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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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genauer ließ es sich im Licht ihrer Laterne nicht sagen. Ihre Haut war eine Nuance dunkler als seine und hatte die Farbe eines Rotwildfells oder eines Tabakbeutels aus gutem Wildleder. Die Jacke, die sie trug, hatte einmal einem Mann gehört, denn sie war so geschnitten, dass sie jemand Größerem passte, und auch die Hosen trug die Frau umgeschlagen und mit Gürtel, damit sie nicht herunterrutschten. Ihre Augen waren von einem reinen Dunkelbraun, wie Kaffee, darüber ergrauende Augenbrauen, die Schatten warfen wie Markisen. Ihre Hände bewegten sich wie Krabben, schnell und stark.
    Sie kniff ihm in die Wangen. »Du atmest, hm?«
    »Ja … Ma’am«, sagte Zeke und fragte sich, warum er auf dem Rücken lag. Er fragte sich, wo Rudy abgeblieben war. Er fragte sich, wie er hierhergekommen war, wie lange er schon hier war und wie er nach Hause kommen sollte.
    Die buschigen grauen Brauen über ihm zogen sich zusammen. »Du hast doch keinen Fraß abbekommen, oder?«
    »Kann ich nicht sagen, Ma’am.« Zeke lag immer noch da, war immer noch am Rätseln. Er schaute zu der Frau hinauf, zu benommen, irgendetwas anderes zu tun als ihre Fragen zu beantworten.
    Sie richtete sich auf, und da merkte Zeke erst, dass sie neben ihm gekauert hatte. »Wenn du was abbekommen hättest, könntest du nicht so schlau daherreden. Dann gehe ich mal davon aus, dass du heil bist, außer du hast dir irgendwas gebrochen, das ich nicht sehen kann. Hast du dir was gebrochen?«
    »Bin mir nicht sicher, Ma’am.«
    »Ma’am. Bist wohl ein richtiger Witzbold.« Es war keine Frage.
    »Ich versuche nicht, witzig zu sein«, nuschelte Zeke und versuchte, sich aufzusetzen. Doch irgendetwas Großes und Flaches versperrte ihm den Weg, und als er seine Finger darum schloss, um es aus dem Weg zu schieben, wurde ihm klar, dass es sich um eine Tür handelte. »Warum liege ich denn unter einer Tür?«
    »Junge, diese Tür hat dir das Leben gerettet. Sie lag auf dir drauf wie ein Schild, und du bist mit ihr die ganze Treppe runtergerutscht. Hat dich davor bewahrt, zerquetscht zu werden. Weil nämlich Folgendes passiert ist: Ein Luftschiff ist in den Turm gekracht. Eine ziemliche Bruchlandung, könnte man sagen, richtig rein in die Flanke. Noch ein bisschen fester, und es wären vielleicht alle sauberen Stockwerke auf einmal eingestürzt – und du wärst jetzt ein armer toter Junge, stimmt’s?«
    »Glaube schon, Ma’am. Ma’am?«
    »Hör auf, mich so zu nennen.«
    »Wie Sie wollen, Ma’am«, sagte er aus Gewohnheit, nicht aus Aufmüpfigkeit. »Tut mir leid. Ich habe mich nur gerade gefragt, ob Sie vielleicht die Prinzessin sind, die wir unten in den Tunneln getroffen haben. Sind Sie die Prinzessin?«
    »Du sagst Miss Angeline zu mir. Das ist Name genug für mich, Junge.«
    »Miss Angeline. Ich bin Zeke.«
    Er zog die Beine an, hebelte die Tür von sich runter und setzte sich auf. Miss Angeline half ihm hoch, half ihm, nicht sofort wieder hintenüberzufallen. Sterne und Gischt tanzten vor der Schwärze vor seinen Augen, Funken pulsierten im Rhythmus der pochenden Adern an seinen Schläfen.
    Zeke riss sich zusammen und dachte, dass dies wohl das Gefühl war, mit dem sich eine Ohnmacht ankündigte, und dann dachte er, dass Prinzessin Angeline stärkere Arme hatte als jeder Mann, dem er je begegnet war.
    Sie hielt ihn, stützte ihn, lehnte ihn gegen eine Wand. »Was aus deinem Deserteur geworden ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich hat er dich ebenfalls im Stich gelassen, nehme ich an.«
    »Rudy. Er ist nicht desertiert, hat er gesagt.«
    »Belogen hat er dich also auch noch. Hier, setz deine Maske wieder auf. Die Luft hier drin ist nicht gerade gut; oben sind ein paar Fenster kaputtgegangen, und der Fraß sickert ein. Du bist jetzt wieder unten im Keller. Hier ist es zwar besser als an manchen anderen Stellen, aber die Dichtungen sind hinüber.«
    »Meine Maske. Die Filter sind verstopft.«
    »Nein, sind sie nicht. Ich hab dir zwei von meinen zurechtgeschnitten. Damit kommst du eine Weile durch. Lange genug, um aus der Stadt rauszukommen jedenfalls.«
    »Aber ich kann noch nicht aus der Stadt raus. Ich muss nach Denny Hill.«
    »Junge, du bist nicht einmal in der Nähe von Denny Hill. Wie ich dir schon in den Tunneln beim Rough End klarzumachen versucht habe: Der alte Osterude wollte dich nicht zu dem Haus bringen, sondern schnurstracks zu dem alten Teufel, den sie Dr. Minnericht nennen, und der Himmel mag wissen, was dann aus dir geworden wäre, aber ich nicht.

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