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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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wahr?«
    Sie erwiderte nichts, und nachdem er seine Zigarette angezündet hatte, blickte sie ihn an. Sie saß wieder da, die Hände im Schoß gefaltet, das Gesicht tief gesenkt, so daß es vor ihm verborgen war.
    »Was ist los?« fragte er.
    »Ich dachte schon, die Flutwelle hätte Sie erwischt. Ich hätte Sie rechtzeitig warnen müssen, aber ich beobachtete einen Seehund und nicht die See.«
    »Ich habe selbst aufgepaßt. Ich sah den Brecher kommen. Wenn mir der Fisch entkommen wäre, hätte ich mich schwarz geärgert. Er ist doch wirklich ein Prachtbursche.«
    »Ja. Aber trotzdem war es unverzeihlich von mir. Die Flutwelle hätte Sie mitreißen können. Ich sah Sie schon ertrinken. Ich glaube, Sie wissen gar nicht, wie dicht sie hinter Ihnen gewesen ist.«
    »Glauben Sie?« Bony lachte. »Nun, jedenfalls bin ich nicht ertrunken, also lassen Sie nicht den Kopf hängen. Als ich vorhin das Angelzubehör aus dem Beutel nahm, sah ich doch eine Thermosflasche, oder?«
    Sie blickte ihn an. Ihre Augen hatten die Farbe des Königsfisches.
    »Sie sind wirklich sehr freundlich, daß Sie nicht mit mir schimpfen«, murmelte sie mit bebenden Lippen. »Marvin würde mich zusammengeschlagen haben. Ja, ich habe eine Thermosflasche mit Tee dabei und Sandwiches. Nein, lassen Sie mich -«
    Sadie holte die Thermosflasche und einen Emailbecher heraus, dann wühlte sie weiter in der Tasche.
    »Verflixt!« rief sie ärgerlich. »Kein zweiter Becher. Dann werde ich aus der Kappe der Thermosflasche trinken. Packen Sie schon die Sandwiches aus.«
    Sie bestand darauf, daß er den Becher nahm. Während sie aßen, meinte Bony: »Alle behaupten, daß diese Küste gefährlich sei, und jetzt glaube ich es selbst. Sie erwähnten vorhin Marvin. Ich habe mir neulich abends Fotos angesehen - er muß ein prächtiger Bursche gewesen sein. Und Ted Jukes ebenfalls. Wirklich ein Jammer, daß das damals mit Ted passieren mußte. Jetzt weiß ich nur zu gut, wie sehr man hier aufpassen muß.«
    Sadie starrte auf die Thermosflasche, die zu ihren Füßen stand. »Das war vorhin keine gewöhnliche Flutwelle. So etwas habe ich noch nie gesehen - einfach unheimlich. Trotzdem hätte ich aufpassen müssen. Würden Sie - würden Sie so gut sein, und zu Hause nichts davon erzählen?«
    »Ganz wie Sie wünschen. Ihre Sandwiches sind köstlich.«
    »Und wenn Jeff auf Marvin zu sprechen kommen sollte, würden Sie dann bitte sehr zurückhaltend sein? Sehen Sie -Marvin hat das Leben seiner Eltern zerstört, unser aller Leben. Rose hat wahrscheinlich nichts von ihm erzählt?«
    Bony schüttelte den Kopf und starrte hinaus auf die See, wo ein weißer Passagierdampfer auf seinem Weg nach Freemantle vorbeizog. Schließlich streifte er mit einem kurzen Blick das Mädchen. Sie saß immer noch in unveränderter Haltung da, die Augen auf die Thermosflasche gerichtet.
    »Nein, Rose hat überhaupt nichts über die Rhudders gesprochen - lediglich, daß sie ein Boot besitzen und schon seit vielen Generationen hier leben. Von Emma weiß ich, daß Marvin so etwas wie ein verlorener Sohn ist. Er sei schon seit Jahren von zu Hause fort. Jeder verlorene Sohn bereitet seinen Eltern Kummer, ist es nicht so?«
    »Marvin hat allen viel Kummer gebracht.« Sie blickte Bony kurz an, bis sie das Schiff draußen auf dem Meer zu entdecken schien. »Vielleicht sollte ich Ihnen ein wenig von ihm erzählen, damit Sie im Bilde sind und auf der Hut sein können, falls Jeff auf ihn zu sprechen kommen sollte.«
    In kurzen Worten schilderte Sadie all das, was Bony längst bekannt war.
    »Er sollte Geistlicher werden«, schloß sie, »aber dann wurde er krank und ist nie wieder gesund geworden.«
    »Geisteskrank?«
    »Ja, geisteskrank«, fuhr Sadie fort. »Er hat schon mehrere Male im Gefängnis gesessen. Jetzt ist die Polizei wieder hinter ihm her, weil seine Bewährungsfrist aufgehoben wurde. Die Polizei vermutete, daß er zu Hause Zuflucht gesucht haben könnte, und diese Vermutung war richtig.«
    »Oh!« entfuhr es Bony. »Und hat man ein fettes Kalb zur Feier seiner Rückkehr geschlachtet?«
    »Besitzen Sie selbst Söhne?« fragte sie mit einer gewissen Schärfe. »Ich glaube mich zu erinnern, daß Sie mir einmal davon erzählten. Wenn nun der, der Ihnen am meisten ans Herz gewachsen ist, mehrmals zum Verbrecher wurde und schließlich nach Haue kommt - würden Sie dann viel Aufhebens von ihm machen?«
    »Sie schneiden ein schwieriges Problem an. Mein ältester Sohn arbeitet als Missionar auf Neuguinea,

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