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Bonjour Tristesse

Bonjour Tristesse

Titel: Bonjour Tristesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Françoise Sagan
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auf mich zu, nahm mich in seine Arme, drückte mich
leidenschaftlich an sich und murmelte verworrene Worte:
    »Mein Liebstes, ich war so besorgt...
Es ist schon so lange her... Ich wußte nicht, was du tust, ob diese Frau dich
unglücklich macht... Ich wußte nicht, daß ich so unglücklich sein könnte... Ich
bin jeden Nachmittag an der Bucht vorbeigefahren, einmal, zweimal... Ich wußte
nicht, daß ich dich so sehr liebe...«
    »Ich auch nicht«, sagte ich.
    Wirklich, es überraschte und bewegte
mich zugleich. Ich bedauerte, daß mir zu übel war, um meine Gefühle zeigen zu
können.
    »Du bist blaß«, sagte er. »Jetzt werde
ich mich um dich kümmern; ich lasse nicht länger zu, daß du schlecht behandelt
wirst.«
    Elsa schien ihrer Phantasie freien Lauf
gelassen zu haben. Ich fragte Cyril, was seine Mutter dazu sage.
    »Ich habe sie ihr als eine Freundin,
eine Waise vorgestellt«, sagte Cyril. »Sie ist übrigens sehr sympathisch, deine
Elsa. Sie hat mir alles über diese Frau erzählt. Seltsam, daß jemand mit einem
so feinen und rassigen Gesicht so eine Intrigantin sein kann.«
    »Elsa hat sehr übertrieben«, sagte ich
schüchtern. »Ich wollte ihr gerade sagen, daß...«
    »Ich habe dir auch etwas zu sagen«,
unterbrach mich Cyril. »Cecile, ich möchte dich heiraten.«
    Ich hatte einen Moment der Panik: Ich
mußte etwas tun, etwas sagen! Wenn mir nicht so grauenhaft übel gewesen wäre...
    »Ich liebe dich«, murmelte Cyril in
meine Haare. »Ich höre auf mit meinem Studium, man hat mir eine interessante
Stellung angeboten... ein Onkel... Ich bin sechsundzwanzig, ich bin kein Kind
mehr, ich meine es ernst. Was sagst du dazu?«
    Ich suchte verzweifelt nach einer
schönen, vieldeutigen Phrase. Ich wollte ihn nicht heiraten. Ich liebte ihn,
aber ich wollte ihn nicht heiraten. Ich wollte überhaupt niemanden heiraten,
ich war müde.
    »Es ist unmöglich«, stammelte ich.
»Mein Vater...«
    »Mit deinem Vater rede ich schon«,
sagte Cyril.
    »Anne wird es nicht zulassen«, sagte
ich. »Sie behauptet, ich bin noch nicht erwachsen. Und wenn sie nein sagt, sagt
mein Vater auch nein. Ich bin so müde, Cyril, diese Aufregungen machen mich
ganz schwach. Setzen wir uns. Da ist Elsa.«
    Sie kam im Morgenrock herunter, frisch
und strahlend. Ich kam mir unscheinbar und mager vor. Sie sahen beide so gesund
und blühend und angeregt aus, daß ich noch niedergeschlagener wurde. Elsa
installierte mich so schonungsvoll und behutsam in einem Sessel, als ob ich
gerade aus dem Gefängnis gekommen sei.
    »Wie geht es Raymond?« fragte sie.
»Weiß er, daß ich dagewesen bin?«
    Sie hatte das glückliche Lächeln eines
Menschen, der verziehen hat und voller Hoffnung ist. Ich konnte ihr nicht
sagen, daß mein Vater sie vergessen hatte, und ich konnte Cyril nicht sagen,
daß ich ihn nicht heiraten wollte. Ich schloß die Augen. Cyril ging hinauf, um
Kaffee zu holen. Elsa redete und redete, sie hielt mich offensichtlich für eine
äußerst scharfsinnige Person und brachte mir ein unbegrenztes Vertrauen
entgegen. Der Kaffee war sehr stark, er duftete köstlich, und die Sonne war
warm und gab mir neue Kräfte.
    »Ich habe viel nachgedacht, aber ich
habe keine Lösung gefunden«, sagte Elsa.
    »Es gibt keine«, sagte Cyril. »Es ist
eine Verblendung, eine Behexung— dagegen ist nichts zu machen.«
    »Doch«, sagte ich. »Es gibt ein Mittel.
Ihr habt überhaupt keine Phantasie.«
    Es schmeichelte mir, zu sehen, wie
gespannt sie auf meine Erklärungen warteten. Sie waren zehn Jahre älter als ich
und kamen auf keine Idee! Ich nahm eine ungezwungene Miene an.
    »Es ist eine Frage der Psychologie«,
sagte ich.
    Ich sprach lange und erklärte ihnen
meinen Plan. Sie machten dieselben Einwendungen, die ich am Abend zuvor gemacht
hatte, und es bereitete mir ein heftiges Vergnügen, ihre Bedenken zu
zerstreuen. Es war überflüssig, aber ich wollte sie unbedingt überzeugen und
redete mich in eine Leidenschaft hinein. Ich erklärte ihnen, daß es möglich
sei. Jetzt mußte ich ihnen nur noch erklären, daß es nicht geschehen durfte,
aber dafür fehlten mir ähnlich logische Argumente.
    »Mir gefallen diese Intrigen nicht«,
sagte Cyril, »aber wenn es das einzige Mittel ist, um dich zu heiraten, bin ich
damit einverstanden.«
    »Es ist nicht wirklich Annes Schuld«,
sagte ich.
    »Sie wissen genau, Cécile, daß, wenn
sie bleibt, Sie den Mann heiraten müssen, den sie aussucht«, sagte Elsa.
    Das war vielleicht richtig. Ich sah
Anne, wie sie mir

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