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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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konnten.
    »Fein, Jason.
Wenn Sie damit leben können, großartig«, sagte Costello. »Bis dahin lassen wir
Harvey die Stellung halten … sagen wir, bis acht?«
    Ich nickte
zustimmend – wenn ich von acht bis halb zwölf hier wäre, käme ich immer noch
rechtzeitig zur Messe.
    »Benedict,
nehmen Sie Ihr Handy mit, vorsichtshalber.« Er entfernte sich, rief uns aber
noch über die Schulter zu: »Und frohe Weihnachten allerseits!«
    Ich sah, wie
Williams, an Holmes gewandt, mit den Lippen » Benedict ?«
formte. Holmes zuckte mit den Achseln.
    »Nur für
Elvis«, erklärte ich augenzwinkernd, als ich begriff, dass die beiden meinen
vollen Vornamen gar nicht gekannt hatten.
    »Das hab ich
gehört«, brüllte Costello aus seinem Büro.
    Als ich nach Hause kam, war es beinahe sieben
Uhr. Debbie zog Penny ihre Weihnachtskleidung an, die sie ihr bereits vorher
geschenkt hatte, weil sie in der Mitternachtsmesse sang. Ich sah den beiden zu,
wie sie sich gegenseitig die Haare machten und über Mädchensachen kicherten.
Shane und ich benahmen uns wie echte Männer, saßen vor dem Fernseher und
schwiegen. Allerdings war er erst zehn Monate alt.
    Gegen fünf vor
acht machte ich mich bereit, zur Polizeiwache zu fahren. Als ich aus dem Haus
ging, klang mir Debbies Warnung noch in den Ohren: »Wenn du Pennys Solo
verpasst, ist die Tür abgeschlossen, wenn du nach Hause kommst. Dann kannst du
bei Frank schlafen.«
    Es herrschte so wenig Verkehr, dass ich es in
fünf Minuten zur Wache schaffte. Harvey öffnete mir gähnend.
    »Was gibt’s?«,
fragte ich.
    »Nichts, Sir«,
sagte er. »Alles mucksmäuschenstill da drin. Ich hab ihm vor etwa einer Stunde
Tee und ein Sandwich gebracht.«
    »Das ist gut,
John. Am besten, Sie gehen nach Hause, was?«
    »Ich besuche
meine Schwester, Sir. Weihnachtsgeschenke, Sie wissen schon.«
    »Einen schönen
Abend. Frohe Weihnachten, John. Danke für Ihre Hilfe heute.«
    »Gern
geschehen, Sir«, erwiderte er und schlüpfte in seinen Dienstmantel. »Frohe
Weihnachten.«
    Kurz darauf sah ich nach McKelvey: Er lag auf
der Seite und schlief, beim Atmen machte er ein pfeifendes Geräusch, vermutlich
eine Folge der Schläge, die er bei seiner Festnahme abbekommen hatte. Ich nahm
die leere Tasse und den Teller, die er neben das Bett gestellt hatte. Er
murmelte leise im Schlaf und drehte sich auf den Rücken.
    Ich saß bis
halb zwölf in der Polizeiwache und las drei Tage alte Zeitungen. Als Holmes
kam, packte ich zusammen und fuhr zur Messe, ohne noch einmal nach McKelvey
gesehen zu haben – der bekam in dieser Nacht mehr Schlaf als wir anderen.
    Dann saß ich
in der Kirche und hörte meiner Tochter zu, die »O heil’ge Nacht« sang. Bei den
hohen Tönen schnappte ihre Stimme ein wenig über. Ich sah Debbie an, die mit
Tränen in den Augen unserem kleinen Mädchen zusah, das am Pult und zugleich im
Zentrum der Aufmerksamkeit aller hier in der Kirche stand. Da wurde mir das
ganze Ausmaß dessen bewusst, was der Arzt über Hepatitis oder HIV gesagt hatte.
Ich würde dafür sorgen müssen, dass ich meine Familie nicht in Gefahr brachte.
Debbie benutzte manchmal meinen Rasierer für ihre Beine. Was, wenn ich mich
schnitt, und sie benutzte ihn danach? Was, wenn Penny oder Shane sich an meinem
Besteck ansteckten – oder wenn ich sie vor dem Schlafengehen küsste? Etwas in
meiner Brust fühlte sich wund und schutzlos an, als sich die Stimme meiner
Tochter im letzten Refrain über die Stimmen des Chors erhob, und ich wünschte,
ich wäre selbst wieder ein Kind, das von seiner Mutter im Arm gehalten wird und
von ihr zu hören bekommt, dass alles gut wird.
    Als spürte sie
instinktiv meine Not, nahm Debbie ohne hinzusehen meine Hand und strich mir
über die Knöchel, und ich spürte, wie sie erstarrte, als sie den Mullverband
über der Stelle ertastete, wo McKelvey mich gebissen hatte. Aus Angst, es
könnte Blut durch den Verband gesickert sein, mit dem sie in Kontakt kommen
könnte, zog ich instinktiv meine Hand fort. Sie sah hinab auf meine Hand und
dann in mein Gesicht. Daraufhin lächelte sie ein wenig verwirrt und nahm meine
Hand in beide Hände. Ihre Offenheit und Großzügigkeit weckten in mir wieder
einmal große Dankbarkeit dafür, dass sie mich überhaupt geheiratet hatte.
Dieser Gedanke würde mich später noch quälen, als ich dieses so kostbare
Geschenk beinahe wegwarf.

7
    Mittwoch, 25. Dezember
     
    Es regnete, als wir nach Hause fuhren, ein
feines stetiges Nieseln, welches das Neonlicht der

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