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Bonjour Tristesse

Bonjour Tristesse

Titel: Bonjour Tristesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Françoise Sagan
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an meinem zwanzigsten Geburtstag einen jungen Mann
vorstellte—einen jungen Mann mit einer Universitätsprüfung, dem eine glänzende
Karriere bevorstand, der intelligent, ausgeglichen und garantiert treu war.
Eine Beschreibung übrigens, die sehr weitgehend auf Cyril zutraf. Ich mußte
lachen.
    »Ich bitte dich, lach nicht«, sagte
Cyril. »Sag, daß du eifersüchtig sein wirst, wenn ich so tun werde, als ob ich
Elsa liebte. Wie konntest du dir so etwas überhaupt nur ausdenken? Liebst du
mich?«
    Er sprach leise. Elsa hatte sich
diskret zurückgezogen. Ich sah in sein braunes, gespanntes Gesicht, in seine
dunklen Augen. Er liebte mich, und das beeindruckte mich auf eine seltsame Art.
Ich blickte auf seinen Mund, seine Lippen waren feucht und rot und so nah...
Ich kam mir nicht mehr intellektuell vor. Sein Gesicht kam näher, und als
unsere Lippen sich leise berührten, erkannten sie einander wieder. Ich blieb
mit offenen Augen sitzen. Sein Mund lag regungslos auf meinem, ein warmer,
fester Mund. Ein leichtes Zittern durchlief ihn, und um es zu ersticken, neigte
Cyril sich noch näher zu mir; seine Lippen öffneten sich, sein Kuß wurde
lebendig, herrisch, wissend, allzu wissend... Und ich begriff, daß ich mehr
Begabung hatte, einen jungen Mann in der Sonne zu küssen als ein Examen zu
machen. Ich rückte etwas von ihm ab, mein Atem ging schnell.
    »Cécile, wir müssen zusammen leben. Ich
werde diese Komödie mit Elsa spielen.«
    Ich fragte mich, ob meine Berechnungen
stimmten. Ich war die Seele, der Regisseur dieser kleinen Komödie. Ich konnte
sie jederzeit verhindern.
    »Du hast komische Ideen«, sagte Cyril
und lächelte sein kleines, schiefes Lächeln, mit dem er aussah wie ein Bandit,
wie ein sehr schöner Bandit...
    »Küß mich«, murmelte ich, »küß mich
schnell.«
    Und so geschah es, daß ich das
Stichwort zum Beginn dieser Komödie gab. Gegen meinen Willen, aus Lässigkeit
und Neugier. In manchen Augenblicken wünschte ich, ich hätte es willentlich,
aus Haß und aus Leidenschaft getan, damit ich mich wenigstens anklagen könnte,
mich selbst, und nicht meine Trägheit, die Sonne und Cyrils Küsse.
    Nach einer Stunde verließ ich meine
Mitverschworenen ziemlich niedergeschlagen. Es blieb mir immer noch eine Reihe von
Argumenten, mit denen ich mich beruhigen konnte: Vielleicht war mein Plan
schlecht, vielleicht würde mein Vater in seiner Leidenschaft so weit gehen, daß
er Anne treu blieb. Dazu kam, daß weder Cyril noch Elsa irgend etwas ohne mich
machen konnten. Ich würde sicher einen Grund finden, das Spiel zu beenden,
sobald es den Anschein hatte, daß mein Vater in die Falle ging. Es war immerhin
unterhaltend, es zu versuchen und zu sehen, ob meine psychologischen
Berechnungen richtig oder falsch waren.
    Und dann, Cyril liebte mich, Cyril
wollte mich heiraten. Der Gedanke daran genügte, um mich überglücklich zu
machen. Wenn er ein oder zwei Jahre, solange bis ich erwachsen war, warten
konnte, würde ich seinen Antrag annehmen. Ich sah mich schon mit Cyril leben,
in seinen Armen schlafen, ihn nie verlassen. Jeden Sonntag würden wir mit Anne
und meinem Vater — dem glücklichen Ehepaar — Mittag essen, vielleicht sogar mit
Cyrils Mutter, was dazu beitragen würde, diesem Mahl Atmosphäre zu geben.
    Ich begegnete Anne auf der Terrasse;
sie ging zum Strand hinunter, mein Vater war schon vorausgegangen. Sie empfing
mich mit dem ironischen Lächeln, mit dem man Leute begrüßt, die am Abend vorher
zuviel getrunken haben. Ich fragte sie, was sie mir gestern, bevor ich
einschlief, hatte sagen wollen, aber sie weigerte sich lachend, mit dem
Vorwand, es würde mich verletzen. Mein Vater kam aus dem Wasser, groß,
muskulös; er erschien mir prachtvoll. Anne und ich gingen zusammen ins Meer.
Sie schwamm behutsam, den Kopf über dem Wasser, um ihre Frisur nicht zu
zerstören. Dann legten wir uns alle drei Schulter an Schulter flach auf den
Bauch, ich in ihrer Mitte, schweigsam und ruhevoll.
    Und dann tauchte das Boot mit vollen
Segeln am Ende der Bucht auf. Mein Vater sah es zuerst.
    »Der gute Cyril hat es nicht mehr
ausgehalten«, sagte er lachend. »Anne, verzeihen wir ihm? Im Grunde ist er doch
ein netter Kerl.«
    Ich hob den Kopf, ich spürte die
Gefahr:
    »Aber was macht er da?« sagte mein
Vater. »Er umsegelt die Bucht. Ah, aber er ist nicht allein...«
    Nun hob Anne den Kopf. Das Boot segelte
an uns vorüber. Ich konnte Cyrils Gesicht erkennen, und im Geiste flehte ich
ihn an, wieder zu

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