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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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sich beide Hände vor den Mund.
    »Eliza!« Wellington eilte auf ihre Seite des Schreibtisches und ließ sich auf ein Knie nieder. Besorgt berührte er ihre Wange. »Was ist denn los?«
    Er sah die Tränen in ihren Augen, bevor sie sie zukniff. Wellington nahm ihr sanft die Hände vom Mund und hielt sie fest. Eliza schüttelte den Kopf. Ohne die Augen zu öffnen, flüsterte sie: »Harry. Im Bedlam. Er hatte eine Narbe hinterm Ohr. Die Signatur eines Chirurgen, wenn man so will. Smith … die Gesellschaft …« Durch zusammengebissene Zähne zischte sie: »Die haben etwas mit ihm gemacht .«
    Eine naheliegende Schlussfolgerung. Eine, von der er wünschte, sie wäre nicht so zwingend. »Aber das ist wahrscheinlich genau das, was derzeit seine Sicherheit gewährleistet. Und da sie über uns nichts wissen, sind auch wir außer Gefahr – zumindest für den Moment.«
    Eliza riss die Augen auf, von Tränen keine Spur mehr. »Dieser Zustand wird nicht von langer Dauer sein.«
    »Vielleicht nicht, Miss Braun, aber zur Stunde gibt es für uns nur diesen einen Schutz: unsere Anonymität.«
    Eliza nickte und atmete tief durch. Dann wollte sie in ihre Manteltasche greifen. Doch stattdessen lächelte sie ihn an und sagte: »Welly.« Sie kicherte. »Meine Hände.«
    Er umfasste sie noch fester. »Ja, Eliza, was ist mit Ihren Händen?«
    »Ich hätte sie gern zurück, wenn Sie so freundlich wären.«
    Wellington blickte hinab. Mit einem Mal wurde ihm heiß und kalt zugleich. »Oje!« Er riss sich von ihr los und stand hastig auf. »Ich … ich dachte, Ihnen … Nun, gut.«
    Breit grinsend beobachtete Eliza, wie er sichtlich verlegen auf seine Seite des Schreibtisches zurückkehrte. Dann zog sie ihr kleines, recht abgegriffenes Notizbuch aus der Tasche. »Wir haben nicht nur den Vorteil auf unserer Seite, dass wir für den Geheimbund unsichtbar sind, sondern wir sind auch zu einigen wertvollen Informationen über seine Kontakte gelangt. Ich habe mich ein wenig umgehört, Welly. Sie erinnern sich?«
    »Ah, sehr gut.« Er räusperte sich und fragte: »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Nun, der gute Dr. Christopher Smith war wie zu erwarten ein herausragendes Mitglied seines Standes. Er war sehr tüchtig, überaus fähig.« Eliza schlug die markierte Seite ihres Notizbuchs auf. »Doch dann fand ich heraus, dass der beeindruckende Dr. Smith in Wahrheit ganz anders war. Ich habe die halbe Nacht lang mit einer Krankenschwester gesprochen, die früher in seiner Praxis gearbeitet hat, eine Miss Mary Grissom – ich erwähnte den Namen bereits, Sie erinnern sich? Die Frau hat sowohl in seiner Praxis als auch in einer Klinik in der Ashfield Street für ihn gearbeitet, bis sie vor einigen Monaten entlassen wurde.«
    »Womöglich geht es Schwester Grissom nur darum, den Doktor in Misskredit zu bringen?«
    »Also wirklich, Welly, gehört es sich etwa, jemandem einfach ins Wort zu fallen? Solch ein Verhalten hat nichts als Unwissenheit zur Folge.« Mit einem süffisanten Grinsen nahm sie einen Schluck Tee und wandte sich dann wieder ihren Notizen zu. »Hätten Sie mich nicht unterbrochen, wüssten Sie bereits von den Experimenten, die Schwester Grissom in der Ashfield Klinik miterlebt hat: Wie der Zufall es wollte, bemerkte sie eines Tages die abträgliche Reaktion eines Patienten auf die von Dr. Smith verabreichten Medikamente. Nachdem sie den Arzt darüber in Kenntnis gesetzt hatte, erhöhte er die Dosis . Von da an konnte Grissom beobachten, dass dieses Verhalten Methode hatte: Bei jedem Anzeichen einer ungünstigen Nebenwirkung setzte Smith die Anwendung eines Medikaments mit großem Interesse fort. Je dramatischer die Reaktion, desto intensiver seine Behandlung – so als prüfte er die Toleranzgrenze der Patienten.
    Wie es scheint, hat Smith die Klinik aus zwei Gründen betrieben. Zum einen ging es ihm um sein Ansehen in den Augen der Gesellschaft des Phönix. Die wohltätige Arbeit trug ihm recht viel Anerkennung ein. Doch der zweite Grund war geradezu diabolisch, wie Schwester Grissom feststellen musste. Gegen Ende ihrer Anstellung wurde sie gebeten, bei Operationen zu assistieren, die nicht nur unnötig, sondern hochgradig unmoralisch waren. Diese Versuche am lebenden Menschen – und die daraus resultierenden Todesfälle – konzentrierten sich allesamt auf das menschliche Muskelsystem. Als sie von ihm eine Erklärung verlangte und erfahren wollte, woran sie da beteiligt war, habe er geantwortet: ›An der Veredelung des Empire‹.«

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