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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Es ist bald Essenszeit, und außerdem muß ich heute nachmittag mit meiner Mutter nach Timbertown fahren. Wir wollen Einkäufe machen. Geben Sie mir das Angelzeug, Sie haben an dem Fisch genug zu tragen. Er ist wirklich ein Prachtkerl.«
    Sie stiegen in den Wagen. Bony erklärte, daß sie sich den Fisch selbstverständlich teilen würden. Vor dem Farmhaus angekommen, bat Sadie ihn, gleich in den Hinterhof zum Schlachthaus zu fahren. Dort zerteilte Bony seinen Fang mit einem scharfen Messer, obwohl Sadie protestierte und ihm klarzumachen versuchte, daß dies ihre Arbeit sei. Als sie zum Wohnhaus hinübergingen, bat sie ihn nochmals, nichts von der Flutwelle zu erwähnen.
    »Man würde es mir bis an das Ende meiner Tage Vorhalten«, sagte sie zerknirscht.
    Jeff erwartete seinen Besucher auf der Veranda. Bony sah sofort, daß sich der alte Mann nach Gesellschaft sehnte. Er lobte Bonys Fang und erzählte dann, daß sein Vater einmal einen Königsfisch mit neunundneunzig Pfund Gewicht erwischt habe.
    Nach dem Essen bekam Bony weitere Schätze des Hauses zu sehen. Mit ehrlichem Interesse betrachtete er die alten Landkarten von Australiens Westküste, die von holländischen und portugiesischen Kartographen stammten. Schließlich hörte Bony den Wagen nach Timbertown abfahren, und nachdem Mrs. Rhudder den Nachmittagstee serviert hatte, verabschiedete er sich ebenfalls.
    Zweifellos hatte er einen aufregenden Vormittag erlebt, und auch der Nachmittag war interessant verlaufen. Der alte Jeff befand sich jetzt in prächtiger Stimmung, und Bony spürte deutlich, wie glücklich Mrs. Rhudder darüber war.
    Während der Rückfahrt zur >One Tree Farm< beschäftigte er sich ausschließlich mit Sadie Stark. Wie jede andere Mona Lisa war sie gar nicht so unergründlich, wenn man sich erst einmal an ihre Art gewöhnt hatte. Auf den weißen Mann übt eine rätselhafte Frau stets eine magische Anziehungskraft aus. Zwei verführerische Augen, ein hintergründiges Lächeln, und schon ist er gefangen wie die Fliege im Spinnennetz. Der Eingeborene reagiert anders. Er läßt sich nicht so leicht durch weiblichen Zauber in Verwirrung bringen, und Bony war ein Halbblut.
    Hatte die Tatsache, daß Sadie nur einen Teebecher mitgenommen hatte, etwas zu bedeuten? War ihre Unachtsamkeit beim Herannahen der Flutwelle Absicht gewesen? Wenn ihn die Wassermassen in die Tiefe gerissen hätten, wäre ein zweiter Becher natürlich überflüssig gewesen. Und dieser Vertrauensbeweis, als sie ihm von Marvin erzählte - war er vielleicht nichts anderes als Berechnung? Hatte sie ihn in dem Glauben bestärken wollen, daß Marvin bereits aus dieser Gegend verschwunden sei?
    Bony hatte sich von dieser Mona Lisa nicht einfangen lassen, aber immerhin empfand er Respekt vor ihr.

16

    Es gehört nicht zum normalen Tagewerk eines Kriminalbeamten, am Vormittag mit einer Flutwelle im Rücken einen steilen Felsen emporzuklimmen und am Nachmittag einen feurigen Rappen zu reiten. Einen Beamten des FBI oder von Scotland Yard kann man sich schwerlich in solchen Situationen vorstellen.
    Der Rappe brauchte Bewegung, und die hatte er bestimmt erhalten, als Bony das Polizeicamp erreichte. Wachtmeister Breckoff kam näher, als Bony das Pferd an einen Baum band.
    »Na, wahrscheinlich ist dieser Job für Sie so langweilig, daß Sie schon an Meuterei denken?« meinte Bony. Er setzte sich in den Schatten und holte Tabak und Zigarettenpapier heraus.
    »Ich mache hier direkt Urlaub, Nat. Sie haben ja einen prächtigen Fisch gefangen.«
    »Tja, einen Königsfisch, vierzig Pfund schwer. Beinahe hätte ich es vergessen - ich habe euch ein paar Pfund Filet mitgebracht, und von Emma soll ich euch eine Büchse Schweineschmalz geben.«
    Breckoff bedankte sich und tat den Fisch in das Fliegenschränkchen, das an einem Ast hing.
    »Ich hatte nie das Glück, ein solches Prachtexemplar zu fangen. Die Rhudders kennen schon die richtigen Plätze. Wir haben Sie beobachtet, wie Sie den Fisch über die Sandbarriere zum Wagen trugen, und wie Sie später dann zusammen mit Sadie im Schlachthaus verschwanden. Bei der Gelegenheit wettete ich mit Lew um zwei Shillinge, daß Sie uns nicht vergessen würden. He, Lew! Du schuldest mir zwei Shillinge!«
    Lew winkte herüber. Er stand neben Fred, der das Glas hatte, und beobachtete das Gelände.
    »Luke und Sadie gingen gestern abend spät zum Fischen«, berichtete Breckoff. »Und sie brachten auch wirklich Beute heim. Wahrscheinlich hat Luke die Fische mit nach

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