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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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kaum sichtbaren Buschpfad, den vermutlich Matt angelegt hatte, damals, als er von den Rhudders das Land westlich der Lagune pachtete.
    Bony kam an Papierrindenbäumen vorüber, die so krumm, so grau und so alt zu sein schienen wie Methusalem. Schließlich gelangte er zu einem Tor in dem Drahtzaun, der die Nordgrenze des Rhudderschen Landes bildete.
    Gleich danach wurde das Gelände offener, mit weiten Flächen guten Grases. Bony feuerte sein Pferd an. Der Wallach legte die Ohren zurück und genoß die Wildheit seines Reiters. Das Tosen der Brandung wurde immer lauter, statt der hohen Bäume wuchsen jetzt junge Gummibäume, und dahinter leuchtete bereits die Wasserfläche. Bony bog von dem Pfad ab und ritt zwischen den Gummibäumen hindurch einen langen grasbestandenen Abhang hinab zum Westufer der Lagune.
    Seine Hoffnung erfüllte sich. An diesem Abhang graste Vieh oder lag träge wiederkäuend am Boden. Weit drüben im Süden funkelten die Fenster des Farmhauses im Sonnen- J schein. Zur Rechten lag weiß leuchtend der Sanddamm, der die Lagunenwasser gefangenhielt. Ohne Zweifel würde man drüben vom Haus aus beobachten, wie der Fremde vom Murchison das Vieh den Hang hinauftrieb. Bony besorgte dieses Geschäft möglichst laut, mit Revolverschüssen und Peitschengeknall. Der Westwind mußte den Lärm über das Wasser tragen, und bei den Rhudders würde man annehmen, daß der Viehzüchter aus dem Norden seinem Gastgeber eine Arbeit abnahm.
    Während er die Rinder zu den Bäumen und zwischen die Büsche trieb, behielt Bony den Strand im Auge. Als er sich gegenüber dem Bootshaus befand, stellte er fest, daß hier auf dieser Seite das Rhuddersche Boot dreimal an Land gezogen worden war. Da er genau wußte, daß er von der Farm aus beobachtet wurde, blieb er nicht einen einzigen Augenblick stehen. Er ritt weiter bis zu dem Punkt, an dem die Sandmauer am Abhang endete, und dann den Abhang hinauf zu den Teesträuchern.
    Sobald er von der Farm aus nicht mehr gesehen werden konnte, ritt er im schnellen Galopp zum Rande des Kliffs, das sich hinter >Australiens Fronttür< befand.
    Der Tag war so klar, daß man glauben konnte, die Felsbarriere liege nur einen Steinwurf entfernt. Es war gerade Ebbe, aber die Sandfläche war noch mit Wasser bedeckt.
    Bony zügelte sein Pferd und ritt in langsamer Gangart nach Westen. Nach einer knappen halben Meile gelangte er zu einem breiten, flachen Bachbett. Er suchte nach Spuren und fand sehr bald die Abdrücke von ziemlich kleinen Strandschuhen, die wohl von Sadie Stark stammen mußten.
    Matt hatte recht, wenn er behauptete, weiter im Westen eigne sich die Küste besser zum Muschelsuchen. Die Kliffs über den vielen kleinen Buchten waren hier weniger steil. In größerer Entfernung hob sich das Land dann wieder, und die Steilhänge waren nicht durch vorgelagerte Klippen geschützt. In einer kleinen Bucht entdeckte Bony Sadie Stark mit ihrem Sammelkorb. Eine winzige Gestalt in grauer Hose und Strandschuhen.
    Bony ritt weiter zu den Musterungspferchen und der Blockhütte. Nach den Spuren unten am Strand zu schließen, war Sadie heute nicht mit dem Boot gekommen. Sie mußte über die Sandmauer gegangen sein. Er sah das Mädchen wieder vor sich, eine kleine, verlorene Gestalt vor dieser unendlichen Küste.
    Die Einfriedung der Pferche bestand aus dicken Pfosten und Querhölzern. Die Blockhütte stand in einiger Entfernung von den Papierrindenbäumen, die einen Kreis bildeten, in dessen Mitte sich eine kleine Senke befand.
    Bony band das Pferd an einen Baum. Die Rinde dieses Papierrindenbaumes war trocken und äußerst ergiebig. Er zog einen Streifen ab und war nun in der Lage, mühelos die einzelnen hauchdünnen Schichten zu lösen. Da jede Schicht das Wachstum eines Jahres anzeigte, mußten diese Papierrindenbäume einige hundert Jahre alt sein.
    Im Augenblick waren andere Dinge wichtiger. Er warf die Rinde weg und sah sich in den Musterungspferchen um. Matt hatte recht: Sie waren seit Monaten nicht mehr benützt worden.
    Er lehnte sich gegen einen Zaunpfosten, und während er ei ne Zigarette rauchte, studierte er die Lage der Blockhütte. Sie stand ungefähr hundert Meter von den Papierrindenbäumen entfernt. Offensichtlich bestand sie nur aus einem einzigen Raum. Er sah einen Schornstein und eine Tür, aber kein Fenster. Der Boden rings um die Hütte war von Tierhufen aufgewühlt und durch Regen und Sonne steinhart geworden. Es kostete Bony einige Mühe, mit dem Stiefelabsatz ein kleines Loch

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