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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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genauso wie die Fresser. Sie ist ein zäher alter Vogel«, erklärte Angeline mit mehr als nur einem Anflug von Bewunderung. »Aber ich muss zugeben, sie ist alt genug, um meine Tochter zu sein. Und um deine Mutter zu sein, vielleicht sogar deine Großmutter. Also denk weiter nach, mein Junge. Warum gibt es hier unten niemanden, der so jung ist wie du?«
    »Geben Sie mir doch wenigstens einen Tipp«, bettelte Zeke, während er ihr über die halb blockierten, staubigen Stufen folgte. Er hatte keine Ahnung, wie viele Stockwerke sie inzwischen geschafft hatten, er war erschöpft und wollte nicht mehr weiter. Aber es nützte nichts – die Prinzessin wurde nicht langsamer, und da sie die Laterne hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als müde hinterherzustapfen.
    »Einen Tipp möchtest du. Meinetwegen: Wie lange steht die Mauer denn schon?«
    »Fünfzehn Jahre. Plus minus ein paar Monate. Meine Mutter sagt, sie ist am Tag meiner Geburt fertig geworden.«
    »Ist das so?«
    »So hat sie es gesagt.«
    Und während Zeke gegen die Maske und seine Erschöpfung ankämpfte, dachte er darüber nach, was fünfzehn Jahre für jemand bedeuteten, der damals kein kleines Kind mehr war. Er überlegte, wie alt seine Mutter gewesen war, vor fünfzehn Jahren: knappe zwanzig. »Die meisten Leute hier drin waren von Anfang an hier, oder?«
    »Die meisten, ja.«
    »Wenn sie also erwachsene Männer gewesen sind – und Frauen«, fügte er rasch hinzu, »in ihren Zwanzigern und Dreißigern … dann sind sie jetzt alle mindestens dreißig oder vierzig oder noch älter.«
    Angeline blieb stehen, schwang die Lampe herum und hätte Zeke damit fast an der Stirn erwischt. »Na bitte! Gut gemacht. Du kannst also doch nachdenken, selbst wenn du hechelst wie ein kleines Hündchen.« Nach einer nachdenklichen Pause fügte sie hinzu: »In Chinatown soll’s ein paar kleine Jungs geben, die von ihren Vätern oder Onkeln hergebracht wurden. Vielleicht sind sie Waisen, keine Ahnung. Und Minnericht – da er sich ja nun mal so nennt – ist bekannt dafür, ab und zu jüngere Leute reinzuholen. Aber die meisten … die das hier nicht von Anfang an kennen, können sich einfach nicht daran gewöhnen. Sie bleiben nicht lange. Was man ihnen kaum vorwerfen kann.«
    »Das sehe ich auch so.« Hätte er drei Wünsche frei gehabt, als Allererstes hätte er sich nach Hause gewünscht. Zeke war vollkommen am Ende. Ihm war übel von der stinkenden Luft, und überall um den Maskenrand herum war seine Haut wund. Wenn er die Augen schloss, sah er das Gesicht des ermordeten Chinesen vor sich und wollte so weit weg von seiner Leiche wie nur irgend möglich – am liebsten in eine andere Stadt.
    »Bald«, versprach Angeline.
    »Bald was ?«
    »Bald bist du wieder draußen und auf dem Weg nach Hause.«
    Zeke blickte ihr fest in die Augen. »Können Sie Gedanken lesen oder so was?«
    »Nein. Aber mit Menschen kenne ich mich ganz gut aus.«
    Da hörte Zeke ein Summen im Hintergrund, es kam von oben, der Lärm von Werkzeugen, die mit Stahl kämpften, und das heisere Fluchen übel gelaunter Männer in Schutzmasken. Ab und zu bebte das ganze Gebäude, als wäre es erneut getroffen worden, und bei jeder Erschütterung griff Zeke nach der Wand, um sich abzustützen, doch Rudy hatte mit zwei Sachen recht gehabt: In Chinatown gab es keine Frauen, und in dem unfertigen Turm gab es keine Geländer.
    »Miss Angeline?« Auf dem nächsten Treppenabsatz wurde die Umgebung ein wenig heller, aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
    »Was ist?«, fragte sie. »Wir sind fast da. Siehst du? Die Fenster sind hier stärker beschädigt, und ein bisschen Mondlicht dringt herein. Wir sind schon ganz nahe an der Stelle, wo sie reingekracht sind.«
    »Gut. Ich hab mich bloß gerade was gefragt. Rudy wollte es nicht sagen, und Sie haben es auch nicht erwähnt, aber wer ist dieser Dr. Minnericht, von dem Sie beide gesprochen haben?«
    Etwas an der Haltung der Prinzessin veränderte sich schlagartig. Sie blieb zwar nicht wie angewurzelt stehen, aber sie zuckte zusammen, zitternd, als hätte sie ein Gespenst gesehen, wie ein zu fest aufgezogenes Uhrwerk, dessen filigrane Mechanik jeden Moment unter der Anspannung zu zerreißen drohte.
    »So heißt er nicht.«
    Sie drehte sich um und hätte Zeke beinahe wieder mit der Lampe getroffen – sie konnte ja nicht wissen, wie dicht er hinter ihr war. Dann starrte sie ihn an mit ihren leicht schräg stehenden Augen und ihrer Adlernase, und selbst durch

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