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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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Auch er wirkte erregt und warf
immer wieder rasch einen Blick zur Tribüne hoch.
    Â»Meine Damen und Herren, liebe Sportsfreunde!«, rief er. »Machen Sie
sich auf einen Schock gefasst! Lassen Sie sich verblüffen! Gleich beginnt der
Kampf des Abends!« Ein weiteres Mal blickte er zu den stummen Beobachtern auf
der Tribüne hoch und stockte. Sein Adamsapfel hopste auf und ab.
    Orphan, der im Dunkeln an der Wand lehnte, hatte ebenfalls den Blick
auf die Echsen gerichtet. Es waren zwei große, distinguiert wirkende Wesen in
schlichten, aber offenbar teuren Anzügen und mit Herrenhüten auf den schuppigen
Köpfen. Gerade traten sie vor und legten ihre Klauen auf die Balustrade, um
aufmerksam zum Ring hinunterzublicken. Von Zeit zu Zeit schnellten ihre Zungen
heraus und schmeckten die Luft.
    Der Mann neben ihnen war ungewöhnlich fett. Seine Aufmerksamkeit
galt jedoch nicht dem Ring, sondern dem Publikum. Langsam und methodisch
bewegte er den Kopf hin und her, um die Anwesenden zu mustern. Plötzlich – als
merkte er, dass er beobachtet wurde – riss er den Kopf herum und sah Orphan
unverwandt an.
    Es war der Mann aus der Leichenhalle im Krankenhaus.
    Der Mann nickte kurz, dann zwinkerte er Orphan zu, der schnell den
Blick abwandte. Der fette Mann bereitete ihm Unbehagen, und das nicht nur wegen
des Erlebnisses im Krankenhaus. Was ihn so nervös machte, vermochte er jedoch
nicht zu sagen. Er kennt mich, dachte Orphan. Er hat auf mich gewartet.
Irgendwie erinnerte er ihn an eine Spinne, die in der Mitte ihres Netzes auf
der Lauer gelegen und ihm eine raffinierte Falle gestellt hatte. Hilfesuchend
sah er sich nach Jack um, der jedoch den Ring fixierte, und zwar mit einem
seltsam hungrigen Ausdruck in den Augen, der Orphan ganz und gar nicht gefallen
wollte.
    Â»Aus dem alten ägyptischen Reich kommt er«, verkündete der
Schiedsrichter, »das jetzt unter dem Schutz unseres Ewigen Empire steht … aus
den todbringenden Wüsten am Nil, der feindseligsten Region auf Erden … und ist
ein Echserich …« An dieser Stelle blickte er erneut
zur Tribüne, wie ein unartiges Kind, das fürchtet, bestraft zu werden. »… mit
einem Wort: Goliath!«
    Mit ungläubigem Staunen beobachtete Orphan, wie ein riesiger
Echserich auf allen vieren mit langsamen, majestätischen Schritten in den Ring
kam.
    Es war keine königliche Echse, kein Lézard, sondern eher ein Tier,
das auf vier Beinen ging, dunkelbraun mit gelben Streifen, die sich wie eine Kriegsbemalung
über seinen nackten Körper zogen. Der Echserich hob den Kopf und zischte das
Publikum an, wobei seine lange gespaltene Zunge wie eine Waffe vorschnellte.
    Der Schiedsrichter wich einen Schritt zurück, schluckte schwer und
sah abermals zur Tribüne hinauf. Dann sagte er, offenbar entschlossen, seine
Rolle ungeachtet etwaiger Konsequenzen bis zum Ende zu spielen: »Und in der
anderen Ecke des Rings der gegenwärtige Champion, der aus den Savannen des
Dunklen Kontinents kommt … der Rote König!«
    Der Echserich, der jetzt hereinkam, war zwar nicht rot, wie Orphan
feststellte, sondern eher oliv-braun und hatte fast keine Streifen, sah aber
wild und gefährlich aus. Als er Goliath erblickte, hob er den Kopf und zischte.
Unverzüglich umkreisten sich die beiden Echsen, während der Schiedsrichter mit
erleichtertem Gesichtsausdruck den Ring verließ.
    Der Rote König blähte den Hals. Der andere Echserich wich zurück und
zischte. Als er mit dem Schwanz auf den Boden schlug, blitzte Metall auf. An
Goliaths Schwanz war ein langes silbriges Messer befestigt. Die Obszönität
dieser Szene entsetzte Orphan und bereitete ihm Übelkeit. Er schaute hoch und
sah die beiden Echsen reglos auf der Tribüne stehen. Der fette Mann hatte nach
wie vor den Blick auf Orphan gerichtet.
    Vor lauter Nervosität bekam dieser feuchte Hände. Er hielt nach
einer Fluchtmöglichkeit Ausschau, doch die Tür war geschlossen und wurde
überdies von Mutter Jolley versperrt, die wie ein schwerer, formloser Mehlsack
dagegen lehnte und damit eine unüberwindliche Barriere darstellte. Sie würde
ihn nicht durchlassen.
    Der Rote König richtete sich auf den Hinterbeinen zu voller Größe
auf. Die Menge wich eingeschüchtert zurück. Die Zunge des Roten Königs
schnellte aus der Schnauze und schmeckte die Luft.
    In diesem Augenblick griff Goliath an.
    Der riesige Echserich

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