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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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Apparaten, die Wellingtons genialem Auralspektiv ähnelten.
    »Hyacinth!«, blaffte Wellington.
    Die wertvolle Vase, die Eliza gerade in Augenschein nahm, begann in ihrer Hand zu tanzen, bis sie das gute Stück wieder richtig zu fassen bekam. Sie hielt die Vase in die Höhe, so als hätte sie vor, sie ihm an den Kopf zu schleudern, und da erst bemerkte Eliza, dass er nur halb bekleidet war und sein offenes Hemd mehr Haut preisgab, als sie je bei ihm gesehen hatte.
    Es musste wohl etwas Ernstes sein.
    »Ich habe versucht, höflich zu bleiben und dich nicht zu rufen wie meinen Jagdhund« – dabei deutete er jedoch mit wilden Gesten auf den Phonographen am Fenster, nicht verärgert, sondern mit blassem Gesicht – »aber wenn ich muss, werde ich es tun. Bring mir meine Manschettenknöpfe!«
    Dann formte er mit den Lippen ein Wort, das Eliza nicht verstand. Bei seinem dritten verzweifelten Versuch erkannte sie es schließlich als Auralspektiv, und sie begriff. Phonographen bedeuteten eine auffällige Zurschaustellung von Wohlstand. Das war auch einer der Gründe, warum sie sich ihren zugelegt hatte. Denn diese Erfindung gab es noch nicht allzu lang. Als sie sich jedoch diesem Gerät näherte, gingen bei ihr alle Alarmglocken an. Es hatte etwas Merkwürdiges an sich, aber sie konnte nicht genau sagen, was es war.
    »Hast du schon dort drüben nachgesehen?«, fragte Wellington hinter dem chinesischen Wandschirm und hielt Elizas Waffengurt mit den unterschiedlichsten Stichwaffen hoch. »Na, dann such weiter.«
    Sie nickte anerkennend, als sie ihm den ledernen Schulterriemen abnahm. Wellington lernte schnell.
    Eliza zog ihr Lieblingsmesser, ein Infanteriemesser von Elsener, aus der Scheide, klappte es auf, hebelte damit die Seitenwand des kunstvoll verzierten Gerätes ab und spähte hinein. Auf den ersten Blick konnte sie keinen großen Unterschied zu ihrem eigenen Phonographen erkennen, doch dann bemerkte sie, dass sich unter der eigentlichen Aufnahmevorrichtung noch eine zweite befand, in der sich eine Walze drehte – ohne dass jemand sie angekurbelt hätte. Da entdeckte sie auch den dünnen Kupferdraht, der aus dem Apparat direkt in die Wand führte. Gut gemacht, Welly!
    Kaum hatte sie diese Lobesworte gedacht, trat Wellington Thornhill Books hinter dem Wandschirm hervor und stellte sich vor den kleinen Kamin, als wartete er auf ihre Zustimmung.
    Eliza lachte leise auf, nahm sich eine Walze aus dem Schränkchen unter dem Phonographen und legte sie ein. Als die Klänge von Love’s Old Sweet Song durchs Zimmer schallten, ging sie zu ihm hinüber und strahlte ihn an. »Ein geniales Versteck für ein Aufnahmegerät, obgleich es natürlich einen entscheidenden Nachteil hat«, erklärte sie. »Solange die Musik spielt, können wir reden – wir müssen nur leise sprechen.«
    Wellington seufzte erleichtert. Dann trat er einen Schritt zurück, schob seine Brille hoch und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Was meinen Sie, Mrs. St. John? Bin ich ein adäquater Begleiter für Sie heute Abend?«
    Eliza umkreiste ihn bedächtig und genoss sein sichtliches Unbehagen. Sie fand es recht amüsant, dass ausgerechnet sie, eine Tochter der Kolonien, berufen sein sollte, die äußere Erscheinung dieses mustergültigen britischen Landadligen zu beurteilen. Sie sagte es zwar nicht, aber er sah recht gut aus – viel zu gut für eine derart erbärmliche Bande.
    Stattdessen stellte sie sich vor ihn hin und zupfte seine Krawatte zurecht. Als Nächstes kam das Glattstreichen der Falten seines Smokingjacketts. Wenngleich ein sehr ehefrauliches Verhalten, tat sie es trotzdem.
    »Das glaube ich durchaus«, erwiderte Eliza, dankbar für die Möglichkeit, frei sprechen zu können, »und jetzt kann ich auch wieder normal atmen.«
    »Es tut mir …«
    »Wir müssen jetzt einfach das Beste daraus machen, Welly. Wir können später darüber sprechen. In Ordnung?«
    Wellington bot ihr den Arm. »Nun denn, Mrs. St. John, sollten wir uns zum Dinner nach unten begeben?«
    Eliza schenkte ihm als Antwort ein strahlendes Lächeln und spürte, wie ihr Herz, vom Jagdfieber gepackt, zu rasen begann. »Ja – auf geht’s!«

Kapitel 21
    In welchem ein fürwahr außergewöhnliches Dinner serviert wird
    Köstliche Düfte kitzelten ihnen in der Nase. Elizas stumme Tarnung erlaubte es ihr gerade noch, einen anerkennenden Laut von sich zu geben, als dieser Wohlgeruch, der ein köstliches Essen versprach, zu ihnen heraufgetragen wurde. Aus dem zweiten Stock

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