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Bonita Avenue (German Edition)

Bonita Avenue (German Edition)

Titel: Bonita Avenue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Buwalda
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Wichser? Dein Stiefflittchen?»
    Beim zweiten Mal trifft das Nunchaku ihn lähmend hart am Hals: Ein sich schnell verzweigender Schmerz arbeitet sich hinauf zu seinem Kiefer. (Nunchaku – ja genau, so heißt die mythisch überhöhte, ordinäre Waffe, mit der er angegriffen wird, zwei Stahlstäbe, verbunden durch eine kurze Kette, ein doppelter Dreschflegel, der seine verblasste Popularität den Filmen von Bruce Lee verdankt. Früher einmal beliebt unter kahlrasierten Testosterongranaten, die öffentliche Feiern oder Fußballspiele besuchten, um Schlägereien anzuzetteln.) Während er mit vor Schmerz weit aufgerissenem Mund dasteht, sieht er im Spiegel, dass Wilbert etwas sagen will. Der Schuft glaubt doch tatsächlich, dafür habe er Zeit. Schlimmer kann er sich nicht irren. Wenn du wüsstest, mit wem du es zu tun hast, du mieses Schwein, dann kämst du mir nicht so nahe .
    Es ist seltsam, wie es funktioniert, doch alle nötigen Berechnungen überschlägt er in der ersten Sekunde. Sofort nach dem ersten Hieb: eine Reihe von Einschätzungen. Die Entfernung zwischen ihm und dem Türrahmen. Die Kräfteverhältnisse: Sein Gegner ist ein Kämpfer und zudem bewaffnet, er selbst ist relativ gut im Training, aber alt und müde – ein kurzer Moment der Unsicherheit: Kann er diesem der Sicherungsverwahrung Entgangenen, der auf der Höhe seiner Kraft ist, die Stirn bieten? Seine verletzliche Nacktheit scheint ein Nachteil zu sein, ist aber, so erniedrigend sie auch sein mag, ein Vorteil: Er ist kaum zu fassen. Der Zeitpunkt: Dieses Arschloch will kämpfen, hat den genauen Zeitpunkt wählen können, und der ist jetzt gekommen. Gleichzeitig vermutet er, dass er Wilbert soeben geweckt hat, als er durch die Diele ging, dass die Decken in seinem Ehebett von diesem Schwein zerwühlt wurden – ein Gedanke, an dem er sich auflädt .
    «Genug gequatscht, Wichser, ich komm meine Kohle ho–»
    Mit einem Stöhnen drückt er sich vom Waschbecken ab, sein linkes Bein macht einen Riesenschritt zum Türrahmen, er zieht das andere hinterher und wuchtet seine linke Schulter wie einen Rammbock in den gedrungenen Brustkorb, eine feste Masse, die diesem Stoß nur zögerlich nachgibt, doch der Stoß ist gnadenlos. Sie beginnen mit ihrem Fall, und darauf eingespielt, wie er ist, greift er nach den Hosenbeinen seines Feindes, seine Hände packen die um Waden und Knie schlabbernde Baumwolle, weit unten muss man zupacken, und sofort reißt er dem Schurken die Beine weg, zieht sie nach oben, das muss ruckartig passieren, es ist eine bewährte, brutale Technik. Wie ein einziger Körper kippen sie ins Ankleidezimmer, Zeit, sich am Türrahmen festzuhalten, bleibt Wilbert nicht, und einen unteilbaren Augenblick später knallt sein Hinterkopf gegen den niedrigen Schuhschrank gegenüber der Tür, ein dumpfer, harter Aufprall. Erneut bohrt sich seine Schulter in den fleischigen Brustkorb, etwas knackst, pfeifende Stimmbänder, Alkoholgeruch füllt seine Nase.
    Benommen bleiben sie liegen, beide auf dem Rücken, er auf seinem Angreifer.
    Dann trifft etwas Kaltes, Hartes sein Kinn: die Kette des Nunchakus, die Metallglieder scheuern über seine Haut. Reflexartig presst er das Kinn auf die Brust, das Metall gleitet über die Bartstoppeln, der Schmerz ist unmittelbar und schneidend. Die Kette schnellt ihm an die Kehle, sofort greifen die Finger seiner linken Hand danach, die Fingerspitzen werden zwischen Kette und Kehlkopf eingeklemmt. Laute Atemstöße, in die sich Spucke mischt, an seinem linken Ohr, knurrend zerrt Wilbert an den Stäben und schnürt ihm die Luft ab. Er macht schlagende Bewegungen nach hinten, mit dem Ellbogen rammt er Wilberts Schulter, verpasst ihm heftige Stöße gegen Schultern und Oberarme, während ihm immer mehr die Luft ausgeht, er röchelt, Blut staut sich in seinem summenden Schädel. Davor hat er sich gefürchtet, schon vor langer Zeit, seit dem Moment, als ihm klarwurde, dass dieser Bursche hemmungslos ist und keine Grenzen kennt – dass er dem nicht gewachsen ist.
    Mit äußerster Kraftanstrengung zieht er die Bauchmuskeln ein, er hat die Bauchmuskeln eines Gorillas. Seine Knie schnellen empor, er schleudert sie mit aller Wucht nach hinten, das rechte landet mit einem klatschenden Rums in Wilberts Gesicht, nimm das, Arschloch – der Schlag hat es in sich, der Junge stöhnt, seine linke Hand lässt das Nunchaku los, mit bleiernem Schwung landet es auf Sigerius’ Brust. Hustend, Schleim spuckend, packt er Wilberts linken Arm,

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