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Bonita Avenue (German Edition)

Bonita Avenue (German Edition)

Titel: Bonita Avenue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Buwalda
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Lobby und stießen auf unseren neuen Firmensitz an. Rusty, der mich mit sanften Schubsern ein wenig die Treppe hinaufgeschoben hatte, schenkte mir mit ausgestrecktem Arm mindestens dreimal aus einer der goldenen Champagnerflaschen nach, die schon seit Tagen im Kühlschrank lagen. «Hier», brummte er in seinem nasalen West-Coast-Irisch, «weil du mir schlaflose Nächte bereitet hast.» Danach lobte er mich in den Himmel. «Liebe Freunde», sagte er nervös, «lasst uns auf uns selbst anstoßen. Lasst uns auf den Erfolg anstoßen, den die Barracks uns bringen werden. Lasst uns anstoßen auf die neuen Kollegen, die wir begrüßen werden. Vor allem aber wollen wir unser Glas erheben auf Joy. Diese Topfrau hier» – er rüttelte mit seiner freien Hand an meiner Hüfte, sodass ich mich am wackeligen Kirschholzgeländer festhalten musste – «hat unserer Zukunft, ich will mal sagen, Beine gemacht.»
    Anschließend zog er mich fast von der Treppe und gab mir, abgesehen von zwei Küssen, auch noch das Wort; obwohl er seit Jahren Direktor war, bekam er jedes Mal rote Flecken, wenn er vor Leuten reden musste. Das Ganze berührte mich wirklich, all die zu mir aufschauenden Menschen. Kameraleute, Regisseure, Maskenbildner, IT-Kräfte, ein paar Schauspieler in weißen Bademänteln, die Gesichter zum Teil geschminkt. Leidenschaftlich engagierte, erwartungsvolle, oft ziemlich gut ausgebildete Sonderlinge, zusammengedrängt in der gefliesten Lobby unseres knarzenden viktorianischen Landhauses inmitten der Studio City (die Rusty, seit ich da wegwollte und er nicht, hartnäckig «Hollywood» nannte). Ich erklärte ihnen noch einmal, warum die L. A. Barracks so wichtig waren. Ich versprach ihnen erneut, dass wir in einem Jahr the biggest player of the world sein würden. Und ich musste mir eingestehen: Ich wertete es als persönlichen Triumph, es war ein Erfolg, den ich eigenhändig auf die Beine gestellt hatte, und eine Stunde lang war Aarons Handgranate komplett vergessen. Es stimmte mich im Innersten zufrieden, dass ich nicht nur einen, sondern zwei Sturköpfe – Rusty, und danach auch Sotomayor – mit Mühen so weit gekriegt hatte, auf mich zu hören.
    Natürlich, Rusty bereitete das Ganze immer noch Kopfzerbrechen. Auch für einen Rusty Wells waren 16,3 Millionen Dollar ein ganz schöner Batzen Geld, der seine bis dahin größte Investition um das Zehnfache überstieg. «Joy», hatte er gejammert, wenn ich ihn am Ende eines Arbeitstages wieder einmal von den Barracks zu überzeugen versuchte, «ist dir eigentlich klar, wie sehr ich Hollywood liebe? Hast du eine Vorstellung davon, was es für einen Burschen aus Belfast bedeutet, sein Brot nur einen Steinwurf entfernt von MGM zu verdienen?» «Brauchst du ein Schnäuztuch?», antwortete ich dann, obwohl ich sehr wohl wusste, dass wir nicht schlecht untergebracht waren. Dieses Holzhaus, Ende des neunzehnten Jahrhunderts von britischen Kolonisten erbaut, die darin jahrzehntelang ein Familienhotel betrieben hatten, besaß Charme; es hatte vierundzwanzig verschieden große, über drei schiefe und zudem versetzt angeordnete Etagen verteilte Zimmer, die alle gleich stark nach Schimmel rochen. In den Fluren hingen jadegrüne Lampenschirme wie schlaffe Tulpen von den Decken, der Empfangstresen glänzte wie ein Steinway, die Lobby ließ vermuten, dass Paul Newman und Robert Redford irgendwo oben in einer Wanne, die verschnörkelte Füße hatte, Zigarren rauchten. Als Rusty 2001 eine knappe Million für das Haus auf den Tisch legte, war er mit Universalkräften, die alle ein bisschen Ahnung vom Filmemachen hatten, eingezogen. Aber das war damals. Mittlerweile stürzten die grau gedeckten Spitzdächer und die blau angestrichenen Erker beinahe in sich zusammen, wenn wir mit den fünfzig Mitarbeitern morgens gleichzeitig unsere Computer einschalteten. Das Ganze war ausgereizt, und das sah Rusty auch.
    «Aber wieso eine feckin’ Kaserne mit achtzehntausend Quadratmetern?», fragte er. «Und warum der zweifache feckin’ Gewinn von 2007? Wir haben letztes Jahr knapp acht Millionen verdient – acht, nicht achtzehn. Und warum nach Compton, Joy? Warum ausgerechnet in dieses feckin’ Compton? Willst du, dass wir draufgehen oder was? Warum ein historical landmark ? Warum ausgerechnet ein Denkmal, das auf einer Liste steht? Willst du dich ständig mit sechzehn Amateurhistorikern rumstreiten? Willst du dich mit dem halben city council auseinandersetzen?»
    Als wir 2003 beschlossen, Kompagnons

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