Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
Besatzung zurück ist.« Aber er versicherte Briar, dass die Verzögerung nicht länger als eine Stunde dauern würde – und sollte sie im Übrigen ein besseres Angebot auftun, dürfe sie es gern annehmen. Er lud sie nach oben in die Gondel ein und erklärte, sie solle sich dort wie zu Hause fühlen, wobei er es allerdings vorziehen würde, wenn sie nichts anrührte.
Cly blieb draußen, wo er sich damit beschäftigte, Messinstrumente zu überprüfen und an Reglern zu drehen.
Die grobe Strickleiter hinauf und durch die runde Luke kletterte Briar in den Innenraum, der überraschend geräumig war oder ihr vielleicht auch nur so vorkam, weil er fast leer war. Unter der Decke hingen an Schienen riesige, leere Beutel, die sich mit Flaschenzügen absenken und feststellen ließen; und Heck und Bug waren bis obenhin mit Fässern und Kisten zugestapelt. Aber in der Mitte war der Boden frei, und Sturmlampen hingen wie Schiffslaternen von den Querbalken und von den hohen Stellen oben an den Wänden, wo sie vor Stößen und Remplern einigermaßen sicher waren. Darin brannten keine Flammen, sondern kleine Glaskörper mit dicken, gelb glühenden Drähten. Briar fragte sich, wo Cly sie wohl aufgetrieben hatte.
Zu ihrer Rechten und am weitesten von der Strickleiter entfernt befanden sich ein paar an die Wand gebaute Stufen aus Holzleisten.
Briar stieg sie hinauf und fand sich in einem Raum voll Rohrleitungen, Knöpfe und Hebel wieder. Ein Dreiviertel der Wand bestand aus Glas, das an manchen Stellen von außen milchig, verkratzt und ramponiert war. Aber zumindest waren keine Risse zu erkennen, und als sie mit einem Fingernagel dagegenschnippte, gab es ein dumpfes Geräusch, kein Klirren.
In dem Steuerraum gab es Hebel, die länger als Briars Unterarm waren, und auf dem Kontrollpult flackerten helle Knöpfe. Auf Fußhöhe bogen sich Pedale aus dem Boden, und von den Kontrolltafeln oben ragten Zugschalter herab.
Aus unerklärlichen Gründen verspürte Briar plötzlich die ängstliche Gewissheit, dass sie beobachtet wurde. Sie verharrte und schaute weiterhin durch die Frontscheibe hinaus. Hinter ihr war nichts zu hören, nicht einmal ein Atmen, auch keine Schritte oder ein Knarren der hölzernen Stufen, aber dennoch stand hundertprozentig fest, dass sie nicht allein war.
»Fang!«, rief Cly von draußen.
Briar zuckte zusammen und wirbelte herum.
Ein Mann stand hinter ihr, so dicht, dass er sie hätte berühren können.
»Fang, da drin ist eine Frau! Sieh zu, dass du sie nicht zu Tode erschreckst!«
Fang war klein – ungefähr so groß wie Briar – und schlank, ohne dabei zerbrechlich oder schwach zu wirken. Seine schwarzen Haare waren so dunkel, dass sie blau schimmerten; er trug sie zu einem oben am Scheitel zusammengebundenen Pferdeschwanz, und den Haaransatz hatte er zusätzlich ausrasiert.
»Hallo«, sagte Briar versuchsweise.
Er antwortete nicht, blinzelte nur langsam mit seinen schräg stehenden braunen Augen.
Clys riesiger Schädel tauchte aus der Bodenluke auf. »Entschuldigung. Ich hätte Sie warnen sollen. Fang ist in Ordnung, aber er ist so ungefähr der lautloseste Mistkerl, der mir je über den Weg gelaufen ist.«
»Spricht er …«, begann Briar an und hielt dann inne in der Befürchtung, dass es unhöflich sein könnte. »Sprechen Sie Eng lisch?«, fragte sie den Mann in der Pluderhose und der Mandarinjacke.
Der Kapitän antwortete für ihn: »Er spricht gar nicht. Jemand hat ihm die Zunge rausgeschnitten, aber ich weiß weder wer noch warum. Aber verstehen tut er jede Menge. Englisch, Chinesisch, Portugiesisch. Weiß Gott, was noch alles.«
Fang trat von Briar zurück und legte einen Stoffbeutel auf einen Sitz zu seiner Linken. Er zog eine Fliegermütze aus dem Beutel und setzte sie auf. Hinten war ein Loch hineingeschnitten, durch das er seinen Pferdeschwanz ziehen konnte.
»Machen Sie sich seinetwegen keine Sorgen«, versicherte Cly. »Er ist einer von den Guten.«
»Warum wird er dann Fang genannt?«, fragte Briar.
Cly kletterte aus der Luke und zog den Kopf ein; er war so groß, dass er in seinem eigenen Schiff nicht aufrecht stehen konnte. »Soweit ich weiß, heißt er so. Sein altes Weib in Chinatown, unten in Kalifornien, hat mir erzählt, es bedeutet so viel wie ehrlich und aufrecht und hat nichts mit den Fängen einer Schlange zu tun. Auf ihr Wort muss ich mich wohl verlassen.«
»Aus dem Weg«, sagte jemand.
»Ich bin aus dem Weg«, erwiderte Cly, ohne hinzuschauen.
Von unten kam ein
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