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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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Rudy, der sich zusammengekauert an der Dachbrüstung festhielt und wartete. Zeke machte sich ganz klein und hielt sich ebenfalls an der Brüstung fest, während er ein Stoßgebet zum Himmel schickte, dass das Beben nicht noch schlimmer wurde und das Haus unter ihnen zum Einsturz brachte.
    »Warte einfach, bis es vorbei ist.« So richtig zuversichtlich klang Rudy zwar nicht – verzweifelt aber auch nicht. Er lehnte sich einfach gegen die Mauer und streckte Zeke sogar die Hand entgegen.
    Zeke glaubte nicht, dass ihn das im Ernstfall retten würde, aber er war trotzdem froh, Rudy bei sich zu haben. Er packte Rudys Hand und zog sich dichter an ihn und die Brüstung heran. Als das Grollen und Rumpeln zunahm, schloss er die Augen, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte.
    »Dein erstes Beben?«, fragte Rudy beiläufig, ohne Zekes Hand loszulassen.
    »Das erste richtige.« Zekes Zähne schlugen beim Reden aufeinander, also machte er den Mund wieder zu.
    Und dann war es so schnell vorbei, wie es gekommen war. Das hieß nicht, dass die Stoßwellen vom einen Moment zum anderen aufhörten, aber sie steigerten sich zu einem letzten Zucken, fielen dann zu einem leichten Rütteln ab und wurden schließlich zu einem schwachen Zittern.
    Das Ganze hatte vielleicht zwei Minuten gedauert.
    Zekes Beine fühlten sich an wie Pudding. Er versuchte sich aufzurichten, was ihm unter Zuhilfenahme der Wand und Rudys Arm auch gelang. Fast hätten seine Knie nachgegeben, aber er schaffte es, sie durchzudrücken. Er stellte sich aufrecht hin und wartete ab, weil er wusste, dass das Haus jeden Moment wieder zu wanken beginnen konnte.
    Was aber nicht geschah.
    Das Getöse hatte nachgelassen, es war nur noch das Knacken alter Mauersteine zu hören, die sich setzten, und das Prasseln von Putz, der aufs Pflaster fiel.
    »Das war …«, sagte er. »Das war …«
    »Ein Erdbeben, genau. Nun mach aus einem kleinen bisschen Gewackel nicht gleich einen Weltuntergang.«
    »Eins von dem Kaliber habe ich noch nie miterlebt.«
    »Jetzt schon. Aber so schlimm war’s gar nicht. Vielleicht kam’s dir hier oben nur so vor. Jedenfalls müssen wir jetzt langsam mal los. Kann durchaus sein, dass das Beben die Tunnel zerstört hat und wir uns einen anderen Weg suchen müssen. Mal sehen.«
    Rudy klopfte sich ab, überprüfte seinen Stock und strich seinen Mantel glatt. Dann sagte er: »Deine Laterne kannst du hier lassen. Würde ich dir sogar empfehlen. Wir haben überall Lampen verteilt, und so verlierst du sie bloß oder lässt sie irgendwo stehen. Außerdem sind wir bald auf Straßenhöhe, und dann zieht sie nur die Sorte Aufmerksamkeit auf sich, die wir am allerwenigsten brauchen können.«
    »Ich lasse auf gar keinen Fall meine Laterne zurück.«
    »Dann mach sie aus. Das ist keine Bitte, Junge. Im Ernst, ich gehe da sonst nicht mit dir runter. Schau, verstau sie doch da drüben in der Ecke. Dann kannst du sie auf dem Heimweg wieder mitnehmen.«
    Zeke fügte sich widerstrebend und versteckte die Laterne in einer Ecke unter ein paar Lumpen. »Meinen Sie nicht, die lässt jemand mitgehen?«
    »Würde mich wundern. Jetzt komm. Wir vergeuden Tageslicht, und davon gibt es hier nicht viel. Es ist nicht gerade ein Katzensprung zum Haus deiner Eltern.«
    Zeke balancierte vorsichtig hinter ihm her und fragte sich, wie jemand, der hinkte, dieses wackelige Provisorium von einer Brücke überhaupt bewältigen konnte, aber die merkwürdige Konstruktion aus Brettern und Resten von Seilen knarrte lediglich und hielt ihrem Gewicht stand.
    Er war heilfroh, dass man nicht weit hinuntersehen konnte, aber er konnte sich die Frage einfach nicht verkneifen: »Wie hoch oben sind wir?«
    »Nur ein paar Stockwerke. Wir müssen erst mal noch höher, bevor es wieder runtergeht. Ich hoffe, Höhe macht dir nichts aus …«
    »Nein, Sir. Das Klettern stört mich nicht.«
    »Gut. Weil wir davon nämlich jede Menge vor uns haben.«
    Sie schlichen über die Planken zu einem Fenster im Nebenhaus hinauf. Das Ganze sah nach einer Sackgasse aus, aber als Rudy einen Hebel betätigte, öffnete sich das Fenster nach innen, und sie kletterten in eine Dunkelheit hinein, die genauso tief und feucht war wie in der Bäckerei vorhin.
    »Wo sind wir?«, flüsterte Zeke.
    Rudy riss ein Streichholz an und entzündete eine Kerze, obwohl streng genommen immer noch helllichter Tag war. »Meiner Meinung nach? In der Hölle.«

Neun

    Als Andan Cly »jetzt« sagte, meinte er eigentlich »wenn die übrige

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