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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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erstaunlich sein Verstand ist,
    Auch wenn ihr Geschmack so gemein und flüchtig
    Und ihr Leben so arm und schlicht ist …
    »Fürwahr, Eliza, Sie wissen stets die richtige Stimmung zu erzeugen«, meinte Wellington und starrte den Phonographen an. »Ich kann für nichts mehr garantieren, wenn eine liebreizende Dame Gilbert und Sullivan als Untermalung für ihren Liebesakt auswählt.«
    Eliza wandte sich von der Musik ab. Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, fand sie ihre Stimme wieder. »Soweit es die Bruderschaft betrifft, können alle Leidensgenossinnen der Frauenbewegung getrost genau eines tun: leiden.« Wellington war erstaunt, wie ruhig sie war. »Britischer Bastard! Wenn doch nur Kate Sheppard hier wäre …«
    »Wäre sie hier«, erwiderte Wellington scharf, dann packte er sie an den Schultern, warf sie bäuchlings gegen die Wand und nestelte mit den Fingern hastig an ihrem Kleid, »hätte sie es vermutlich nicht dermaßen eilig, an dieser Art von Festlichkeiten teilzunehmen.«
    Wie ein Unschuldsengel lächelte Eliza ihn über die Schulter an. »Eins lernt man in diesem Beruf recht schnell: Im Einsatz ist es mitunter zwingend erforderlich, den einen oder anderen Skrupel zu überwinden«, sagte sie nicht ohne ein gewisses Maß an Boshaftigkeit.
    »Wie es aussieht, hätte ich dann wohl so einige zu überwinden«, entgegnete Wellington, derweil ihm zunehmend wärmer wurde.
    »Ach, Welly, um der Liebe Gottes, der Königin und des Empires willen, seien Sie doch nicht so prüde! Andere Länder, andere Sitten! Wer in Rom ist, sollte lieben wie die Römer. Augen zu und …«
    »Bitte ersparen Sie mir diesen überaus gewöhnlichen Gemeinplatz «, knurrte er. »Ich möchte Sie daran erinnern, dass wir nicht auf einem Einsatz sind, sondern eine verdeckte Ermittlung durchführen, weitab von den Vorgaben des Ministeriums – ich wage sogar zu sagen, weitab vom Schutz des Ministeriums.«
    »Apropos wagen …« Eliza drehte sich zu ihm um, den Ausdruck ihrer Augen konnte er im Halbdunkel nicht erkennen, aber dafür war ihr Unterton umso deutlicher. Auf einmal war er sehr froh, dass sie gerade keine Waffe trug. »Sie waren noch viel wagemutiger als ich, Welly. Zuerst diese wahnwitzige Idee mit der ›stummen Ehefrau‹, wodurch mir die Hände gebunden sind und die Kommunikation mit Ihnen über Gebühr erschwert ist. Dann Ihr extremes Eintauchen in die Rolle von Richard St. John, was äußerst beängstigend anzusehen war. Niemand kann so gut schauspielern!«
    »Das war nicht geschauspielert.« Wellington trat betreten von einem Fuß auf den anderen.
    Eliza legte den Kopf schräg und runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
    »Miss Braun, solcherart …« Wellington brauchte einen Moment, wand sich innerlich bei der Erinnerung, die in ihm aufblitzte, und fuhr dann fort. »Solcherart infame Subjekte sind der Grund, warum ich zum Ministerium gegangen bin. Meine Familie ist ziemlich wohlhabend, und meinem Vater war es überaus wichtig, uns in die richtigen Kreise einzuführen und dementsprechend zu erziehen …
    Was nicht heißen soll, dass er ein derart hedonistisches Gebaren billigen würde. Ich will damit sagen, dass die geistige Grundhaltung der Gesellschaft des Phönix – die wir sowohl in der Oper als auch heute Abend zu spüren bekommen haben – etwas ist, mit dem ich aufgewachsen bin. Für unser beider Glaubhaftigkeit war es unabdingbar, dass Sie sich mir gänzlich unterordnen, und Ihre Stummheit schien mir in dem Moment die beste Lösung zu sein. Wäre es Ihnen gestattet gewesen zu sprechen, hätten Ihre recht freidenkerischen Ansichten unsere Chance, an Dr. Havelock heranzukommen, ernsthaft gefährdet. Ein Ziel, dem ich – zumindest Devane zufolge – bereits einen Schritt näher gekommen bin. Wie ich schon sagte, es war eine spontane Entscheidung, Sie verstummen zu lassen, und zugleich eine, die ich mit Ihnen hätte besprechen sollen. Was meine Verwandlung in diese Rolle betrifft …«
    Eliza hob die Hand. »Ich kann ja verstehen, dass Sie Probleme mit dieser Art von Leuten haben, Wellington, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um diese alte Wunde aufzureißen. Ich weiß, keiner von uns hätte gedacht, dass ich jemals im Archiv landen würde, und keiner von uns hätte sich je vorgestellt, dass wir hier hereingeraten. Aber jetzt sind wir nun einmal hier und noch dazu der Information so nah, für die Harry sein Leben lassen musste. Wir können es uns nicht leisten zu verzagen.«
    »Ich verzage keineswegs«,

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