Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
sich gekommen war, hatte er unter der Bettdecke gelegen und Eliza auf der Chaiselongue. Die Sonne ging gerade unter. Es war ein malerischer Augenblick des Friedens. Zumindest war es ihm in diesem Moment so erschienen.
Dann hatte er sich den Mund ausgespült, die Zähne geputzt und sich für den Abend umgekleidet.
»Es ist alles in Ordnung«, hörte er Eliza noch immer flüstern.
»Vielleicht hat die Kolonistin ausnahmsweise recht«, meldete sich die Stimme seines Vaters. »Vielleicht waren die Leute nicht die richtigen für diesen exklusiven Kreis. Man muss die Spreu vom Weizen trennen. Daran ist nichts auszusetzen.«
»Was ist los?«, hatte Eliza flüsternd gefragt, als sie seine Miene im Spiegel sah.
»Vulgäres Weib«, schäumte sein Vater in Wellingtons Kopf. »Sie nennt es Opfer bringen für Königin und Vaterland? Das Flittchen hat sich in der letzten Nacht doch bestens amüsiert, daran besteht für mich kein Zweifel.«
»Es ist nichts.«
»Books, wenn Sie dem nicht gewachsen sind … «
»Ich sagte, es ist nichts. Also ist auch nichts! « Die Verachtung in seiner Stimme hatte ihn selbst überrascht. Er hatte sich die Bürste geschnappt und unwirsch seine Haare bearbeitet. »Stellen Sie mich nicht infrage, Miss Braun – sonst werden Sie mir nie vertrauen«, hatte er gesagt und die Bürste beiseitegelegt, um seine Weste zu straffen.
Die Zeit glitt dahin. Das Schweigen war bedrückend gewesen, fand Wellington.
»Bleiben Sie mit mir in Kontakt, Wellington. Es gibt für alles eine Zeit und einen Ort, auch um in seiner Rolle aufzugehen … «
»Wie kann diese Frau es wagen, dich in solcher Manier anzusprechen«, zischte sein Vater.
»… und dann gibt es Zeiten, da Sie sich stets darüber im Klaren sein müssen, wer Sie sind und wem Sie vertrauen können. Verstehen wir uns, Books?«
Wellington hatte geschwiegen, den Blick starr auf sein Spiegelbild geheftet.
»Agent Books?«
Er hatte nicht reagiert.
»Sind wir uns einig?«
»Ja«, hatte er schließlich geantwortet. »Durchaus.«
Wellington konnte es einfach nicht verstehen. Er konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie jemand dazu kam, sich für den Außeneinsatz zu entscheiden. Die Arbeit im Archiv hatte in seinen Augen wenigstens Sinn und Verstand. Logik. Fakten. Schlussfolgerungen.
Und nicht so etwas.
Es war eine ganz spezielle Sorte Mensch, die sich zu Geheimdiensteinsätzen hergab. Seinem Verständnis nach war dieser Typus meist distanziert und abgeklärt. Es waren fähige Leute. Das würde er auch gewiss nie in Zweifel ziehen.
»Kein Grund, gleich mit den Soldaten in die Schützengräben zu springen«, hätte sein Vater gehöhnt.
Mit einem letzten gegenseitigen Blick in die Augen hatten Wellington und Eliza ihre eigene Persönlichkeit abgestreift und gegen die der St. Johns getauscht; und jetzt saßen sie abermals im Speisesaal vor einem ausgezeichneten Dinner.
Jedoch ließen sich die beiden leeren Plätze an der Tafel nicht ignorieren, und jeder beachtete die Warnung auf seine Weise.
Die Initianden musterten einander sehr aufmerksam und kritisch. Insbesondere die Pembrokes hielten Abstand – von allen. Es war vermutlich seiner militärischen Ausbildung zu verdanken, wie gut der Major die überaus reale Bedrohung, die ihn und seine Frau umgab, einzuschätzen vermochte. Da sie an ihre Kinder denken mussten, hatten sich ihre Prioritäten offenbar dahingehend verschoben, dass es nur noch darum ging, das Wochenende zu überleben. Nathaniel Pembroke fing Wellingtons Blick auf und taxierte ihn. Hätte der Mann eine Waffe in der Hand gehalten, wäre Wellington wohl lieber in Deckung gegangen.
Das andere verbliebene Ehepaar, die Collins, wirkte nervös. Barnabus schwitzte, während Angelique mit ihrem bleichen Teint und dem weißen Abendkleid wie ein Gespenst aussah. Die beiden schauten hastig nach links und rechts, verzweifelt darum bemüht, den Eindruck eifriger, williger Initianden aufrechtzuerhalten.
Wellington sah zu Eliza; sie hielt den Blick noch immer gesenkt.
»Mensch, St. John«, erklang eine Stimme neben ihm.
Wellington tupfte sich den Mund mit seiner Serviette ab, bevor er antwortete: »Lord Devane.«
»Was reden Sie denn da, Mann, Sie sollen mich doch Bartholomew nennen! Warum so förmlich … ?« Er hielt inne und gab ein leises »Oh« von sich, begleitet von einem wissenden Grinsen. »Ich würde mir keine Sorgen machen, alter Knabe, Sie liegen gut im Rennen, was Ihre Kandidatur angeht. Sie lassen hier so einige
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