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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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kommen doch vom Murchison? Oder hat Sadie sich in diesem Punkt geirrt?«
    »Ganz recht, vom Murchison. Siebzig Meilen östlich vom Mount Magnet.«
    »Puh! Heiß und staubig um diese Jahreszeit. Bleiben Sie lange hier?«
    »Drei Wochen, wenn nichts dazwischenkommt. Mir gefällt es wunderbar hier. Prächtiges Gelände zum Fischen.«
    »Hm, ich mache mich jetzt besser auf den Weg. Wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte, was ich Ihnen mitbringen könnte, Emma, dann rufen Sie im Kaufhaus an. Falls ich Sie auf dem Rückweg nicht sehen sollte, Nat - wie wär’s, wenn Sie mal auf einen kleinen Schwatz zu uns kämen? Der alte Herr würde sich bestimmt freuen. Er ist körperlich etwas behindert und bat mich, Sie einzuladen.«
    »Ich werde mit Vergnügen kommen, Luke.«
    »Gut, vielleicht morgen, wenn es Ihnen paßt. Dann bin ich zu Hause und kann Ihnen alles zeigen. Am Freitag muß ich leider wieder in die Tretmühle zurück. Also - adieu.«
    Sie sahen ihm nach, wie er in den Wagen stieg - ein kraftstrotzender Mann auf der Höhe des Lebens. Er mochte es weit bringen in einer Stadt wie Perth. Bony versuchte sich vorzustellen, ob er der Mann gewesen sein könnte, der in dem Teestrauch verschwunden war, aber es gelang ihm nicht. Luke winkte, und Emma winkte zurück. Als der Wagen die Straße erreicht hatte, ließ Luke übermütig das Horn ertönen.
    Emma ging ins Haus zurück, während Bony aus dem Garten schlenderte. Unauffällig betrachtete er Luke Rhudders Spuren. Es bestand eine gewisse Ähnlichkeit mit denen von Marvin, besonders in der Schrittlänge und den tiefeingepreßten Absätzen. Es waren die gleichen Spuren, die er oben auf dem Kliff bei dem Kaninchenbau gesehen hatte.
    »Haben Sie etwas verloren?« fragte Emma dicht hinter ihm. Bony hatte ihr Kommen nicht bemerkt.
    »Ich suche immer etwas«, erwiderte er. »Hat Matt vielleicht etwas Gipsmörtel?«
    »Ich glaube, im Schuppen ist etwas in einer Büchse, Nat. Matt hat letzten Monat eine Decke repariert. Soll ich die Büchse holen?«
    »Ja, bitte. Ich begleite Sie. Ich brauche auch noch ein Brett und etwas Wasser.«
    Eine Weile später sah Emma dem Inspektor zu, wie er vorsichtig einen tiefen Fußeindruck mit dem flüssigen Gips ausgoß und die Oberfläche glattstrich. Dann holte er eine kleine Kiste und stülpte sie darüber, damit der Abguß gut trocknen konnte.
    »Der Tee muß ja inzwischen mehr als genug gezogen haben«, sagte er. »Wir gehen besser hinein und sehen einmal nach.«
    Nachdem sie Tee getrunken und Biskuits gegessen hatten, holte Emma noch einmal das Album. Bony bat sie, sich neben ihn zu setzen. Verstohlen musterte sie den Fremden mit dem sorgfältig gepflegten schwarzen Haar, der mit seinen langen dunklen Fingern die Blätter ihres kostbaren Albums zu liebkosen schien. Zuvor hatte er noch seine Zigarette ausgedrückt, damit nur keine Asche darauf fallen konnte.
    Eine Seite nach der anderen blätterte er um. Zunächst sah er nur ein Baby, dann kam ein zweites, und schon bald waren die beiden zu kräftigen Kindern herangewachsen. Ted und Rose! Dann folgte ein Foto, das zwei Mädchen zeigte. Das braunhaarige war etwas eckiger als Rose - Sadie Stark.
    Dann die Aufnahmen von drei Jungen. Zwei waren stämmig, der dritte wirkte dünn und etwas schwächlich. Bony sah viele Bilder von den fünf Kindern. Schließlich studierte er eine Gruppenaufnahme, die auf einer Veranda gemacht worden war. Die beiden nebeneinander sitzenden Mädchen trugen jetzt Schuluniform. Rose Jukes war ein hübsches Mädchen geworden, das etwas zur Rundlichkeit neigte, während Sadie Stark noch immer eckig wirkte.
    Hinter den beiden standen die drei Jungen Marvin, Luke und Mark. Mark war dunkel und sehr dünn, aber so groß wie Marvin, der Luke um ungefähr vier Zentimeter überragte.
    Ted Jukes fehlte, er hatte diese Aufnahme gemacht, wie Emma erklärte. Dafür war er auf dem nächsten Bild zu sehen.
    Bony war an Ted Jukes nicht interessiert, aber er ließ es sich nicht anmerken, um Emma nicht zu verletzen. So rasch wie möglich blätterte er zu dem Bild zurück, auf dem der fünfzehnjährige Marvin mit seinen Brüdern zu sehen war. Jedes der nachfolgenden Fotos verriet, wie sehr der Bursche schon von sich eingenommen war. Mit dem sorgfältig gekämmten Haar, eine Napoleonlocke auf die Stirn geklebt, hatte er durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit dem französischen Imperator. Einmal trug er eine Blume im Knopfloch, dann wieder hielt er mit eleganter Lässigkeit ein Buch in der Hand,

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