Bonfire-Chroniken - Integration: Bonfire Academy Band 2 (German Edition)
wurde still, als Frau Smelt die Stimme hob. »Setzt euch.«
Ich sah, dass Faustine neben Quinn saß. Ich nickte Martha und Professor Bern zu und fragte mich, was sie hier taten. Faustine saß entspannt nach hinten gelehnt auf ihrem Stuhl und wirkte kein bisschen verstört. Ich kauerte mich auf einen Hocker in der Nähe der Tür, während sich Jagger neben mich stellte.
»Okay, alle sind anwesend. Faustine, dein Vater ist auf dem Weg, aber wir können später mit ihm reden. Zeig jetzt allen, was du gefunden hast.«
Faustine machte ein widerwilliges Gesicht, als sie das Papier hochhielt. »Soll ich es vorlesen?«
»Ja, tu das.« Frau Smelt nahm ihre Brille ab und sah Faustine durchdringend an. »Jagger und ich haben es schon gelesen, aber lass es uns auch Professor Bern, Quinn, Martha und Cordelia mitteilen. Ich habe Quinn gebeten zu kommen, weil er sich so für Faustine engagiert hat.«
Faustine räusperte sich und begann zu lesen:
»Dein letzter Atem
Füllt sich mit Blut und Schmerzen
Gefolgt von Stille«
Ich schauderte, mir lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Eine Todesdrohung in Haikuform. Herrje! Alle im Raum schwiegen und sahen einander an – Frau Schmelder, Professor Bern, Faustine, Quinn, Jagger und ich. Und Ryker, da war ich mir ziemlich sicher, war unsichtbar anwesend, um der Besprechung zu lauschen.
»Ein gruseliges Haiku.« Faustine verdrehte die Augen. »Echt keine große Sache, aber Martha hat darauf bestanden, dass ich es Frau Schmelder zeige.«
»Und ich bin froh, dass du es getan hast«, antwortete die Smelt.
»Wo hast du es gefunden, Faustine?«, fragte ich.
»Es war an meine Tür geklebt, einmal gefaltet, mit meinem Namen auf der Rückseite.«
»Das war bestimmt Mason«, platzte ich heraus. »Er dürfte nicht hier sein.«
»Das können wir nicht mit Sicherheit sagen«, erwiderte die Smelt. »Wir glauben nicht, dass er Gelegenheit gehabt hat, die Nachricht an Faustines Tür zu hinterlassen. Er war den ganzen Tag mit Ryker oder Jagger zusammen. Das soll nicht heißen, dass er nicht daran beteiligt gewesen sein kann und mit jemandem zusammengearbeitet hat.«
»Haben Sie die Überwachungskameras überprüft? Die haben doch bestimmt aufgezeichnet, wer die Nachricht hinterlassen hat?«, fragte ich.
»Leider nein. Es sieht so aus, als ob die Nachricht einfach von einem Einzelbild zum anderen erscheint.«
»Also jemand, der sich unsichtbar machen kann. Kann Mason das?«
»Diese Information kann ich nicht preisgeben, Cordelia, das weißt du«, antwortete die Smelt. »Aber ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass er es war.«
»Ein beschissener, unsichtbarer Haiku-Killer also. Na klasse«, sagte Martha langgezogen. »Und jetzt?«
Faustine streckte die Brust vor. »Ich glaube wirklich nicht, dass es eine große Sache ist. Wahrscheinlich nur Mason, der sich wie ein Arsch benimmt. Er muss einen aus seinem Rudel oder jemand anderes angestiftet haben, sie zu überbringen. Ich habe kein bisschen Angst vor ihm.«
Kurz vor ihrem vierzehnten Geburtstag sah sie immer noch so jung und unschuldig aus, fast genauso, wie vor einem Jahr, als ich sie, in genau diesem Büro, kennengelernt hatte. Aber eben nur fast. Sie war seitdem natürlich gewachsen und entpuppte sich als absolut atemberaubende, junge Frau, was überhaupt keine Überraschung war, wenn man an ihre Mutter dachte: die unheimlich attraktive Lady Annabel. Zusätzlich schien sie diese
Leg-dich-nicht-mit-mir-an
-Aura auszustrahlen. Ihre Kräfte offenzulegen hatte ihr ein Selbstvertrauen gegeben, das vielleicht ein bisschen gefährlich war, besonders weil sie noch nicht ganz wusste, wie sie diese Kräfte vollständig kontrollieren konnte.
Ich konnte sehen, dass Quinn und Jagger das Gleiche dachten, während wir ihr dabei zusahen, wie sie versuchte, die Nachricht herunterzuspielen. Hoffentlich war das zum Teil nur Mut der Verzweiflung, um ihre wahren Ängste zu verbergen, und nicht nur der unvernünftige Irrglaube, dass sie allmächtig wäre. Die kleinen Schweißperlen, die ihr auf die Stirn traten, verrieten mir, dass es Ersteres war.
»Faustine, ich will, dass du das ganz ernst nimmst«, ermahnte die Smelt. »Es könnte sein, dass Mason sich mit jemandem zusammengetan hat. Oder er hat jemand Unbeteiligten gebeten, den Brief abzuliefern, wie du gesagt hast. Das Problem ist, wir wissen es einfach nicht. Ich werde die Angelegenheit untersuchen und Mason befragen, der nebenan wartet. Ich will, dass du in Alarmbereitschaft bleibst und
Weitere Kostenlose Bücher