Borderlands
gesetzt, die melden sich
deswegen später bei mir«, sagte Williams. »Aber ich hab mir gedacht, das
bedeutet, dass der Ring gestohlen sein muss, nicht gekauft. Und jetzt raten Sie
mal.«
»Was?«, fragte
ich.
»Es stimmt. Er
wurde gestohlen, meine ich. Vor ein paar Wochen in Letterkenny.«
»Das ergibt
einen Sinn«, sagte Holmes.
»Was ergibt
einen Sinn?«, wollte ich wissen.
»McKelvey
stiehlt den Ring in Letterkenny, versucht, ihn loszuwerden, bekommt nicht so
viel Geld, wie er erwartet hat, und gibt ihn deshalb seiner Freundin im
Austausch für …« Er sah Caroline an. »Sie wissen schon, für was.«
»Wahrscheinlich«,
stimmte ich ein wenig widerstrebend zu. »Wer hat ihn als gestohlen gemeldet?«
»Jemand namens
Anthony Donaghey. Hat gesagt, es wäre ein Familienerbstück und hätte seiner
Mutter gehört.«
»Anthony
Donaghey. Der Anthony Donaghey?«, fragte ich belustigt.
»Das weiß ich
nicht. Jedenfalls ein Anthony Donaghey«, erwiderte
Williams ein wenig verärgert über meinen Ton. »Warum? Wer ist Anthony
Donaghey?«
»Ratsy
Donaghey«, antwortete ich und sah Holmes um Zustimmung heischend an.
»Richtig. Der
Drogendealer. Ganz recht.«
»Mehr als ein
Drogendealer. Ein ausgemachtes Arschloch. Wenn der Ring seiner Mutter gehört
hat, dann … ich weiß nicht, was ich dann tue. Aber er hat niemals seiner Mutter
gehört. Die hat ihr ganzes Leben lang die örtliche Grundschule geputzt; die hat
keine Goldringe mit Diamanten gekauft.«
»Vielleicht
hatte sie noch Nebeneinkünfte, genau wie ihr Sohn«, meinte Holmes lachend.
»Vielleicht
sollten wir uns mal mit Mr Donaghey unterhalten«, schlug Williams vor und
ignorierte Holmes’ Bemerkung.
»Das dürfte
Ihnen schwerfallen«, sagte jemand hinter uns. Wir wandten uns um und erblickten
Mr Gerard Brown, Lorcan Huttons aalglatten Anwalt, den wir völlig vergessen
hatten.
»Warum?«,
fragte Holmes.
»Man hat ihn
letzten Monat tot in Bundoran aufgefunden.«
»Auch ein
Mandant von Ihnen, ja?«, fragte Williams grinsend.
»Gelegentlich«,
erwiderte Brown ohne jeden Anflug von Ironie. »Ich nehme an, mein Mandant kann
jetzt gehen.«
Ich nickte
Holmes zu. »Versuchen Sie noch ein Mal Ihr Glück bei ihm. Und machen Sie
deutlich«, sagte ich ebenso an Brown wie an Holmes gewandt, »dass wir jedes
Eingeständnis irgendwelcher Beziehungen zum Drogenhandel in diesem Bezirk
ignorieren werden, wenn es im Rahmen von Informationen erfolgt, die Mr Hutton
uns bezüglich der laufenden Mordermittlungen gibt.«
»Ich bin
sicher, mein Mandant wird alles tun, um An Garda zu helfen«, versetzte Brown.
Dann kehrten er und Holmes ins Vernehmungszimmer zurück.
»Also, was
denken Sie, Chef?«, fragte Williams und betonte die Anrede.
»Ich denke,
Holmes hat recht.« Sie machte ein langes Gesicht. »Das war verdammt gute
Arbeit, Caroline.«
Sie errötete.
»Was ist mit Donaghey?«, fragte sie.
»Finden Sie
raus, wo er gestorben ist. Setzen Sie sich mit der zuständigen
Polizeidienststelle in Verbindung, mal hören, was die über seinen Tod zu sagen
haben.«
»Glauben Sie,
es gibt da eine Verbindung?«, fragte sie.
»Ich wüsste
nicht, wie, aber wir überprüfen es lieber, was? Und warten ab, ob McKelvey in
Ballybofey auftaucht.«
»Warum
Ballybofey«, fragte sie, und ich berichtete, was ich an diesem Vormittag
erfahren hatte. Dann setzte Williams sich an ihren Schreibtisch, während ich
anfing die Nachrichten durchzuarbeiten, die sich seit dem Tod von Angela
Cashell auf meinem Schreibtisch angehäuft hatten.
Der oberste
Stapel bezog sich auf Terry Boyle. Offenbar war er an dem Abend, an dem er
gestorben war, in drei verschiedenen Pubs gesehen worden, aber niemand hatte
ihn in Begleitung fortgehen sehen. Jemand hatte noch in der Nacht eine
Routineüberprüfung von Boyle durchgeführt und erfahren, er sei in seinem ersten
Jahr als Student ein Mal wegen Drogenbesitzes angeklagt worden. Er war mit
einer Geldstrafe und gemeinnütziger Arbeit davongekommen. Eine Bitte um
Mithilfe der Bevölkerung ging gerade erst durch die Medien – ich ging davon
aus, dass der Papierstapel bis zum nächsten Morgen beträchtlich anwachsen
würde. Dann fand ich Williams’ Nachricht, derzufolge sie wegen des Rings
möglicherweise einen Treffer bei einem Secondhandjuwelier in Stranorlar
gelandet habe und nicht auf meine Rückkehr warten könne. Sie hatte hinzugefügt,
dass Holmes Lorcan Hutton auf die Polizeiwache holen wolle. Ich warf den Zettel
fort.
Burgess hatte
mir am Vormittag
Weitere Kostenlose Bücher