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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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gerade. Eins kann ich Ihnen
sagen – für denjenigen, der neben ihm saß, muss das der Schreck seines Lebens
gewesen sein.«
    »Gab es denn
einen Beifahrer?«
    »Beinahe mit
Sicherheit. Sehen Sie, die Blutspritzeranalyse ist eine exakte Wissenschaft.
Als Ihr Opfer erschossen wurde, hätte sein Blut über das gesamte Autoinnere
verspritzt werden müssen. Aber auf dem Beifahrersitz befindet sich viel weniger
Blut, als da sein müsste. Mein Tipp ist, dass jemand neben ihm gesessen hat –
jemand, der voller Blut war, als er ausstieg. So. Die Rücklehnen der Sitze
waren nach hinten verstellt, und auch wenn die Kleidung Ihres Opfers stark verbrannt
war, konnten wir erkennen, dass seine Hose aufgeknöpft war und der
Reißverschluss offenstand, als er getötet wurde, von daher würde ich sagen, er
hatte ne heiße Nummer geplant.« Doherty lachte ein wenig verlegen und fuhr
fort: »Das Wichtige daran ist, dass das Fenster Ihres Opfers runtergekurbelt
war. Das Feuer hat das Glas zwar platzen lassen, aber an dem Mechanismus in der
Tür konnten wir das trotzdem sehen.«
    »Sein Fenster
stand offen?«, unterbrach ihn Costello. »Na und?«
    »Das Wetter an
dem Abend war nicht gerade lauschig. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber
wenn ich mich für ne heiße Nummer auf dem Rücksitz ausziehe, dann wäre das
Fenster runterzukurbeln das Letzte, was ich täte. Bisschen kühl in den unteren
Regionen, was?« Erneut polterte sein Gelächter aus dem Lautsprecher. »Nein,
meine Theorie lautet –«
    »Dass er
seinem Mörder das Fenster geöffnet hat«, sagte ich.
    »Genau«,
stimmte Doherty zu.
    »Warum ihn
nicht einfach durch das Fenster erschießen?«, fragte ich. Halb dachte ich nur
laut, halb erwartete ich eine Antwort.
    »Vielleicht
wollte der Täter sichergehen, dass er den Richtigen vor sich hatte. Vielleicht
wollte er sein Gesicht sehen. Oder er wollte sicherstellen, dass er denjenigen,
der neben dem Opfer saß, nicht versehentlich trifft.«
    »Möglich«,
stimmte ich zu.
    Doherty machte
noch einige abschließende Bemerkungen, dann legte er auf. Costello hatte dem
ganzen Gespräch grimmig gelauscht, ohne etwas zu sagen. Er saß mir mit
gefalteten Händen gegenüber. »Also«, sagte er schließlich. »Was denken Sie
darüber?«
    »Sieht so aus,
als hätte die Spurensicherung das Denken für uns erledigt: Er schleppt jemand
ab – oder wird von jemandem abgeschleppt –, parkt in der Haltebucht für ein
bisschen Sex; es klopft an der Tür, er öffnet das Fenster, und peng.«
    »Was ist mit
der Person in seiner Begleitung? Eine Komplizin?«
    »Schwer, das
anders zu erklären. Woher sollte sein Mörder wissen, wo er ihn finden kann, es
sei denn, er ist ihm gefolgt. Warum dann aber die Beifahrerin nicht auch töten?
Und warum den Wagen verbrennen, es sei denn, sie hatten Angst, die Beifahrerin
könnte Spuren hinterlassen haben. Entweder das, oder diejenige war völlig
unschuldig und wollte nur ein bisschen Spaß haben, und jetzt steht sie unter
Schock und wandert blutbespritzt durch Lifford.«
    »Himmel, Ben,
wir müssen irgendwas davon schnell aufklären. Zwei Morde in einer Woche. Bald
wird man uns für inkompetent halten.«
    Als ich aus Costellos Büro kam, saß Harvey
immer noch vor meinem Schreibtisch. Als ich mich näherte, stand er auf, die
Mütze in der Hand.
    »Alles in
Ordnung, Sir?«, fragte er.
    Ich nickte.
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte ich und nahm irgendwelche
Papiere in die Hand.
    »Sergeant
Burgess bat mich, Ihnen zu sagen, dass Officer Moore aus Ballybofey angerufen
hat, Sir«, sagte er. »Er hat gesagt, es sei wichtig.«
    Zehn Minuten
später waren wir unterwegs, um Whitey McKelvey festzunehmen.

6
    Dienstag, 24. Dezember
     
    Es war später Nachmittag, und der Himmel
hatte die Farbe und Struktur von Schiefer. Der Mond schien hinter einer dichten
Wolkenbank hervor, die Schnee ankündigte, und die Luft war kalt und trocken.
    Drei Wagen verließen die Polizeiwache von
Lifford in Richtung Castlefinn, wo, wie Moore mir glaubwürdig versichert hatte,
McKelvey bei irgendwelchen Cousins wohnte, die auf einem Picknickgelände
kampierten. Ich kannte die Stelle. Die Verwaltung der Grafschaft Donegal hatte
aus den Problemen in Strabane gelernt und Schranken zur Begrenzung der
Durchfahrtshöhe über der Zufahrt zu öffentlichen Flächen – wie Haltebuchten,
Parkplätzen und so weiter – anbringen lassen, damit das fahrende Volk dort
keine Lager aufschlagen konnte. Die Gruppe, die das Gelände bei

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