Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
Briar noch einmal und schlang ihre Finger um das Gewehr.
»Schätzchen, wenn ich Ihnen irgendetwas Böses wollte, hätte ich Ihnen die hier längst abgenommen.« Er zeigte auf die Spencer. »Ich bringe Sie ins Maynard’s. Ist ein guter Ort. Nun kommen Sie. Wir haben Nachmittag, und es wird bald dunkel, und in der Dunkelheit wird hier alles nur noch schlimmer. Unter den richtig üblen Gegenden können wir drunter durch, aber um diese Tageszeit quetscht sich alles in die Tunnel, was laufen kann.«
»Und das ist schlecht?«
»Könnte sein. Wie ich Ihnen gerade erzählen wollte, bevor Sie mich unterbrochen haben, haben wir hier unten schon genug Probleme. Darum müssen wir uns die Neuzugänge genau anschauen. Wir brauchen nicht noch mehr Probleme, als wir auch so schon haben.«
Briar fühle sich ein wenig ausgeruhter, aber die leicht bedrohliche Wendung des Gesprächs beunruhigte sie. Sie schulterte das Gewehr, hängte sich die Tasche um und stopfte die Maske hinein. Der alte Hut ihres Vaters passte ohne Maske viel besser, also setzte sie ihn wieder auf, anstatt ihn an die Tasche zu binden.
»Ich möchte nur meinen Sohn finden«, erklärte sie. »Mehr nicht. Ihn finden und aus Ihrer Stadt wieder verschwinden.«
»Ich glaube, Sie unterschätzen den Wirbel, den eine Frau wie Sie hier verursachen kann, selbst ohne es zu wollen. Sie sind Maynards Tochter, und Maynard ist hier unten das, was man noch am ehesten eine allgemein anerkannte Autorität nennen kann.«
Briar blinzelte. »Aber er ist tot . Seit sechzehn Jahren schon!«
Swakhammer schob einen Ledervorhang beiseite und hielt ihn für Briar auf, die nun noch mehr Bedenken hatte, sich von ihm irgendwohin begleiten zu lassen. Aber es gab keine elegante Möglichkeit, das zu vermeiden. Sie übernahm die Führung, und er ließ den Vorhang hinter ihnen fallen. Bis auf seine Laterne war es in dem Gang dunkel.
»Sicher ist er tot, aber das ist gut für uns. Mit einem Toten kann man sich schlecht streiten. Ein Toter kann es sich nicht anders überlegen oder neue Regeln aufstellen oder sich wie ein Arschloch aufführen, sodass niemand mehr auf ihn hört. Ein Toter bleibt ein Heiliger.« Er tippte Briar auf die Schulter und gab ihr die Laterne. »Leuchten Sie mal, damit ich was sehen kann.«
Als hätte er etwas vergessen, hielt Swakhammer einen Finger hoch und bedeutete ihr, zu warten. Er duckte sich unter dem Vorhang durch und kam ein paar Sekunden später wieder zurück. Rauchgeruch folgte ihm.
»Musste die Kerzen noch ausmachen. Kommen Sie mal rüber mit der Lampe.«
Neben dem Ledervorhang lehnte eine lange Eisenstange an der Wand. Swakhammer nahm sie und fädelte sie durch eine Reihe Schlaufen unten an dem Vorhang.
»Sie …« Briar wusste nicht, wie sie die Frage formulieren sollte. »Sie sperren den Vorhang zu?«
Er schnaubte belustigt. »Ich beschwere ihn nur. Je mehr Sperren wir zwischen unten und oben haben, desto besser ist die Luft; und wenn die Blasebalge loslegen, pusten sie diese Vorhänge durch die Gegend wie Herbstlaub.«
Briar sah ihm aufmerksam zu. Die ganze Technik hier unten faszinierte sie – die Filter, die Abdichtungen, die Blasebalge. Seattle war einmal eine einfache Handelsstadt gewesen, die dem Gold in Alaska ihren Wohlstand verdankte, und dann hatte es sich in einen Albtraum voll Gas und lebender Toter verwandelt. Aber es waren Menschen dortgeblieben. Es waren Menschen dorthin zurückgekehrt. Und sie hatten sich angepasst.
»Kann ich irgendwie helfen?«
»Halten Sie einfach nur die Lampe. Bin schon fertig.« Die Stange hielt jetzt den Vorhang unten, und Swakhammer klemm te ihre Enden in eine Rille neben den Türpfosten. »Das wär’s. Und jetzt los. Behalten Sie die Lampe, wenn Sie möchten. Gehen Sie einfach hier rauf und nehmen Sie dann die rechte Abzweigung.«
Briar ging den feuchten, flechtenbewachsenen Gang entlang, in dem das ferne Tröpfeln von Wasser hallte. Manchmal kam von oben ein dumpfer Knall oder ein durchdringendes Klirren, aber da ihr Begleiter den Geräuschen keine Aufmerksamkeit beimaß, tat Briar ihr Bestes, sie ebenfalls zu ignorieren.
»Also, Mr. Swakhammer. Was ist dieses Maynard’s, zu dem Sie mich bringen?« Sie sah über die Schulter nach hinten. Das flackernde Licht der Laterne ließ das Gesicht des Mannes hohl und abgezehrt aussehen.
»War mal ’ne Kneipe, unten am Square. Jetzt ist sie natürlich genauso hinüber wie alles andere hier, aber unten im Keller halten ein paar Leute den Laden am Laufen. Ich
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