Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
– wie das Forschungsteam des Ministeriums 1872 enträtselte – die Hauptstadt von Atlantis war. Soweit wir – um präzise zu sein, das Ministerium – ermitteln konnten, hatte das Haus Usher diesen Außenposten fast fünfzig Jahre lang unter seiner Kontrolle. Doch der führende Ermittler in diesem Fall hatte dazu eine eigene Theorie – wenn Sie mir einen Moment Zeit geben wollen … « Wellingtons Stimme verlor sich, während er zu den vorherigen Seiten blätterte, indem er mit den Fingerspitzen Lesezeichen auswählte, die verschiedene Schlüsselpunkte der Ermittlungen markierten. »Ja, hier steht es. Agent Heathcliffe Durham war der Ansicht, das Haus Usher habe diesen Stützpunkt schon wesentlich früher in seinen Besitz gebracht, womöglich bereits während Kolumbus’ erster Atlantiküberquerung. Er empfahl, weitere Ermitt…«
»Vielen Dank, Agent Books«, unterbrach ihn Dr. Sound. »Mir scheint, Sie haben unseren Hitzkopf aus den Kolonien durchaus angemessen ins Bild gesetzt.«
Brauns Lippen bewegten sich, als wolle sie etwas sagen und die Worte steckten ihr in der Kehle fest. Aber nur für einen Moment. »Direktor, wenn wir Zugang zu solchen Hilfsmitteln haben, warum benutzen wir sie dann nicht häufiger?«
»Weil diese Hilfsmittel, wie Sie sie nennen, Agentin Braun, uns nach wie vor weitgehend unbekannt sind.« Dr. Sound legte den Deckel zurück auf den Kasten. »Ich habe den Zugriff auf die Torschlüssel nur gewährt, weil wir schon zuvor mit dem Teufelsdreieck zu tun gehabt hatten. Wenn immer wir uns dieser Mittel bedienen, tun wir es mit höchster Vorsicht und größtem Verantwortungsbewusstsein. Im Gegensatz zu manch anderen Agenten dieser Organisation hat Brandon Hill seine unfehlbaren Tugenden wie Beherrschung, Verlässlichkeit und Vernunft bereits mehrfach unter Beweis gestellt.« Er hielt inne, den Blick fest auf Agentin Braun gerichtet. Einige Sekunden später fuhr er fort. »Wir untersuchen das Seltsame, das Eigenartige und das Unbekannte. Und sobald es die Zeit erlaubt, werden diese Untersuchungen hier im Archiv fortgeführt. Nicht wahr, Books?«
»Gewiss«, erwiderte Wellington, drehte sich zu der Schnittstelle um und beförderte den Kasten mit einem Tastendruck in sein Regal zurück.
»Sagen Sie mir noch einmal, wenn Sie so freundlich sein wollen«, bat Agentin Braun, »wie weit genau das Archiv zurückreicht.«
Tadelnd wedelte Dr. Sound mit dem Zeigefinger. »Waren Sie denn noch nie hier unten, um zu recherchieren?«
Bevor sie antworten konnte, meldete Wellington sich zu Wort: »Nein, Direktor.«
Sowohl Braun als auch Sound drehten sich zu ihm um.
»Ich glaube«, sagte Wellington, dankbar für die Dunkelheit des Archivs, »es wäre mir im Gedächtnis geblieben, wenn Agentin Braun mich besucht hätte.«
»Direktor, Sie erinnern sich gewiss, dass mein ehemaliger Partner in vielem ungemein altmodisch war. Ich bin mir sicher, dass er diesen Ort für eine Dame meines zarten Gemüts für unpassend gehalten hätte.«
Das winzige Quieken, das Wellington von sich gab, ließ die anderen zusammenzucken.
Der Archivar räusperte sich und deutete tiefer in den Raum hinein. »Sie haben gefragt, Agentin Braun, wie weit das Archiv zurückreicht. Wenn Sie mir bitte folgen wollen?«
Am Ende der Reihen angekommen, blieben sie vor dem letzten, ebenfalls von zwei Gaslampen beleuchteten Messingschild stehen:
1840
»Der Anfang von allem«, raunte Dr. Sound mit stolzgeschwellter Brust.
»Ja, Direktor«, fügte Wellington strahlend hinzu. »Das erste Jahr des Ministeriums. Ein außergewöhnliches Erbe, so viel steht fest.«
Sein Lächeln verblasste ein wenig, als er Brauns Stirnrunzeln sah.
»Verstehen Sie denn nicht?« Er deutete auf die massiven Regale, die über ihnen aufragten. »Dies sind die Ursprünge des Ministeriums. Bevor Sie, ich und selbst Dr. Sound das Licht der Welt erblickten, haben tapfere Seelen begonnen, woraus eines Tages … «
»… meine Aufgabe wurde, Books«, entgegnete Braun schlagfertig und machte keinen Hehl daraus, dass sie seine Begeisterung nicht teilte. Dann kehrte sie ihm den Rücken zu und wandte sich an Dr. Sound. »Das ist ja alles gut und schön, Direktor, aber ich vermag nicht zu verstehen, wie eine Führung durch den Keller des Ministeriums mich zu einer besseren Agentin machen soll.«
Dr. Sound setzte zu einer Erklärung an, doch es war Wellingtons Stimme, die – nun mit einem völlig anderen Tenor als zuvor – antwortete: »Wir lernen aus der
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