Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
sagte er: »Jetzt schnell durchspringen. Ich komme gleich hinter dir.«
Auf der anderen Seite fixierte Zeke den Vorhang wieder, und sie standen im Dunkeln; nur die Laterne leuchtete munter.
»Jetzt noch rüber ans andere Ende und dann runter mit den Dingern.«
»Können wir hier drin nicht auch schon atmen?«
»Wahrscheinlich schon, aber ich will nichts riskieren. Wenn es sich machen lässt, habe ich gern mehrere Abdichtungen zwischen mir und dem Fraß.« Rudy nahm die Laterne und ging, unter mehreren herunterhängenden Stoffbahnen hindurch, bis ans Ende des mit einem Läufer ausgelegten Flurs.
Zeke folgte ihm. Auf der anderen Seite war es hell, aber das Licht wirkte grau und trüb.
Rudy hatte seine Maske bereits abgelegt. Als Zeke ihn frei atmen sah, riss er die seine ebenfalls herunter und sog die übel riechendste Luft ein, die er je geatmet hatte – trotzdem war es herr lich, weil er endlich nicht mehr mit aller Kraft darum kämpfen musste, um überhaupt welche in seine Lunge zu bekommen.
Selig blähte er den Brustkorb. »Ich kann atmen! Es stinkt zwar erbärmlich hier drin, aber ich kann atmen!«
»Selbst die frischeste Luft stinkt hier oben nach Schwefel und Rauch«, stimmte Rudy ihm zu. »Unter der Erde ist sie besser, aber hier oben steht sie einfach, weil sie nirgendwo hinkann. Unten halten wir sie in Bewegung.«
Zeke begutachtete seine Maske und stellte fest, dass die Filter sich verfärbt hatten. »Ich brauche neue. Ich hab gedacht, die halten fünf bis zehn Stunden?«
»Mein Sohn, was meinst du denn, wie lange du schon hier drin bist? Mindestens so lange, das lass dir gesagt sein. Aber kein Grund zur Panik. Filter gibt es fast umsonst im Untergrund, seit dieser große alte Neger letzten Frühling einen Versorgungszug der Konföderierten leer geräumt hat. Und wenn du merkst, dass es langsam eng wird – in diesem Teil der Stadt gibt es überall abgedichtete Tunnel. Aber merk dir als Faustregel, dass du nach Möglichkeit immer mindestens zwei Abdichtungen zwischen dem Fraß und dir hast.«
»Alles klar, merk ich mir«, sagte Zeke, denn der Ratschlag kam ihm durchaus vernünftig vor.
In irgendeinem nicht einsehbaren Winkel des riesigen, unfertigen Gebäudes ertönte ein lauter Schlag, der langsam verhallte.
»Was war das?«, fragte Zeke.
»Ich will verdammt sein … Keine Ahnung.«
»Klang, als wäre es von innerhalb des Turms gekommen.«
»Ja.« Rudy packte seinen Stock fester und hob die Spitze vom Boden, damit er notfalls schießen konnte.
Wieder ein Krachen, diesmal deutlicher. Es kam vom Treppenhaus.
»Das gefällt mir nicht«, murmelte Rudy. »Wir müssen wieder nach unten.«
»Das können wir nicht!«, flüsterte Zeke. »Der Lärm kam doch von unten. Wir gehen besser weiter rauf.«
»Du bist ein Schwachkopf. Wenn wir raufgehen, sitzen wir in der Falle, sobald die Treppe aufhört.«
An dieser Stelle endete die Diskussion, weil jetzt auch aus einer anderen Richtung Lärm ertönte, von hoch oben – der Lärm einer gewaltigen Maschine, die fauchend und zischend schnell näher kam.
»Was zum Teufel ist …« Zeke konnte die Frage nicht mehr beenden.
Ein gewaltiges Luftschiff bohrte sich in die Seite des Turms, prallte zurück gegen das Nachbargebäude, nur um krachend zurückgeschleudert zu werden. Fensterscheiben zerklirrten, und die Erde schwankte wie während eines Bebens.
Rudy setzte hastig die Maske wieder auf, und Zeke tat es ihm nach, auch wenn ihm dabei zum Heulen zumute war. Noch während das Gebäude unter ihnen zitterte, humpelte Rudy auf die Treppe zu.
»Nach unten!«, bellte er, stolperte in die Dunkelheit hinab und machte auf seiner wilden Flucht beinahe genauso viel Lärm wie das abstürzende Luftschiff draußen.
Zeke fand die Laterne nicht. Er hatte keine Ahnung, was aus ihr geworden war, und kämpfte mit aller Kraft den Drang nieder, Rudy in die wabernde Dunkelheit zu folgen.
Stattdessen ging er nach oben – und wurde empfangen von noch mehr Dunkelheit; brausend kam sie herab, stürzte auf ihn zu wie Wasser oder Erde oder der Himmel selbst.
Dreizehn
Briar leerte den Krug Wasser und dann gleich noch einen zweiten. Sie fragte nach dem Bier.
»Möchten Sie eins?«
»Nein. Ich habe mich nur gefragt, warum es hier welches gibt.«
Swakhammer füllte einen großen Krug mit dem säuerlich rie chenden Bier und setzte sich Briar gegenüber. »Weil es leichter ist, aus Fraßwasser Bier zu machen, als es zu reinigen. Kommt ein scheußliches Gebräu dabei raus, aber
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