Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
Vergangenheit.«
Braun feixte. »Ach, tatsächlich? Ich dachte, die Geschichte würde von den Siegern geschrieben.«
»Das mag durchaus sein, aber ich führe hier unten die Arbeit all jener fort, die den Lauf der Geschichte erlebt haben, und bewahre ihre Stimmen. Es ist ihre Fallarbeit, ihre Erfahrung, die der nächsten Generation von Agenten dient und sie in vielen Fällen wieder sicher heim zu Mutter England bringt.«
»Wie Sie gesehen haben, Books, ist es mir bisher gelungen, sicher heimzukehren, indem ich im Jetzt lebe und nicht im Damals verweile.«
Seine Augen wurden schmal. Wenngleich er die Geringschätzung seiner sogenannten Kollegen erduldete, schätzte er es überhaupt nicht, in seiner eigenen Höhle derart verächtlich behandelt zu werden.
Und sie ist noch dazu eine Kolonistin, zischte die kalte Stimme in seinem Kopf. Ich schätze, diese Wilde muss daran erinnert werden, wer über ihr steht.
Wellington trat einen Schritt zurück, und das Herz hämmerte in seiner Brust. Nein, dachte er schnell. Nicht hier. Nicht hier!
»Agentin Braun«, hob er an, »erlauben Sie mir, Ihnen zu demonstrieren, wie wichtig es ist, dass wir jeden Fall archivieren. Und bitte erlauben Sie mir auch, dafür ein Beispiel aus Ihrer eigenen Vergangenheit zu nehmen.«
Sie schnaubte. »Na, das dürfte ein Spaß werden.«
»Ich erinnere mich, dass einer Ihrer früheren Fälle Sie nach Indien führte, oder war es Ägypten? Ein Todesfall auf dem Nil vielleicht?«
»In der Tat, Books, ja. 1892. Und es waren mehrere Todesfälle auf dem Nil. Bei einer dieser gemächlichen Kreuzfahrten für die Oberschicht. Die Reisenden auf diesem Schiff hatten alle Mühe, am Leben zu bleiben. Es war eine ziemliche Herausforderung, zumal die Leichen Sand bluteten.«
»Ich erinnere mich, dass ich diesen Fall abgelegt habe. Wie lange haben Sie für die Aufklärung gebraucht?«
»Fünf Wochen.« Braun schauderte. »Ich werde nie den fürchterlichen Sonnenbrand vergessen, den ich mir eingehandelt hatte.«
Wellington sah Dr. Sound an, der den Wortwechsel zwischen ihnen zu genießen schien. Irgendetwas an dem Lächeln des Direktors beunruhigte ihn.
»Fünf Wochen, und ich meine, Ihrem Bericht entnommen zu haben, dass Sie und Ihr Partner in Ihren Ermittlungen mehrfach stark behindert wurden, wenn Sie nicht geradezu in Sackgassen gerieten?«
Brauns Kinn zuckte. »Kommen Sie zur Sache, Books.«
»Der Schuldige war weniger eine Person als … «
»… das Amulett Seths, das, wie unsere einheimischen Kontakte uns berichteten, bei einer Ausgrabung zutage gefördert worden war. Es nutzte für sich die Macht dieses Gottes, der als Verkörperung des Bösen galt, und außerdem eine Vorliebe für Sandstürme hatte. Wie sich herausstellte, hatte der Besitzer des Schiffes sich über die Kräfte des Amuletts informiert und angefangen, den Aristokraten zu Leibe zu rücken, von denen er beauftragt worden war, Leute über den Fluss zu fahren.«
»Eine Halskette voll dunkler Magie, sagen Sie?« Er schob sich an Braun vorbei, legte die Fingerspitzen auf die Datenstation der Regalablage und murmelte vor sich hin: »Mal sehen, 1840, und wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt … «
»Der Name des Agenten war Atkins«, warf Dr. Sound ein. »Fallreferenznummer 18 400 217 UKNL .«
Einen Moment lang blickte Wellington den Direktor sprachlos an, dann schaute er zu Braun hinüber. Sie zuckte nur mit den Schultern.
Also tippte er die Fallnummer ein, und mit Betätigung der letzten Taste setzte erneut das Rattern und Klicken über ihnen ein. Wie schon zuvor ließ eine Winde einen Korb herab, in dem ein schmaler Aktenordner auf einer flachen, aber breiten Schatulle aus Kastanienholz lag.
»Fall 18 400 217 UKNL , Untersuchung durchgeführt von Agent Peter Atkins«, las Wellington vom Einband der Akte ab. »Die Ermittlungen befassten sich damals mit einer Reihe zufällig erscheinender Unglücks- und schließlich auch Todesfälle, die sich allesamt im Verwandtenkreis der Parlamentsmitglieder ereigneten.«
»Eine ziemlich düstere Angelegenheit«, fügte Sound hinzu.
Wellington sah von dem Aktenordner in seinen Händen auf. »Sir, dieser Fall liegt über fünfzig Jahre zurück. Wie können Sie sich daran noch erin…«
»Auch ich kann lesen, alter Knabe«, witzelte der Direktor. »Und offensichtlich habe ich ein Gedächtnis wie ein Elefant.«
Wellington wurde plötzlich ganz heiß. »Ja, natürlich, Direktor.« Sofort begann er, die zerlesenen und bereits vergilbten
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