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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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Annahme«, begann Wellington, während er in den Motor hineingriff und eine Schraube justierte, »dass hier unten in Schichten gearbeitet wird? Oder wurden diese Mechamannen in derselben Werksanlage montiert, in der auch Ihr Generator hergestellt wurde?«
    »Viele meiner Arbeiter kommen tatsächlich aus diesem Werk. Obzwar ich ein Zerwürfnis mit besagtem Bruder hatte, sind seine Arbeiter nach wie vor von großem Wert. Sie sind sehr tüchtig. Vor allem die Kinder.«
    Wellington schloss die Augen und biss die Zähne zusammen. »Ich verstehe. Und Ihre Arbeiter befinden sich derzeit …?«
    »Ach herrje, Books, ich bin doch kein Idiot.« Havelock lächelte kalt. »Sie werden nicht vor Montag zurück sein. Der Sonntag ist für die Arbeiterklasse der Tag des Herrn, und dieser freie Tag hält sie bei der Stange.«
    Wellington setzte seine Arbeit fort und führte noch ein paar Feinabstimmungen durch. »Allem Anschein nach hat das Kind, dem Sie diesen Motor zugewiesen hatten, die erforderliche Präzision missverstanden und ihr Schwungrad zu fest angezogen. Diese Schrauben sitzen dermaßen fest, dass die Mechanik gar nicht funktionieren kann. Ich denke …« Schließlich nickte er und richtete sich auf. »Ja, das sollte genügen.«
    Havelock musterte Wellington einen Augenblick, dann griff er um den Motor herum nach einem kleinen Knauf. Mit einer scharfen Drehung erwachte der Motor summend zum Leben, die Kolben und Räder liefen mit hoher Drehzahl an und verfielen kurz darauf in einen konstanten, gemächlichen Rhythmus.
    »Und Sie sind tatsächlich Archivar, ja?«, fragte Havelock.
    »Ein Mann braucht seine Hobbys außerhalb des Büros«, erwiderte Wellington achselzuckend.
    »In der Tat.«
    Während sie den Motor eine Weile laufen ließen, wanderte Wellingtons Blick zwischen den Bauplänen des »Herzens« und der endgültigen Schöpfung hin und her.
    Er spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. »Diese Riemen, Dr. Havelock, die Sie für den Antrieb verwenden – Sie haben sie als ›die persönliche Note‹ dieser Mechamannen bezeichnet.«
    »So ist es, Mr. Books.«
    Er schloss die Augen und hatte einen bitteren Geschmack auf der Zunge, als er zu einem Schluss gekommen war. »Aber nicht Ihre persönliche Note?«
    »Sie sind ein scharfsinniger Mann, Mr. Books. Darf ich Sie Wellington nennen?«
    Ein Leichnam war ausgehöhlt worden, oder wie eine zutreffendere Beschreibung in Harrison Thornes Fallakte es ausdrückte: ein Großteil der Muskulatur war entfernt worden. Und eine andere Leiche war vollends ausgeblutet gewesen.
    »Menschliches Gewebe?«
    »Eher Muskeln und Sehnen, Wellington. Denken Sie nur: eine erneuerbare Quelle für elastische Materialien, beständig und von beeindruckender Belastbarkeit in Bezug auf Gewicht und Spannung. Nun gut, es muss mit der entsprechenden Substanz geschmiert werden und benötigt eine konstante Temperatur, wozu die Mechamannen jedoch recht geschickt konstruiert wurden …«
    Wellington räusperte sich. »Und«, seine Stimme zitterte, »die Knochen?«
    »Ein gescheitertes Experiment, fürchte ich«, sagte Havelock, und seine Stimme klang, als hätte er gerade ein Ei auf den Küchenboden fallen lassen. »Es lag nahe. Wenn die Muskeln und das Blut der fehlende Schlüssel waren, was konnten wir alles erreichen, hätten wir ihm ein echtes Knochengerüst geben können?« Er schaltete den Motor aus, legte die Hand auf das Maschinenherz und trommelte leicht mit den Fingern auf dem Metall. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass Knochen so zerbrechlich sind.«
    Was Wellington bis vor wenigen Minuten beinah für genial gehalten hätte, war nur noch widerwärtig. Ein ungewohnter Schwindel drohte ihn zu überwältigen, als Havelock ihn in den Zustand der Nüchternheit katapultierte.
    »Und angesichts der Fülle an unerwünschten Personen, die Londons Straßen verstopfen, ist unser Vorrat an Rohstoffen quasi unerschöpflich – und zudem die weitaus günstigste Option.«
    Wellington holte tief Luft. Er wusste, dass er diesen seltsamen Geruch, der ihn entfernt an ein Krematorium erinnerte, allein seiner Einbildung zu verdanken hatte. Das wäre doch ein allzu großer Zufall gewesen. Also nickte er kaum merklich und riss den Blick von den Riemen des Herzens los und richtete ihn stattdessen auf Havelock. Es schien, als hätte der Doktor ihn bereits eine ganze Zeit lang angestarrt.
    »Möglicherweise bin ich in meinen Forschungsarbeiten zu unorthodox. Man sagt ja, der Zweck heilige die Mitt el, aber viel leicht

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