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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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unglaublich verletzbar sie sich ohne ihre versteckten Waffen fühlte.
    Wellington stand auf, schlüpfte aus seinem Jackett und reichte es ihr durch die Gitterstäbe. Eliza starrte ihn nur an, doch er schüttelte es auf unnachgiebig herrische Weise – vermutlich ein Überbleibsel der Rolle, in die er sich so mühelos eingefunden hatte. Also nahm sie das Jackett entgegen. Zwar reichte es nicht aus, um die Kälte ihres unterirdischen Gefängnisses fernzuhalten, aber sie wusste die Geste sehr wohl zu schätzen. Zumindest gäbe es ihm das Gefühl, sein Möglichstes getan zu haben, um seine Partnerin ritterlich zu umsorgen.
    Sehnsucht versetzte Eliza einen Stich – sie wünschte, sie hätten sich aneinanderkuscheln und gegenseitig wärmen können. Das wäre weitaus tröstender gewesen als sein Abendjackett. Stattdessen ließ sie sich direkt neben Wellington nieder, keine Handbreit von ihm entfernt, sodass sie durch die Gitterstäbe miteinander flüstern konnten und ihre Gefühle niemandem offenbarten, der sie womöglich belauschte.
    Vor ihren Zellen befand sich ein bedrohlicher Raum, offen und von jeder Zelle einsehbar. Eliza beäugte die verschiedenen Geräte, die dort an der Wand hingen. Davor stand ein schmaler Tisch von genau der richtigen Länge, um einen Menschen darauf festzubinden. Dieser Kerker war so angelegt, dass sämtliche Gefangenen den Folterplatz vollständig einsehen konnten, was gewiss kein Zufall war. Havelock glaubte offensichtlich, dass die Verhöre ein Publikum haben sollten, seien es andere Gefangene oder seine eigenen Leute wie zum Beispiel diese beiden bulligen, bewaffneten Diener vor ihren Zellentüren. In Havelock Manor wurde einem zweifellos eine umfassende mittelalterliche Behandlung zuteil, und nach einigen verräterischen Spuren neben einem großen Haken in der Wand zu urteilen, übte sich der Herr des Hauses regelmäßig in diesen Praktiken.
    »Nun, wir sitzen ganz schön in der Klemme«, seufzte Eliza und brach damit das Schweigen. »Aber ich habe schon in schlimmeren Kalamitäten gesteckt. Harry und ich waren einmal beim Herzog von –«
    »Zum gegenwärtigen Zeitpunkt«, unterbrach Wellington sie, »verspüre ich nicht das geringste Verlangen, mich von Ihren früheren Heldentaten mit dem tapferen Harrison Thorne unterhalten zu lassen.«
    »Ach ja? Wonach verlangt es Sie denn dann, Wellington? Da ich recht gründlich durchsucht wurde, werde ich das Schloss wohl nicht knacken können. Falls Sie etwas Amüsanteres im Sinn haben, könnten wir es unter Umständen durch die Gitterstäbe miteinander versuchen … «
    Der Archivar errötete, öffnete mehrmals den Mund, rückte seine Brille zurecht, dann überwand er sich zu sprechen. »Sie machen es mir nicht leicht. Ich muss Ihnen etwas gestehen.«
    Sein Tonfall beunruhigte sie. »Hoffentlich nicht Ihre unsterbliche Liebe – denn ganz so schlimm ist unsere Lage nun auch wieder nicht«, witzelte sie.
    Nichts als Schweigen.
    »Ist schon gut.« Eliza wagte es, eine Hand durch die Gitterstäbe zu schieben und sie zaghaft auf seine Schulter zu legen. »Die haben mir meine Waffen abgenommen, und auch die Dietriche, also können Sie mir getrost alles sagen.«
    Ein langer, zittriger Atemzug, und dann überschlugen sich seine Worte. »Das war sie, Miss Braun. Sie!« Er hatte die Fäuste geballt und bebte am ganzen Körper. » Signora Sophia del Morte war die Frau, die mich für das Haus Usher in die Falle gelockt hat.«
    »Oh.« Eliza biss sich auf die Unterlippe, und ausnahmsweise fehlten ihr die Worte.
    »Ja, ›oh‹«, blaffte Wellington und riss sich von ihrer tröstenden Berührung los. Er sprang auf und begann, in der winzigen Zelle wütend auf und ab zu stampfen – wütender als Eliza ihn je zuvor gesehen hatte. »Dieses Weibsbild … diese falsche Schlange , die mich einfach so verführt hat, arbeitet für diese Schurken!«
    »Die Frau ist Expertin«, versuchte Eliza, ihn zu besänftigen. »Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass Sie … «
    »Dass ich nur ein Archivar bin?« Er fuhr herum und funkelte sie durch seine Brillengläser an. Das Kerkerlicht war sehr schwach, wodurch die Brille seine Augen verdunkelte, aber Eliza stellte sich vor, dass sie zornig blitzten. »Eliza, ich bin dennoch ein ausgebildeter Agent. Ich hätte es wissen müssen!«
    »Das mag ja richtig sein, aber in erster Linie sind Sie ein Mann.«
    Wellington legte den Kopf schräg. »Was um alles in der Welt soll das denn heißen?«
    »Sie ist eine sehr schöne

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