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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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seines Kindes. »Die Zukunft, die sich unsere Bruderschaft so lange erträumt hat, wird endlich zur Gegenwart. Doch bevor sie sich vollends entfaltet … «
    Mit dem Zeigefinger legte er einen Schalter am Handgelenk des »Hausdieners« um, und das grüne Licht aus dem Innern des Messingschädels wurde kurz heller. Havelock wiederholte die Geste bei dem anderen Automaten, und beide stapften mit einer Anmut aus dem Saal, die angesichts ihrer beachtlichen Größe und Bauweise völlig unerwartet kam.
    »… zuerst das Dinner. Bitte, nehmen Sie doch wieder Platz.«
    Erneut wurde ein wunderbares Mahl serviert, bestehend aus Gemüse, Geflügel und Lamm sowie einem edlen Wein, der nie zu versiegen schien. Es schmeckte alles genauso köstlich wie am Abend zuvor, doch die Heiterkeit und Höflichkeit der Vorgänge bei Tisch wurden immer wieder unterbrochen, wenn die ominösen mechanischen Monster langsam in den Speisesaal traten. Erstaunlicherweise waren die Automaten in der Lage, sich genauso gut um die Bedürfnisse der Gäste zu kümmern wie das Hauspersonal. Jede Verzögerung, die ihr Gewicht und ihre Größe mit sich bringen musste, schien berücksichtigt und kompensiert worden zu sein.
    Doch dann war da noch das Aussehen der Automaten. Eine oder zwei Ehefrauen der Brüder – und sogar einige der Brüder selbst – erbleichten, wenn sich die Automaten vorbeugten, um sie zu bedienen. Gespräche unter Eheleuten verstummten, sobald sich ein Metallarm zwischen sie schob, um ihnen Wein nachzuschenken. Grundsätzlich wurde ein Bediensteter von den Privilegierten als Gebrauchsgegenstand erachtet, umso bemerkenswerter erschien es Wellington, dass sie es in diesem Fall tatsächlich waren. Sie waren weder lebendige, fühlende Wesen noch hatten sie ein Bewusstsein. Da war kein Stolz, den man verletzen konnte. Keine Unzulänglichkeit und auch keine Verwundbarkeit. Und falls sie einmal einen besonders schlechten Tag hatten, konnte man sie einfach zur Reparatur geben. Diese Automaten waren Haushaltsgeräte, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Einen Vorteil gegenüber diesen modernen Nutzgeräten besaßen die nun anscheinend bald überholten Hausangestellten aber dennoch: ihre Unsichtbarkeit. Der Oberschicht fiel es von jeher leicht, die Arbeiterklasse geringschätzig abzutun oder zu ignorieren. Einen Apparat aus Messing mit zischender Hydraulik und surrenden Zahnrädern zu ignorieren bedeutete dagegen eine wesentlich größere Herausforderung – vor allem wenn besagter Apparat sich zwischen ein Ehepaar drängte, um Wein nachzuschenken.
    Ach, zum Kuckuck, dachte Wellington, während er sich die Mundwinkel abtupfte. Dann wandte er sich der Stirnseite des Tisches zu, wo Havelock das mechanische Ballett seiner Kreationen mit diebischer Freude verfolgte. »Dr. Havelock, bitte, auf ein Wort, wenn es Ihnen recht ist?«
    Alle Gespräche verstummten. Aus den Augenwinkeln konnte Wellington erkennen, dass Devane beinahe so aschfahl wurde wie seine Frau. Nicht einmal Elizas sanfte Berührung seines Oberschenkels ließ Wellington innehalten. Die Würfel waren gefallen, und dies war seine Chance. Das war immerhin sein Fachgebiet.
    Havelocks Lächeln ließ ein wenig nach, und er zog kaum merklich eine buschige Augenbraue hoch. »Sie haben eine Frage, St. John?«
    »Ja, Doktor«, entgegnete Wellington. »Ich sehe mich bemüßigt zu fragen, wie.«
    Jetzt krallten sich Elizas Finger in sein Knie, und das nicht allzu sanft. Wellington nahm sein Weinglas, leerte es in recht unfeiner Manier und stellte es dann wieder ab. Daraufhin ließ er die Hand unter den Tisch gleiten und legte sie auf Elizas – in dem Bemühen, sie zu beruhigen, obgleich sich ihm der Kopf ein wenig drehte, nachdem er den Wein etwas zu schnell ausgetrunken hatte.
    Mit leisem Zischen streckte sich ein Metallarm zwischen ihn und Havelock. Wellington ließ den Mann nicht aus den Augen – sein wissendes Lächeln geriet keine Sekunde ins Stocken, während das Glas wieder aufgefüllt wurde und der Automat in seine neutrale Position zurücktrat.
    Wellington deutete ein Nicken an, eine stumme Wiederholung der Frage: Wie? , und erntete damit ein leises Aufkeuchen der Damen.
    Havelocks Lächeln wurde wieder breiter. Er fing sogar an zu lachen, und seine Augen leuchteten angesichts Wellingtons Initiative. Er drohte ihm scherzhaft mit dem Zeigefinger: »Für einen Mann aus der Textilindustrie, Richard, scheinen Sie von der Wissenschaft außerordentlich begeistert zu sein.«
    Wellington grinste und

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