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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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Landgut halten können – sofern man die sich windenden Gestalten des Wahnsinns über dem Eisenwerk übersah. Und von außen mutete alles durchaus ordentlich und harmlos an, doch diese Einrichtung stank förmlich nach verlorenen Hoffnungen. Kurzum, sie gehörte zu den Orten, die jeder geistig gesunde Mensch mied.
    Das Medaillon fühlte sich in ihrer Hand so schwer an wie Blei, und doch konnte sie seine Botschaft nicht einfach ignorieren. Bereits seit drei Tagen kam sie täglich hierher, und jedes Mal hatten die Krankenschwestern sie abgewiesen. Angeblich war er immer zu krank, zu sehr im Wahnsinn gefangen, als dass sie ihr einen Besuch gestatten wollten.
    Normalerweise hätten derartige Hindernisse sie nur zu dem Entschluss angeregt, dort kurzerhand einzubrechen – höchstwahrscheinlich mithilfe von Dynamit – , aber diesmal lagen die Dinge anders. Eliza fürchtete sich vor dem Wiedersehen mit Harrison Thorne. Er war ihr Ermittlungspartner gewesen, und in müßigen Stunden hatte sie sich mit seiner Vorstellung beschäftigt, dass sie mehr füreinander sein könnten. Das gehörte jetzt jedoch der Vergangenheit an, und es schmerzte noch immer.
    Aber entweder ging sie dieser Sache nach, oder sie gab sich irgendwie damit zufrieden, mit Wellington Books im Archiv zu verrotten. Und das war schlicht und ergreifend inakzeptabel.
    Herausfordernd reckte Eliza das Kinn und marschierte los. Sie schloss sich einem dünnen Rinnsal von Besuchern an: Müttern, die unwillige Kinder vor sich herschoben, Eltern mit Tränen in den Augen und graugesichtigen Geliebten.
    In Anbetracht der Größe des Hospitals waren es nicht gerade viele; und da wurde Eliza plötzlich klar, dass es hier um mehr ging als nur um das Medaillon. An Orten wie diesen vertrocknete das Leben der Menschen und wehte einfach davon. Solche Kliniken gab es auch in Neuseeland, und sie wusste aus eigener Erfahrung im Familienkreis, was sie erwartete. Das war die eine Hälfte des Problems. Sobald sie innehielte und sich den Erinnerungen hingäbe, sähe sie das Gesicht ihres Bruders Herbert vor sich, wie er bei ihrem letzten Besuch gewesen war, verdreckt, angespannt, wahnsinnig. Dann würde sie auch wieder das Wimmern hören, und die Schreie, und müsste sich dem Schmerz stellen, dass ihr geliebter älterer Bruder sie nicht mehr erkannte.
    Eliza konnte sich außerdem gut vorstellen, dass das Personal nur einen Blick auf sie werfen und sie sogleich dabehalten würde – genau wie ihn.
    Sie schüttelte den Kopf. Das war doch lächerlich. Sie war bei ebenso klarem Verstand wie jeder andere Agent – sofern er nicht Harry hieß. Bei diesem Gedanken musste sie sich eine behandschuhte Hand vor den Mund halten, um ihr Kichern zu dämpfen. Harry hätte den schwarzen Humor zu schätzen gewusst.
    Zumindest der Harry, an den sie sich erinnerte.
    Bethlehem präsentierte zunächst eine überraschend saubere Fassade, wenngleich der Innenausstatter offenbar einen ausgeprägten Sinn fürs Makabre besaß. Skulpturen, die Melancholie und Wahnsinn darstellten, standen zu beiden Seiten des Atriums und machten jeden närrischen Versuch, etwas Hoffnung hineinzuschmuggeln, sofort zunichte. Sie waren mehr als Kunst. Diese verzerrten, gequälten Gesichter sollten allen, die es wagten, das Hospital zu betreten, eine Warnung sein.
    Die tüchtige Krankenschwester, die sie bereits kennengelernt hatte, lächelte breit, als sie Eliza auf den verglasten Empfangstresen zukommen sah. »Miss Braun« , die gestärkte Haube wippte auf ihrem lockigen Haar , »wie schön, dass Sie da sind. Mr. Thorne ist heute tatsächlich in bester Verfassung, sodass ich Sie endlich zu ihm lassen darf.«
    Eliza versuchte, das Lächeln zu erwidern, obwohl ihr Magen einen kleinen, unangenehmen Tanz vollführte. »Vielen Dank. Ich muss ihn unbedingt unter vier Augen sprechen.«
    Die Krankenschwester schürzte ein wenig die Lippen, also schob Eliza ihren Ausweis vom Ministerium über die Theke. Die Reaktion darauf war überaus befriedigend.
    Dennoch verspürte Eliza den Drang, sich nervös in alle Richtungen umzuschauen. Selbstverständlich wurde sie von niemandem aus dem Ministerium beobachtet; aber diese Gewissheit änderte nichts an dem Risiko, das sie einging. Überhaupt nichts. Falls Dr. Sound jemals herausfand, dass sie ihren Dienstausweis für eine Vorzugsbehandlung einsetzte, bräuchte sie sich nicht mehr zu fragen, ob er sie wohl im Archiv verfaulen lassen wollte. Das wäre dann eine unumstößliche Tatsache.
    Die

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