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Bonjour Tristesse

Bonjour Tristesse

Titel: Bonjour Tristesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Françoise Sagan
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worden, sie würde es ihr zeigen, dieser Intrigantin, sie
würde ihr zeigen, wozu sie, Elsa Mackenbourg, fähig war. Und mein Vater liebte
sie, sie hatte es immer gewußt. Und sie selbst, sie hatte seinen Zauber an der
Seite von Juan nicht vergessen können. Natürlich hatte sie nie mit ihm über das
Thema »häusliches Glück« gesprochen, aber sie langweilte ihn auch nicht, sie
versuchte nicht...
    »Elsa«, sagte ich, denn ich ertrug sie
nicht länger, »gehen Sie zu Cyril, sagen Sie, daß Sie von mir kommen und bei ihm
wohnen wollen. Mit seiner Mutter wird er es schon irgendwie regeln. Sagen Sie
ihm, daß ich morgen früh zu ihm kommen werde. Wir werden dann zu dritt alles
besprechen.«
    An der Türschwelle sagte ich noch im
Scherz:
    »Es ist Ihr Schicksal, Elsa, um das Sie
kämpfen.«
    Sie nickte ernsthaft:, als ob ihr nicht
Dutzende von Schicksalen bestimmt wären, so viele Schicksale wie Männer, die
sie aushielten. Ich blickte ihr nach, wie sie mit tänzelnden Schritten im
hellen Licht der Sonne fortging. Ich gab meinem Vater eine Woche, und er würde
sie von neuem begehren.
    Es war halb vier Uhr. Jetzt schlief er
in den Armen von Anne. Und sie selbst lag gelöst, entspannt, aufgeblüht in der
Hitze der Lust, in der Wärme des Glücks, und überließ sich dem Schlummer...
Rasch, ohne mich einen Moment zu besinnen, begann ich Pläne zu schmieden. Ich
wanderte ununterbrochen in meinem Zimmer umher, ging zum Fenster und warf einen
Blick auf das Meer — es war flach und vollkommen ruhig —, dann wieder zurück
zur Tür und wieder zum Fenster. Ich stellte alle möglichen Erwägungen und
Berechnungen an und machte nach und nach alle Einwände zunichte; ich hatte nie
geahnt, wie biegsam und gelenkig ein Verstand sein kann, und kam mir gefährlich
schlau vor. Seitdem ich Elsa gegenüber zum erstenmal meine Pläne geäußert
hatte, überschwemmte mich eine Woge von Ekel vor mir selber, und dazu kam nun
ein Gefühl von Stolz, von innerer Mitschuld, von Einsamkeit.
    Und all das stürzte in sich zusammen —
ist es überhaupt notwendig, es zu sagen? —, als die Stunde kam, wo wir baden
gingen. Ich zitterte vor Reue gegenüber Anne, ich wußte gar nicht, was ich
alles tun sollte, um es wiedergutzumachen. Ich trug ihre Tasche, ich
überstürzte mich, um ihr den Bademantel zu halten, als sie aus dem Wasser kam,
ich überhäufte sie mit Zuvorkommenheit, mit Liebenswürdigkeiten; dieser
plötzliche Umschwung nach meinem störrischen Schweigen in den letzten Tagen
mußte ihr natürlich auffallen, und sie war überrascht, ja schien sogar erfreut.
Mein Vater war überglücklich. Anne dankte mir mit einem Lächeln, gab lustige
Antworten, und ich dachte an »so ein Luder!« — »das ist genau die richtige
Bezeichnung.« Wie hatte ich das nur sagen können? Wie war es möglich gewesen,
daß ich Elsas Frechheiten geduldet hatte? Morgen würde ich ihr raten
abzureisen, und ihr gestehen, daß ich mich geirrt hatte. Alles würde wieder so
sein wie vorher, und mein Examen würde endlich doch zustande kommen! Es war
sicher sehr nützlich, die Reifeprüfung zu bestehen.
    »Nicht wahr?«
    Ich wandte mich an Anne.
    »Nicht wahr, es ist sehr nützlich, die
Reifeprüfung zu bestehen?«
    Sie sah mich an und lachte laut heraus.
Ich lachte auch und war glücklich, sie so vergnügt zu sehen.
    »Du bist unglaublich«, sagte sie.
    Ja, ich war unglaublich, und wenn sie
erst gewußt hätte, was ich vorgehabt hatte! Ich starb vor Verlangen, ihr alles
zu erzählen, damit sie sah, wie unglaublich ich wirklich war! ›Stellen
Sie sich vor, daß ich Elsa eine Rolle in der Komödie gegeben habe: Sie sollte
so tun, als sei sie in Cyril verliebt, sie sollte bei ihm wohnen, wir hätten
sie beide im Boot vorüberfahren sehen, wir hätten sie im Wald getroffen und am
Strand. Elsa ist wieder schön geworden. Oh, natürlich nicht Ihre Schönheit,
aber sie hat etwas Strahlendes, Sinnliches, sie hat jene Art von Schönheit,
nach der die Männer sich auf der Straße umdrehen. Mein Vater hätte das nicht
lange ausgehalten. Er hat nie zugelassen, daß eine schöne Frau, die ihm gehört
hat, sich so schnell und gewissermaßen vor seinen eigenen Augen tröstet — noch
dazu mit einem Mann, der jünger ist als er. Verstehen Sie, Anne, er hätte,
obwohl er Sie liebt, das Verlangen gehabt, sich über diesen Punkt Klarheit zu
verschaffen. Er ist sehr eitel oder sehr wenig selbstbewußt, wie Sie wollen.
Elsa hätte unter meiner Anleitung genau das Richtige getan. Eines

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