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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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er lauschen, ob über dem Donner der Brandung Geräusche zu hören waren, die auf die Nähe eines Menschen schließen ließen. Eine Weile später setzte er seinen Weg fort, bog um den Felsvorsprung und sah einen Steilhang nach dem anderen vor sich liegen, deren Plateaus mit Büschen bestanden waren, während sich zu ihren Füßen der geröllübersäte Strand dehnte. Zehn Meter weiter gähnte ein schwarzes Loch in der dunkelgrauen Felswand.
    Langsam legte Inspektor Bonaparte die letzten Meter zurück, dann lehnte er sich gegen die Felswand, mit dem Rücken zum Höhleneingang. Dieser Eingang war mehr als mannshoch und ungefähr anderthalb Meter breit. Wieder lauschte er angestrengt, aber nichts deutete auf die Anwesenheit eines Menschen hin. Langsam glitt er weiter und schob sich zum Eingang der Höhle, die sehr tief zu sein schien.
    Verwundert betrachtete er die Sturmlaterne in einer Felsnische. Den Rücken gegen die Wand gepreßt, schob er sich weiter ins Innere, bis er nach ungefähr einem Meter vor der Laterne stand. Neben ihr lag eine Blechdose, die offensichtlich Wachshölzer enthielt.
    Er blieb stehen und betrachtete Lampe und Streichhölzer. Irgendwie versetzte ihm der Anblick dieser alltäglichen Gegenstände einen kleinen Schock. Mit dem linken Ohr lauschte er auf menschliche Geräusche, während das rechte das gedämpfte Rauschen der Brandung registrierte. Aber auch ein Luftstrom kam von der See her und nahm ihm jede Möglichkeit, irgendwelche Gerüche zu erkennen.
    Die Lampe reflektierte schwach das hereindringende Tageslicht. Sie war, ebensowenig wie die Streichhölzer, von der Salzluft beschlagen - eine von der billigen, aber äußerst nützlichen Sorte, wie man sie auf jeder Farm finden kann. Offensichtlich diente sie einem gelegentlichen Besucher als Beleuchtung.
    Da Bony vom Innern der Höhle aus gegen den hellen Eingang deutlich zu erkennen sein mußte, schlich er weiter, bis er zu einem Winkel gelangte, in dem er untertauchen konnte.
    Jetzt endlich nahm er auch einzelne Gerüche wahr. Ein einziger Duft übertönte alles andere: Boronia. Dann der Geruch nach Petroleum, aber da war er nicht ganz sicher, und noch ein anderer Geruch, den er nicht unterbringen konnte. Die völlige Stille in der Höhle ließ die von draußen hereindringenden Geräusche überlaut erscheinen.
    Sein Fuß stieß gegen Steine. Er hob einen auf und warf ihn in die Dunkelheit. Mit einem dumpfen Geräusch schlug der Stein auf - der Boden war also sandig. Er warf einen zweiten, und dieser prallte gegen Felsen. Bony kniete nieder und warf noch mehrere Steine in die verschiedensten Richtungen. Schließlich preßte er sich dicht an den Boden und rief:
    »Kommen Sie heraus, Marvin Rhudder - mit erhobenen Händen! Hier ist die Polizei. Alles ist umstellt. Es gibt kein Entrinnen für Sie.«
    Niemand antwortete. Nicht einmal seine eigene Stimme gab ein Echo.
    Nachdem er nun seine Anwesenheit verraten hatte, war Marvin unbedingt im Vorteil. Er brauchte lediglich stillzusitzen und abzuwarten. Er kannte jede Nische, jede Biegung dieser Höhle. Und jede Minute, die verging, zerrte Bony an den Nerven. Das durfte nicht länger so bleiben. Der Inspektor ließ die Taschenlampe aufblitzen.
    Der weiße Lichtstrahl durchschnitt die Finsternis und erfaßte dunklen Fels. Kein Schuß peitschte auf. Der Strahl der Taschenlampe kroch an der Felswand entlang, kam an eine Öffnung, zögerte kurz und bewegte sich weiter.
    Noch immer kein Schuß. Bony gelangte immer mehr zu der Überzeugung, daß diese Höhle unbewohnt sei. Der Lichtstrahl erfaßte eine Karbidlampe, die an einem dicken Haken an der Wand hing. Unter der Lampe glänzte es metallisch auf, und im Schein der Taschenlampe erkannte Bony eine große Kiste mit schweren Beschlägen.
    Er leuchtete nach links und entdeckte einen Felsquader, der im Sand lag. Auf ihm standen zwei schwere, etwa fünfzig Zentimeter hohe, mit quadratischen Füßen versehene Leuchter mit dicken weißen Kerzenstummeln, und zwischen ihnen lag eine Baskenmütze. An dieser Baskenmütze blitzte ein silbernes Kreuz in einem Kreis.
    Bony trat näher, wobei er auf dem welligen, teils aus Fels, teils aus Sand bestehenden Boden stolperte. Der Sand war von Fußspuren zerwühlt, nur rings um den Felsblock war er so eben, als habe man ihn mit einem Brett glattgestrichen.
    Der Quader, dessen Oberfläche völlig eben war, maß eine Höhe von ungefähr neunzig Zentimetern. Er war etwa zwei Meter vierzig lang und neunzig Zentimeter breit. Die

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