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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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entgegnete Wellington. »Eine unglaubliche Leistung.«
    »Ah, Richard.« Ohne Hast erhob sich Havelock von seiner Tafel. »Was Sie gesehen haben … « Dann warf er einen Blick in die Runde. »Was Sie alle gesehen haben, ist lediglich die Spitze des Eisbergs. Sie haben ja keine Ahnung, was unter der Oberfläche lauert.«
    Das war das Stichwort für den einzigen menschlichen Dienstboten, Pearson, der sogleich begann, an dem kunstvollen Ventilrad in der Wand zu drehen. Dann schob er sich an den Mechamannen vorbei zu dem anderen Ventil, das ebenfalls zischte, als er den Druck abließ. Wie am Vorabend glitt die Wand zurück, enthüllte diesmal jedoch kein Getümmel ineinander verschlungener Leiber, sondern diverse Zielscheiben, wie sie beim Bogenschießen benutzt wurden. Auf zwei der mit Heuballen gesicherten Zielscheiben, hatte man Bambusfiguren angebracht, die offenbar Männer darstellen sollten – und die in Uniformen des Britischen Empire steckten. Wellington lugte zu Pembroke hinüber, der jedoch weder Widerwillen noch Abscheu erkennen ließ. Genau genommen schien sich sein Mund sogar zu einem Grinsen zu verziehen.
    »Erlauben Sie mir«, sagte Havelock und gab seinem Diener ein Zeichen, »dass ich Ihnen das enorme Potenzial meiner Mechamannen demonstriere.«
    Pearson ging zu den Automaten hinüber und stellte den kleinen Schalthebel an den Unterarmen von rechts nach links. Dann vergeudete er keine Zeit damit, sich zu entschuldigen, sondern verließ sofort mit langen Schritten den Saal, während die Riesen ein leises Heulen von sich gaben, das mit jeder Sekunde lauter wurde. Das diffuse Licht, das ihre kantigen Köpfe ausfüllte, wechselte von dunkelgrün nach dunkelrot, und das Geheul verebbte zu dem tickenden Geräusch des Räderwerks, das nun doppelt so schnell lief wie zuvor. Ihre Arme klappten nach unten, und die Blenden, unter denen sich diverse Zahnräder und Spiralen befanden, glitten hoch und dann auf die Armrückseite, um je einem Laufbündel zu weichen, das sich aus dem Schultergehäuse schob.
    Als dieses neue Zubehör einrastete, schnürte sich Wellington die Kehle zu. Er ließ seine kaltherzige, starre Haltung fahren, schlug Eliza auf die Schulter und steckte sich umgehend die Finger in die Ohren. Ohne sein Tun zu hinterfragen, folgte sie seinem Beispiel.
    Als sich die Mechamannen wieder in Bewegung setzten, bebte der Boden, und die Decken- und Wandleuchter klirrten. Die Gäste sprangen auf und wichen hastig bis an die Wand zurück, obwohl die Messinggiganten nicht einmal in ihre Richtung blickten, sondern nun ihre Positionen am Ende des Saals bezogen, gegenüber den vorbereiteten Zielscheiben. Die Arme der Mechamannen schwangen aufwärts und knickten dann an einem Gelenk ab, wo beim Menschen der Ellbogen wäre. Mit einem lauten metallischen Knacken rasteten die Arme in der gewünschten Stellung wieder ein.
    Das war der Moment, wo sich die Laufbündel zu drehen begannen.
    Falls eine der Frauen schrie, so wurde sie von dem Gewehrfeuer gänzlich übertönt. Die Gatling-Kanonen waren sichtlich kleiner als die vom Militär eingesetzten, aber das Getöse war in dem verhältnismäßig kleinen Saal umso lauter. Patronenhülsen sprangen und spritzten in alle Richtungen, während die Mechamannen auf die Zielscheiben schossen. Als deren Halterungen in sich zusammenfielen, waren die Bambusfiguren als Nächste an der Reihe. Sie hielten dem Beschuss jedoch nicht lange stand, da sich die Kugeln selbst durch dieses stabile Holz bohrten, als wäre es Seidenpapier.
    Dann erstarb das Mündungsfeuer aus den Laufbündeln und ebenso das ohrenbetäubende Knallen. Der Rauch hing schwer in der Luft, sein intensiver Geruch veranlasste alle Damen – alle bis auf Eliza – , sich die Taschentücher ihrer Ehemänner vor Mund und Nase zu halten. Der Kronleuchter war unversehrt geblieben, doch die Wucht dieser Vorführung hatte einige Erkerfenster zerschlagen. Alle Gäste zuckten zusammen, als die Mechamannen sich plötzlich zu ihrer vollen Größe aufrichteten, die Arme langsam nach außen streckten und dann seitlich sinken ließen. Ihre kantigen Gesichter leuchteten noch immer rot, aber nun wesentlich sanfter.
    Wellington und Eliza nahmen die Finger aus den Ohren und tauschten einen Blick.
    »Grundgütiger«, bemerkte Devane, »diese Dinger sind …«
    »Lediglich der Anfang«, unterbrach ihn Havelock.
    »Unglaublich«, erklang eine andere Stimme. »Dr. Havelock, das ist fürwahr eine erstaunliche Errungenschaft

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