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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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Lochkarten mit den Sequenzen und Protokollen der musikalischen Auswahl der analytischen Maschine überprüfen. Neben dem Komponisten »Stimmung« als alternative Variable einprogrammieren.]
    Bevor er seine Gedanken wieder auf die kurze Zeit seiner Gefangenschaft richten konnte, öffnete sich knarrend die Tür. Wellington legte das dünne Seidenband zwischen die Seiten seines Tagebuchs, klappte es sanft zu und drückte mit dem Fingernagel die sechs Tasten, die seine Gedanken hinter dem geschmeidigen Ledereinband verschlossen. Bis sein Tagebuch in der sicheren Schreibtischschublade lag, waren die beiden Besucher erst zwei der vier Treppenabsätze heruntergestiegen. Er konnte gerade eben hören, wie der größere dem kleineren, der ihm hinterhertrottete, etwas zukicherte. Dem Gang nach konnte es sich nur um den Direktor handeln, Dr. Basil Sound.
    Jetzt geht es los, Wellington.
    Sollte er für den Direktor und seinen Assistenten ein Tässchen Tee zubereiten? Oder könnte das unter Umständen als Angeberei empfunden werden? Wie viele Abteilungsleiter würden so etwas bei einer unangekündigten Inspektion tun, wenn es nicht gerade darum ging, einen unvermeidlichen Schlag zu mildern oder dem Direktor für die Durchsetzung eigener Ziele schönzutun? Andererseits, wie viele Abteilungen, abgesehen von seiner eigenen und der der Tüftler, hatte das Ministerium eigentlich?
    Nur noch ein Absatz …
    Mit einem Ruck zog Wellington erneut die verborgene Kartentasche hervor, blätterte sie nach der gewünschten Sequenz durch und schob die gesuchte Karte in die analytische Maschine. Als sein Daumen auf die »3«-Taste drückte, übertönte ein kurzer Dampfstoß das Konzert, dann klickte und schnurrte das Gerät, während die Musik ungehindert weiterspielte.
    »Wahrhaftig, Wellington, Sie sind voller Überraschungen.« Dr. Sound strahlte, und sofort ging der Archivar innerlich in die Defensive. »Ich hätte wissen sollen, dass Sie diese Differenzmaschine auch gleich mit einer Musikbibliothek ausgestattet haben.« Er ließ eine Hand im Rhythmus der Musik durch die Luft gleiten. »Johann Sebastian Bach, glaube ich. Einer meiner Lieblingskomponisten. Violinkonzert in A-Dur.«
    Wellington räusperte sich. »Moll, Sir.«
    Dr. Sound hörte auf zu dirigieren. »Ah, ja. Ganz recht.« Daraufhin drehte er ihm forsch den Rücken zu, um dem zweiten Besucher, der in einer dunklen Ecke stehen geblieben war, ein Zeichen zu geben. »Nun kommen Sie schon, Sie kennen sich doch.«
    Wellington richtete sich kerzengerade auf, als er seinen Engel der Zerstörung erblickte, Geheimagentin Eliza D. Braun, die anscheinend noch einen Moment brauchte, um die ungeheuren Dimensionen seines Archivs zu begreifen.
    »Agentin Braun!« Wellington wischte sich die Hand ab und hielt sie seiner Kollegin hin. »Endlich kann ich Ihnen gebührend dafür danken, dass Sie mir das Leben gerettet haben.«
    Abrupt drehte sie den Kopf, sah ihn direkt an, und der ehrfurchtsvolle Ausdruck in ihren Augen verschwand. »Ja. Gar nicht mal so übel für so einen Idioten wie mich, was, Agent Books?« Der bittere Unterton war unüberhörbar.
    Sie hatte es also nicht vergessen.
    Jetzt war es an Wellington, nervös zu werden. »Ah, nun ja, Worte, die im Eifer des Gefechts gefallen sind. Ich entschuldige mich in aller Form, falls Sie diese Äußerung als Schmähung Ihres Charakters gewertet haben sollten.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ich bitte Sie, wie hätte ich sie wohl sonst werten sollen?«
    »Aber, aber, Agentin Braun«, tadelte Dr. Sound. »Unser guter Wellington war verstimmt. Ich meine, wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie voller Hoffnung und in Erwartung eines geselligen Abends mit feinen Speisen und Getränken ein Lokal betreten, bloß um wenige Augenblicke später in den Fängen unserer erbittertsten Widersacher zu erwachen, noch dazu auf dem Weg in die Antarktis?«
    Das Konzert endete. Wellington drückte die »Stop«-Taste, sodass allein das stetige Tropfen die drückende Stille störte.
    »Klingt so, als hätten Sie hier irgendwo ein Leck, Books«, brach Braun kurzerhand das Schweigen. »Darum sollte sich mal jemand kümmern.«
    Wellington wollte gerade etwas erwidern, doch der Direktor kam ihm zuvor: »Agent Books, wäre es Ihnen recht, uns als Zeichen Ihrer Dankbarkeit gegenüber Agentin Braun eine kurze Führung durchs Archiv zuteilwerden zu lassen?«
    »Aber gern, Dr. Sound. Agentin Braun, wenn Sie mir bitte folgen würden.« Der Archivar zwang sich zu einem Lächeln und

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