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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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    Die Tiefen eines Abgrunds taten sich vor ihnen auf, und Wellington spürte, wie ihn die Hitze einhüllte, als er sich dem gewaltigen Gebilde aus Spulen und Rohren näherte. Der Hauptspeicher reichte tief hinab; es konnte sich nur um die geothermische Spalte handeln, von der Dr. Havelock während des Dinners gesprochen hatte. Die zahlreichen Instrumente ringsherum zeigten den Druck an, überwachten die Temperaturen und leiteten die Hitze von Kessel zu Kessel um. Wissenschaftler riefen einander Zahlen zu, setzten sie zu ihren Aufzeichnungen in Beziehung und nickten, derweil sie ihre Konzentration abwechselnd auf die Differenzmaschinen vor ihnen und den metallenen Riesen richteten, der sich in alle Richtungen erstreckte. Wellington bemerkte außerdem einige kleinere Heizkessel, die, so überlegte er, speziellen Räumen des Herrenhauses zugewiesen waren oder vielleicht auch verschiedenen Bereichen dieser unterirdischen Einrichtung. Der Koloss, der alles überragte, war der Hauptheizkessel, das Herz dieser subterranen Freistatt.
    »Beeindruckend, nicht wahr?«, fragte eine Stimme, und Wellington riss den Blick vom Kessel los und sah den Mann an, der auf ihn zukam. Dr. Havelock tupfte sich die Stirn ab, doch schien er ein Mann zu sein, der den Schweiß zu würdigen wusste, der sich beim Verfolgen eines Zieles einstellte. Wellington konnte das in seinem Lächeln lesen. Er kannte dieses Lächeln nur zu gut.
    » Aufgemerkt, Wellington «, hörte er seines Vaters Stimme. »Dies ist ein Mann von noblem Charakter.«
    »Der gegenwärtige Speicher wird seinen inneren Funktionsweisen nicht gerecht. Wir haben die Anlage in Etappen gebaut, und vor knapp einem Jahr wurde sie endlich fertiggestellt.«
    »Vor einem Jahr?« Wellington betrachtete die Wissenschaftler, die allesamt emsig arbeiteten. Einer von ihnen justierte gerade einige Ventile und biss sich dabei leicht auf die Unterlippe. »Sind Ihre Kollegen …«
    »Diese Herren sind nicht meine Kollegen«, unterbrach Havelock ihn mit einem Anflug von Ärger. »Es sind fähige Köpfe, die meine Visionen teilen, aber sie sind mir nicht ebenbürtig – ein Ebenbürtiger hätte diesen Entwurf wesentlich früher gemeistert.«
    Wellington nickte. »Wenn Sie also der Schöpfer sind, was ist dann mit dem Chefingenieur dieser Maschine?«
    »Ach, ja.« Havelock seufzte. Nach einem Moment respektvollen Schweigens fuhr er fort: »Traurigerweise haben sich unsere Wege vor einigen Monaten getrennt. Um genau zu sein, vor fast sieben Monaten.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Wellington. »Und nachdem sich dieser Bruder von Ihnen getrennt hatte – hat er da auch alle Brücken hinter sich abgebrochen?«
    »Das könnte man so sagen«, antwortete Havelock, warf einen Blick auf eins der Messgeräte und justierte langsam, geradezu sanft, das dazugehörige Ventil.
    »Und welches Verbrechens gegen die Gesellschaft des Phönix hat er sich schuldig gemacht?«
    »Nun, nachdem seine Konstruktion alle Erwartungen übertraf, verspürte er wohl den Wunsch, mit seinen Plänen anderswohin zu gehen, zwecks zusätzlicher Investitionen und Weiterentwicklung. Das wollte ich nicht zulassen, zumindest so lange nicht, bis wir über das Anfangsstadium hinaus wären. Doch anscheinend hielt Bruder Finnes es nicht für nötig zu warten. Uns wurde zur Kenntnis gebracht, dass er neugierigen Investoren hinter unserem Rücken Angebote unterbreitete, woraufhin wir die Angelegenheit selbst in die Hand genommen haben.«
    »Der Geheimbund ist recht gründlich, wenn es darum geht, seine Spuren zu verwischen«, merkte Wellington an. »Sie tun das seit Jahrhunderten, wie mir scheint.«
    »Ja, und ich bin mir sicher, Sie als Archivar haben gewiss ein leidenschaftliches Verhältnis zur Vergangenheit, aber mich interessiert vielmehr die Zukunft, Mr. Books, oder ziehen Sie Wellington vor?«
    Havelock blickte ihm unverwandt in die Augen. »Ich will etwas über die Zukunft erfahren, und ich könnte mir gut vorstellen, dass Sie darin eine Rolle spielen.«
    Der Archivar blinzelte. Nach einigen Sekunden wurde ihm bewusst, dass er sein Gegenüber anstarrte. Wellington hoffte, er hatte vor lauter Verblüffung nicht mit offenem Mund dagestanden.
    »Verzeihen Sie, Dr. Havelock«, sagte er schließlich. Auf einmal war die Hitze der Erdspalte und des monströsen Generators nicht mehr von Belang. »Ich bin Ihnen gegenüber im Nachteil.«
    »Wie das?«
    »Ich bin hier Ihr Gefangener. Die recht ungebührliche Behandlung vonseiten Ihrer Wachen

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