Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
Vom Netzwerk:
erzeugen sollte –, trat vor, legte Cashell eine Hand auf die Schulter
und zwang ihn, sich wieder zu setzen.
    »Hat sie Ihnen
vorgeworfen, dass Sie sie beim Anziehen beobachten?«, beharrte Hendry.
    Cashell
antwortete nicht sofort; stattdessen starrte er mich wütend an, seine Brust hob
und senkte sich heftig, er atmete geräuschvoll durch die Nase. Schließlich
atmete er langsam aus: »Ich … ich bin zufällig reingekommen.«
    »Das haben wir
aber anders gehört. Offenbar war das nicht das erste Mal, oder, Mr Cashell? Sie
haben sie auch mal unter der Dusche beobachtet. Fühlten Sie sich körperlich zu
Ihrer Tochter hingezogen, Mr Cashell?«
    »Sie
Arschloch!«, stieß er hervor. Dann wandte er sich zu mir um, als repräsentierte
ich für ihn in gewisser Weise die Stimme der Vernunft. »Devlin? Was geht hier
ab, verdammt noch mal? Sie glauben doch nich im Ernst, ich –«
    »Gefiel Ihnen
Ihre Tochter, Johnny? Dafür muss man sich nicht schämen. Sie war ein hübsches
Mädchen. Wäre eigentlich nicht einmal Inzest gewesen, oder, Johnny? Denn sie
war ja sowieso nicht von Ihnen. Nicht wahr?« Hendry schien seine letzte
Bemerkung und deren Wirkung auf Cashell zu genießen.
    Johnny wollte
antworten, öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu, er schnappte nach Luft
wie ein Fisch, aber sein Verstand wollte nicht funktionieren. Tränen traten ihm
in die Augen, während er wie in Trance durch mich und die Zimmerwände hindurch
wohl dahin starrte, wo er die Erinnerungen an seine Tochter aufbewahrte. Wieder
sah ich sie nackt und würdelos auf einer Wiese liegen. Niemand sprach. Eine
einzelne Träne rollte aus Cashells Augenwinkel, mit der offenen Hand wischte er
sie rasch fort, nahm eine Zigarette und zündete sie an. Er sperrte den Mund
weit auf wie ein gähnendes Tier und versuchte, seine Tränen
herunterzuschlucken.
    »Haben Sie sie
getötet, Johnny?«, fragte Hendry, die Stimme kameradschaftlich, doch Cashell
schüttelte nur den Kopf.
    »Hatten Sie je
Sex mit ihr? Oder haben Sie versucht, Sex mit ihr zu haben?«
    Wieder
schüttelte er den Kopf und schwieg, als hätte er Angst vor dem, was er sagen
könnte und was seine Worte über ihn aussagen würden.
    »Wollten Sie
es?«, fragte Hendry.
    Cashell sah
ihn wieder an, Trotz flackerte in seinen geröteten Augen auf. »Ich habe meine
Tochter nicht umgebracht.«
    »Warum sind
Sie dann hinter Whitey McKelvey hergejagt? Eifersucht? Er hatte Sex mit Ihrer
Kleinen.«
    »Nein. Ich …
er … ich hab in ihren Hosentaschen Drogen gefunden. E-Pillen, glaub ich. Eins
meiner anderen Mädchen hat mir erzählt, dass Angela oft mit ihm zusammen war.
Ich … ich hab zwei und zwei zusammengezählt. Dachte, vielleicht hat er sie
unter Drogen gesetzt oder so. Sie vergewaltigt. Freiwillig wär sie mit dem
Stück Scheiße doch nich ins Bett gegangen.«
    »Warum er? Es
hätte irgendjemand anders sein können«, fragte ich und bat Hendry mit einer
Geste um Verzeihung für diese Einmischung.
    »Muire hat mir
erzählt, dass Angela am Freitag mit ihr ins Kino gegangen ist und danach ihren
Freund treffen wollte. Er war der einzige Junge, mit dem sie sich getroffen
hat, soweit ich weiß. Die Leute im Ort reden. Ich hatte gehört, sie wäre am
Donnerstagabend mit ihm zusammen gewesen. Da hab ich … hab ich einfach gedacht,
sie wäre am Freitag auch mit ihm zusammen gewesen.«
    »Hat er ihr
den Ring geschenkt?«, fragte ich.
    »Was für’n
Ring?«
    »Angela trug
einen Ring mit den Initialen AC ; irgendein Mondstein mit Diamanten
drumherum. Einen Goldring. Hat McKelvey ihr den geschenkt?«
    Johnny Cashell
erbleichte und machte schmatzende Geräusche, als wäre er durstig. Erneut
blickte er auf einen nicht näher bestimmten Punkt gleich hinter mir. »Ein
Ring?«, fragte er, beinahe wie an sich selbst gerichtet.
    »Ja. Sagt
Ihnen das was? Könnte er ihn für sie gekauft haben?«
    »Ich weiß
nichts von einem Ring.« Dies sagte er zwar sehr entschieden, doch zugleich
wirkte er abgelenkt. Ich sah, dass er über irgendetwas nachdachte, doch ich
wusste nicht, wie ich weiterfragen sollte.
    Kurz darauf
beendete Hendry die Vernehmung. Als man Cashell zur Tür brachte, sah er mich an
und sagte: »He, Devlin? Bisschen was gesammelt, heilige Scheiße! Seit wann
sammeln Gardai Geld für Leute wie mich?« Dann schlurfte er in sich
zusammengesunken aus dem Raum, und ich hätte nicht sagen können, ob das dankbar
oder verächtlich gemeint gewesen war. Hendry blickte mich spöttisch an, sagte
jedoch nichts.
    Nach

Weitere Kostenlose Bücher