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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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verbläuen!
    Ich gäb’ ihm Heu, das er gern frisst,
    Und würd’ mit Liedern ihn erfreuen!
    Dann verschwanden die Studenten unter ausgelassenem Gelächter um
die Ecke. Jack marschierte weiter, Orphan immer hinter ihm her.
    Bald erreichten sie die Drury Lane, wo Jack vor einem verlassen
wirkenden Gebäude stehen blieb. Ein verblasstes Schild, das wie ein
Überbleibsel aus einem anderen Jahrhundert aussah, verkündete, dass es sich bei
dem Haus um die King’s Arms Tavern handle. Die Fenster waren mit Brettern
vernagelt, die Gaslaterne vor dem Gebäude kaputt, sodass ringsum Dunkelheit
herrschte. Orphan fragte sich, ob die Sonne wohl jemals wieder aufgehen würde.
Er blies sich in die Hände, damit sie etwas wärmer wurden. Es roch leicht nach
Gas, das offenbar irgendwo aus einem undichten Rohr austrat.
    Jack ging zu einer kleinen Tür an der Seite des Gebäudes, die aus
unbearbeitetem, unlackiertem Holz bestand, und klopfte in einem komplizierten
Rhythmus an.
    Nach einer Weile hörten sie Schritte, die Tür öffnete sich.
    Â»Was wolln Sie?«
    Die Frau, die erschienen war, füllte die Türöffnung mit ihren
Fettmassen aus. Sie musterte die zwei aus kleinen harten Augen. Sie trug einen
langen Pelzmantel, für dessen Herstellung man einer beträchtlichen Anzahl von
Füchsen das Fell abgezogen haben musste. Träge hob sie die Hand, deren
fleischige Finger mit protzigen Ringen geschmückt waren. »Jackie, bist du das?«
    Zu Orphans Überraschung streckte Jack den Arm aus, um die Hand der
Frau zu ergreifen. »Mutter Jolley«, sagte er und beugte sich vor, fast so, als
wollte er der Frau die Hand küssen. »Du siehst von Mal zu Mal hübscher aus.«
    Â»Verschon mich mit deinen Schmeicheleien, du Quatschkopf.« Trotzdem
schien Jacks Bemerkung sie zu freuen.
    Dann richtete sie den Blick misstrauisch auf Orphan. »Wer ist dein
Freund?« Ihre Hand schnellte vor, und ihre Finger schlossen sich wie eine
Kneifzange um Orphans Gesicht. »Er sieht so traurig aus wie ein Hund, den sein
Frauchen getreten hat.« Sie lachte gackernd, bis sie einen Hustenanfall bekam
und Orphans Gesicht losließ, in dem ihre Finger, wie er merkte, Spuren
hinterlassen hatten.
    Â»Ein Freund eben«, erklärte Jack und warf Mutter Jolley einen vielsagenden
Blick zu, dessen Bedeutung Orphan erst klar wurde, als Jack hinzufügte: »Ein
Genosse.«
    Die fette Frau musterte Orphan von Neuem, als zweifelte sie daran,
dass er ein Anrecht auf diese Bezeichnung habe. Schließlich trat sie mit einem
halbherzigen Nicken zurück und machte die Tür weit auf. »Dann folgt mir.«
    Orphan warf Jack einen Blick zu, der besagte: Was
zum Teufel geht hier vor? Trotzdem trat er mit Jack zusammen ins Haus,
wo die drei im Gänsemarsch einen schmalen Korridor entlanggingen, dessen Luft
vom Tabakrauch geschwängert war, der sich dort im Laufe der Jahrzehnte
abgelagert hatte.
    Sie stiegen eine Treppe hinunter, die zu einem leeren Vorraum
führte, an dessen hinterem Ende sich eine große massive Eichentür befand.
Mutter Jolley blieb vor der Tür, die keine Klinke hatte, stehen und wartete,
bis Orphan und Jack zu ihr aufgeschlossen hatten. Dann drückte sie auf einen
verborgenen Hebel in der Wand, woraufhin sich die Tür geräuschlos öffnete.
    Ohrenbetäubender Lärm schallte ihnen entgegen. Die heiseren Schreie
aufgeregter Männer und Frauen mischten sich mit dem schrillen Gekreisch von
Tieren, und ein schwerer, moschusartiger Geruch schwappte in den Vorraum – ein
Geruch von menschlichem Schweiß und Tierkot, ein Geruch, der von Aufregung und
Angst zeugte.
    Jack ging hinein, Orphan und Mutter Jolley folgten ihm. Die Tür
schloss sich hinter ihnen und schnitt sie von der Welt jenseits des Kellers ab.
    Â»Willkommen auf dem Hahnenkampfplatz«, sagte Mutter Jolley.
    Orphan blickte sich um. Sie befanden sich in einem weitläufigen
Raum. An den Wänden waren brennende Fackeln befestigt, die der Umgebung das
Flair einer mittelalterlichen Folterkammer verliehen. Der unebene Boden war
abschüssig und lief in der Mitte auf eine runde Arena zu, um die sich zahlreiche
Menschen drängten – hauptsächlich Männer, aber auch einige Frauen. Sie alle
brüllten herum, fuchtelten mit den Fäusten, zückten Geld.
    Innerhalb des Rings kämpften – in einer Wolke aus aufspritzendem
Blut und stiebenden Federn – zwei

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