Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
werfen. »Ich frage mich, wie viele Zoten in den Londoner Pubs wohl auf Ihre Kosten gehen …«
Sie konnte erkennen, dass er die Zähne zusammenbiss. Gleich hatte sie ihn so weit.
»Trauen Sie sich nicht nach Neuseeland, Barty?«, gurrte Eliza, während sie an ihrem Busen ein Bändchen löste.
Der Musselin teilte sich leicht und ließ ihn ihre Rundungen erkennen. Indem sie lediglich ihre Pose änderte, das wusste sie, gewährte sie ihm einen köstlichen Blick auf das, was ihr Hemdchen noch verbarg. Eine andere Körperhaltung würde ihr außerdem einen festeren Stand ermöglichen.
Ihr Flüstern schien den gesamten Zellentrakt zu erfüllen. »Worauf warten Sie?«
Sein Lachen erstickte Eliza Lächeln. Devane mochte ein Hai sein, aber er war offenbar kein dummer Hai. »Ich habe von Ihren besonderen Talenten gehört, Sie kleines Luder – daher werde ich Ihr Angebot leider ablehnen müssen.«
Er hatte etwas anderes im Sinn, und Eliza war sich ziemlich sicher, dass zu seinem Plan nicht nur das Skalpell, sondern auch die diversen anderen Utensilien auf dem Tablett gehörten, vor dem er jetzt stand.
Gemächlich wickelte Devane ein kleines Bündel aus und förderte ihren zweiten Pounamu - Revolver zutage sowie verschiedene Messer und Dietriche, die er vor ihr ausbreitete wie Instrumente für eine Operation.
»Ein ansehnliches Arsenal für eine wohlerzogene Dame aus« – er lachte verächtlich – »Neuseeland.«
»Ich bin der Mode gern voraus«, erwiderte Eliza, während sie darauf brannte, nur ein einziges dieser Werkzeuge in die Finger zu bekommen. »Wenn Sie angesichts der Handhabung unschlüssig sind, helfe ich Ihnen sehr gern mit einer kleinen Demonstration auf die Sprünge.«
Devane grinste. »Oh, davon bin ich überzeugt, doch auch diesmal muss ich das Angebot bedauerlicherweise ablehnen.«
Eine Erinnerung ließ Eliza innerlich erschaudern, und sie spürte, wie ihre selbstsichere, unbekümmerte Fassade brüchig wurde. Einmal hatte sie einige albtraumhafte Wochen in den Zellen des Kaisers verbracht, als das Lieblingsobjekt eines Kerkermeisters. Zwar hatte er sie nicht brechen können, aber es war eine Erfahrung, die sie gewiss nicht noch einmal zu machen wünschte. Devanes Begutachtung seiner Foltergeräte brachte diese Ängste jedoch mit quälender Klarheit zurück.
Indes war Devane kein Spezialist auf diesem Gebiet wie der Scherge des Kaisers. Das ist etwas Persönliches, Eliza, versicherte sie sich. »Wollen Sie damit etwa sagen, das sei schon alles? Folter und anschließend ein wenig Nekrophilie, nur damit ich nicht all Ihre Schwächen zu sehen bekomme … «
Sie brach ihre Beleidigung ab, als sie das Glühen in seinen Augen sah – kein Zeichen der Wut, sondern der Wollust. Ihr Blick wanderte nach unten, und da begriff sie, dass die Wölbung seiner Hose noch gewachsen war, seit sie sich unterhielten. »Bei den Göttern«, platzte sie heraus, »Sie genießen das ja! Sie wollen, dass ich Sie beleidige?«
Devane stieß einen kleinen, erstickten Seufzer aus, als fühlte er sich ertappt.
Plötzlich steckte Eliza in einer recht misslichen Zwickmühle: Wenn sie kapitulierte, würde er sich einfach bedienen, aber wenn sie sich wehrte, hätte er auch noch seinen Spaß dabei. Na wunderbar, dachte sie.
Nein, ihre Mutter hatte gewiss kein hilfloses Mauerblümchen großgezogen; und gegen diesen perversen Briten war es nun an Eliza, den Stolz und die Ehre Neuseelands und seiner Frauen zu verteidigen – von denen keine einzige für etwas Derartiges wie Unterwürfigkeit bekannt war. Sie würde kein Opfer sein, geschweige denn die Fantasien ihres Gegners nähren. Von einem einzelnen Mann würde sie sich bestimmt nicht bezwingen lassen.
Devane musste das Aufblitzen in ihren Augen bemerkt haben. Er nahm den verbliebenen Pounamu - Revolver zur Hand und betrachtete ihn betont eingehend.
Selbst in diesem Moment lagen Eliza diese Geschenke noch sehr am Herzen. Sie wollte verflucht sein, sollte sie auch nur eine Kugel aus ihrer eigenen Waffe treffen.
Devanes Hand schloss sich um den Revolver. »Ich hege keinerlei Zweifel, dass Sie sich – so Sie an eines dieser entzückenden Dinger herankämen – meiner so schnell wie möglich entledigen würden. Folglich werden Sie zunächst an mir vorbeikommen müssen.«
Die morgendliche Jagd hatte Devane als hervorragenden Schützen ausgewiesen. Und den augenblicklichen Abstand konnte sie unmöglich überwinden, ohne dass Devane sie niederstreckte. Zwei Schritte näher, und sie
Weitere Kostenlose Bücher