Bonfire-Chroniken - Integration: Bonfire Academy Band 2 (German Edition)
Brille ab und polierte die Gläser mit einem Zipfel seines weißen Hemdsärmels. »Ich glaube, du hast recht. Das ist etwas, das wir während der Tests erforschen können. Lass uns diese Woche seine Grunddaten erledigen und uns dann hinsetzen und herausfinden, wie wir seine Verwandlung auslösen können. Ich weiß, dass du ein Problem mit ihm hattest und es kann gut sein, dass wir dich als Stimulus einsetzen. Natürlich nur, wenn du damit einverstanden bist.«
Ich nickte. Damit war ich mehr als einverstanden. Herauszufinden, was in Mason Kopf vorging, war unbezahlbar.
Professor Bern erhob sich. »Okay. Ich muss gehen. Ich habe noch ein anderes Meeting. Ich treffe mich einmal monatlich mit dir. Sagen wir jeden ersten Montag im Monat, aber ich bin immer zu erreichen, wenn du mich sprechen musst. Ich überlasse dich Henris fähigen Händen.« Mit einem Nicken drehte sie sich um und verließ das Labor.
Ich sah zu Henri. Er sah wie der typische Wissenschafts-Nerd aus. Obwohl er diese typische Streberbrille mit runden Gläsern trug, hätte ich geschworen, dass es in seinem Fall keine echte Brille war. Es wirkte irgendwie seltsam, dass er sie als Fashionstatement trug, aber ich nahm an, dass er sich dadurch in Professor Berns Gegenwart selbstsicherer fühlte. Er wirkte wirklich ziemlich eingeschüchtert, wenn sie da war, trotz ihres offensichtlichen Vertrauens in seine Fähigkeiten. Plötzlich fragte ich mich, was er war. Ich hatte angenommen, dass er ein Hexer war, aber das war durch bloßes Ansehen schwer zu sagen. Für einen Hexer wirkte er ein bisschen zu schüchtern und zurückhaltend. So sehr ich ihn fragen wollte, wusste ich doch, dass ich damit die Schulregeln brach, also ließ ich es. »Henri, brauchen Sie mich jetzt noch? Wenn nicht, gehe ich und sehe mal nach meinem Bruder.«
»Geh nur. Ich schicke dir die Akten. Studier sie, bevor du morgen herkommst.«
»Mache ich.«
Voller Erwartung ging ich zum Speisesaal der Initiaten, um mich mit meinem kleinen Bruder zu treffen. Seit ich an der Academy war, hatte ich keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt, aber Mom hatte mich in seine letzten Abenteuer eingeweiht.
Wie ich und meine anderen Geschwister war Pascal auf eine normale Pariser Schule geschickt worden, wo er sich ohne viel Theater eingelebt hatte – wenigstens zu Anfang. Zuerst hatte er nur das Problem, unter dem die meisten paranormalen Kinder litten, besonders die mit Eltern in wichtigen Positionen: eine verwöhnte kleine Rotznase zu sein. Er war in allen Fächern viel besser als seine menschlichen Mitschüler und sog alle Informationen, die man ihm hinhielt wie ein Schwamm auf, um sie auf Befehl wiederzukauen. Er war auch viel stärker und beweglicher als die anderen Schüler und hervorragend in Sport. Also hatte mein kleiner Bruder schnell ein Gefühl der Überlegenheit entwickelt und irgendwie verpasst, wie wichtig es ist,
bescheiden
zu sein. Je arroganter er wurde, desto weniger mochten ihn die anderen Kinder in der Schule und verbündeten sich gegen ihn. Das Problem eskalierte so weit, dass mein Bruder einer Gruppe von Kindern gegenüberstand, die darauf brannten, ihm eine Lektion zu erteilen. Und natürlich wehrte Pascal sich auf die einzige Art, die er kannte: mit seinen Kräften. Üble Szene. Er wurde fix aus der Schule entfernt, bevor die Geschichten und Gerüchte über die seltsamen Vorkommnisse auf ihn hindeuteten. Nach einer Dosis Heimunterricht wurde er an die Academy geschickt.
Ich entdeckte ihn gleich, als ich den Speisesaal betrat. Oder wenigstens hörte ich ihn. Er saß vornübergebeugt auf einem Stuhl und lachte lauthals. Nur sein karottenroter Schopf war zu sehen, dessen Locken auf und ab hüpften, während er sich vor Vergnügen schüttelte. Die beiden anderen Jungs am Tisch kicherten auch, einem von ihnen liefen die Tränen übers Gesicht.
»Was ist so lustig, Jungs?« Ich boxte meinen Bruder auf den Rücken.
»Hey! Das hat wehgetan.« Pascal richtete sich auf und beäugte mich mit glitzernden Augen. »Was geht, Schwesterchen?«
»Wir sind zum Mittagessen verabredet. Vergessen?«
»Ööh…«
»Oh Mann, du nervst. Komm schon, suchen wir uns einen Tisch.«
Pascal stand auf. Er war ungefähr einen Kopf größer als ich. »Bis später, Leute.« Er winkte seinen Freunden zu und folgte mir zur Essensausgabe.
»Na, wie kommst du hier klar?«, fragte ich, sobald wir mit dem Essen fertig waren.
»Es ist cool, in eine Schule mit anderen Dämonen zu gehen, bloß auf die Hunde steh ich
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