Borderlands
Sorgen machen?«, fragte Miriam mich, als hätte Debbie nichts gesagt.
Ich
versicherte ihr, dass ihr Schwiegervater unseres Wissens in Sicherheit war und
ich einen Polizisten angewiesen hatte, der Beschwerde nachzugehen. Ich kam mir
lächerlich vor, wie ich hier an Weihnachten in meinem eigenen Wohnzimmer in
meiner Dienststimme redete, zumal die Powells deswegen auch einfach hätten
anrufen können.
»Und wo ist
dein Mann?«, fragte Debbie und setzte sich aufs Sofa, als deutlich wurde, dass
Miriam erst dann gehen würde, wenn sie wollte.
»Ach, der
treibt sich rum. Spielt wie immer den Weihnachtsmann – und bringt sein ganz
persönliches kleines Geschenk vorbei. Leert seinen Sack!«
Unbehagliches
Schweigen folgte. Wir waren unsicher, wie wir auf ihre letzte Bemerkung
reagieren sollten.
»Ich merke
schon, ich verderbe euch den Abend«, sagte Miriam und versuchte, mit Würde
aufzustehen. Beinahe wäre es ihr auch gelungen. »Ich werde euch nicht länger
aufhalten. Gute Nacht und frohe Weihnachten. Deborah … Benedict …«, und sie
taumelte gegen den Couchtisch. Wieder streckte ich die Hand aus, um sie zu
stützen, und während sie sich aufrichtete, packte sie meine verbundene Hand und
drückte so fest zu, dass ich zusammenzuckte.
»Alles in
Ordnung«, erklärte sie nachdrücklich und suchte in ihrer Handtasche nach den
Autoschlüsseln.
»Miriam, in
dem Zustand kannst du nicht fahren«, sagte ich, und Debbie verdrehte die Augen.
»Wir rufen dir ein Taxi.«
Ich versuchte
es unter vier verschiedenen Telefonnummern, in Lifford und in Strabane, doch
nirgendwo nahm jemand ab. Schließlich wurde uns klar, dass einer von uns sie
würde nach Hause bringen müssen, und Debbie ließ keinen Zweifel daran, dass sie
nicht diejenige sein würde, welche.
Das Gespräch während der Fahrt verlief
schleppend, bis wir Miriams Einfahrt erreichten.
»Hab ich dich
letztens vor meinem Haus im Auto sitzen sehen?«, fragte sie kokett lächelnd.
»Angst, reinzukommen?«
»Ich … ich
bekam einen Anruf auf dem Handy und musste anhalten.«
Sie wackelte
vor meinem Gesicht mit dem Zeigefinger hin und her und schnalzte missbilligend.
Im beschränkten Innenraum des Autos nahm ich den Geruch von Alkohol und
Zigaretten in ihrem heißen Atem wahr. »Du hast dich gefragt, ob du reinkommen
solltest, Benedict. Eine Frau weiß so etwas.«
Ich wusste
nicht, was ich sagen sollte, und schwieg.
Sie fuhr fort:
»Das war rührend. Ein bisschen wie früher beim ersten Date. Der nervöse Freund,
der im Auto wartet?« Sie hob fragend die Augenbrauen.
»Gute Nacht,
Miriam«, sagte ich und versuchte, so entschieden wie möglich zu klingen. »Ich
muss noch die Geschenke der Kinder für morgen fertig machen. Frohe Weihnachten
dir und Thomas.«
»Debbie kann
sich glücklich schätzen«, sagte sie. »Das konnte ich auch mal.« Sie lächelte
und wedelte mit dem Zeigefinger vor meiner Nase. »Ah, ich weiß noch. Damals
konntest du dich bei mir nicht beherrschen.« Erneut lächelte sie
neckisch-schüchtern, doch der Eindruck, den sie im Dunkel des Wageninneren
hinterließ, war alles andere als schüchtern.
»Ist eine
Menge Wasser den Fluss runtergeflossen seitdem«, sagte ich. »Dann gute Nacht.«
»Gute Nacht,
Benedict«, sagte sie. »Frohe Weihnachten.«
Sie beugte
sich zu mir, um mich auf die Wange zu küssen, deshalb lehnte ich mich ihr
entgegen. Doch im letzten Augenblick drehte sie den Kopf ein wenig, und unsere
Mundwinkel berührten sich mit einem Kribbeln wie bei statischer Elektrizität.
Ihre Lippen waren feucht vom Lippenstift, und ich spürte, wie sie sachte an
meinen zupften. Das sanfte Necken ihrer Lippen, der warme Alkoholdunst, der mir
Mund und Nase erfüllte, der unterschwellige Duft nach Kokosnuss, den ihre Haut
auszustrahlen schien – all dies versetzte mich um fünfzehn Jahre zurück. Ich drehte
mich ihr zu und drückte meine Lippen auf ihren Mund, hörte sie tief aufstöhnen,
spürte die kühle Feuchtigkeit ihrer Lippen. Unsere Zähne schlugen leicht
gegeneinander wie beim Kuss zweier Teenager. Als ich ihre Zunge in meinem Mund
spürte, berührte ich deren Spitze mit meiner Zunge. Ich legte eine Hand an ihre
Wange, an ihre warme, weiche Haut; meine andere, dick verbundene Hand berührte
flüchtig ihren Hals und wanderte dann tiefer, schlüpfte in ihre Jacke, während
sie stöhnte und ihren Körper an mich drückte, die Hände an meiner Brust
hinabgleiten ließ. Sie drückte mein Gesicht an ihren Hals und flüsterte etwas
Heiseres,
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