Bony und die weiße Wilde
ich ja die Pacht irgendwie hereinbringen. Sechzig Stück sind da drüben.«
Nachdem Bony genügend Informationen über Entfernungen, Flüsse und Bäche und die Beschaffenheit des Landes erhalten hatte, schlug er vor, nach Hause zu reiten und zu frühstücken. Sie gingen den Steilhang hinunter zu den angebundenen Pferden und waren um sieben Uhr wieder auf der Farm. Nach einem ausgiebigen Frühstück rief Bony Sergeant Sasoon an.
»Was machen Sie heute abend?« fragte er.
»Wenn Sie etwas Vorhaben, stehe ich zu Ihrer Verfügung.«
Mit einer Handbewegung lenkte Bony Emmas Aufmerksamkeit auf sich, dann fuhr er fort: »Wir haben gestern ein paar prächtige Schwarzforellen gefangen, und da dachte ich mir daß Sie und Ihre Frau vielleicht Appetit darauf hätten. Emma behauptet, wir müßten sonst so lange Fisch essen, bis uns Fischköpfe wachsen. Wie wäre es, wenn Sie heute abend mit Ihrer Frau herauskämen? Ich glaube bestimmt, daß Emma sich sehr nach einem kleinen Schwätzchen sehnt.«
»Dann sind wir um acht draußen - ist es recht so?«
»Gut. Der Fisch hält sich. Er liegt auf Eis.«
Bony verabschiedete sich und legte den Hörer auf. Dann wandte er sich zu Emma um, die ihn anlächelte.
»Ich muß unbedingt mit Sasoon sprechen, und wir können ja noch mehr Fisch besorgen, ja?«
»Selbstverständlich. Ich möchte mich wirklich schon lange m al wieder mit Elsie unterhalten.«
»Wunderbar! Was haben Sie heute morgen vor?«
»Die übliche Hausarbeit. Übrigens hat Ihnen niemand gesagt, daß Sie Ihr Bett selbst machen sollen.«
»Ach was, ich helfe Ihnen, und Sie helfen mir. Das Frühstücksgeschirr spüle ich ab. Sie erledigen die anderen Arbeiten, und dann sind wir frei.«
Emma lachte auf und wollte wissen, wofür sie frei sein solle.
»Tja, ich werde hier sitzen und Tee trinken und Fragen stellen, und Sie werden neben mir sitzen und Tee trinken und meine Fragen beantworten. Niemand wird uns stören, denn Matt ist mit Karl draußen an der Arbeit.«
»Klingt ganz interessant. Aber ich spüle selbst ab.«
»Sie wollen doch sicher nicht, daß ich meine Amtsmiene aufsetze?«
Als Emma fünfzehn Minuten später in die Küche kam, war das Geschirr abgespült, und Bony tat gerade Teeblätter in die Kanne. Gutgelaunt sagte sie: »Na, man sieht aber, daß Ihre Frau Sie gut erzogen hat.«
»Ich bin der zahmste Löwe, den Sie je hier im Hause hatten. Sind Sie denn mit Ihrer Arbeit fertig?«
»Nicht ganz.«
»Haben Sie ein Familienalbum?« Und als Emma nickte, fügte er hinzu: »Dann könnte ich es mir vielleicht ansehen, bis Sie fertig sind.«
Sie öffnete ein Fach des Rollschränkchens und nahm ein in Leder gebundenes Fotoalbum heraus. Mit einer liebevollen Bewegung legte sie es auf den Tisch.
»Hier finden Sie unseren Ted von klein auf. Und die anderen sind auch darin.«
»Ich glaube, ich warte doch lieber, bis wir uns die Bilder gemeinsam ansehen können. Es klingt auch, als käme jemand.«
Die Hunde begannen zu bellen. Emma nickte und legte das Album in den Schrank zurück. Bony ging zur Tür, und jetzt vernahm er das ferne Motorengeräusch ganz deutlich. Ein Wagen näherte sich von der Lagune. Er nahm den Zeltstoffbeutel mit dem Angelgerät, setzte sich auf die Bank vor dem Haus und beschäftigte sich mit Schnur und Angelhaken. Kurz darauf zerrten die Hunde an ihren Ketten und setzten zum Begrüßungschor an. Ein Wagen bog von der Straße ab und hielt im Schatten des Karribaums.
Der Mann, der sich hinter dem Steuerrad hervorquetschte und auf das Gartentor zukam, war breit und korpulent. Ein Hüne von einem Meter achtzig, mit dem wiegenden Gang eines Seemanns. Er trug keinen Hut, und sein Haar war reichlich lang. Als er die Gartentür erreichte, umspielte ein schwaches Lächeln sein breites Gesicht und die kleinen braunen Augen. Emma trat aus dem Haus, um ihn zu begrüßen.
»Hallo, Luke! Auf dem Weg in die Stadt?«
Ja, er sei auf dem Weg zur Stadt, erwiderte der Mann. Ob er vielleicht irgend etwas besorgen solle? Emma dankte ihm und machte ihn mit Bony bekannt.
»Nat Bonnar! Freue mich, Sie kennenzulernen. Sadie erzählte schon von Ihnen. Sie machen Ferien, wie? Nun, hier kann man sich gut erholen.«
Sie schüttelten sich die Hände. Lukes Händedruck war nicht schlecht.
»Luke lebt in Perth«, erklärte Emma. »Da oben ist es bestimmt heißer als hier, Luke.«
»Feuchtschwül, Emma. Nicht wie hier zu Hause - hier ist es immer angenehm kühl. Sie werden ja auch einen Unterschied merken, Nat. Sie
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