabei so selten, dass es sie irgendwie beruhigte.
    »Mein Sohn, er ist weggelaufen«, fasste sie ihre Geschichte zusammen. »Er ist in die Stadt eingedrungen. Ich muss nach ihm sehen.«
    »Dann sind Sie noch nie drin gewesen?«
    »Nicht seit dem Bau der Mauer, nein. Warum fragen Sie?«
    »Weil Sie es sonst besser wüssten und nicht auf die Idee kämen, dass irgend so ein Jungchen

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