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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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Dringliches, das ich nicht verstehen konnte. Ich spürte ihre
Unterwäsche, das seidige Gewebe fühlte sich kühl und glatt an. Ungebeten
schossen mir Bilder von meiner Frau durch den Kopf, und mit ihnen die jähe
Erinnerung an die Bedrohung durch die Infektion, die ich womöglich in mir trug.
Der Schleier hob sich, und ich machte mich rasch von Miriam los.
    Sie öffnete
die Augen und lächelte mich an, um einen sittsamen Anschein bemüht, der jedoch
zu einer befriedigten Miene geriet. Dann stieg sie ohne ein weiteres Wort aus
und schwankte zur Tür. Sie winkte mir über die Schulter zu, ohne sich noch
einmal umzudrehen. Als ich ihr nachsah, bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine
Bewegung am Fenster. Als ich hochsah, entdeckte ich Thomas Powell, der mich vom
Wohnzimmer aus beobachtete. Obwohl ich im Schatten saß, hielt er einige
Sekunden lang Blickkontakt. Dann zog er die Rollos herunter und ließ mich
allein in der Dunkelheit sitzen, die um mich herum immer dichter und
undurchdringlicher zu werden schien, während ich mir den Lippenstift seiner
Frau abwischte.
    Als ich nach
Hause kam, legte Debbie gerade die letzten Geschenke auf die Sessel. Sie sagte
kein Wort, als ich hereinkam, nicht einmal, als ich begann, den Buggy
zusammenzubauen, den wir für Shane gekauft hatten. Als sie fertig war, sagte
sie nur: »Du hast was übersehen« und deutete auf ihren Mundwinkel. Instinktiv
rieb ich mir über den Mund, und Debbie sah mich an, als wäre ich jemand, den
sie nach zehn Jahren Ehe plötzlich nicht mehr wiedererkannte.
    »Du … du …
Scheißkerl«, zischte sie, unfähig, einen prägnanteren Ausdruck für ihre Gefühle
zu finden. Dann ging sie die Treppe hinauf in unser Schlafzimmer, und ich blieb
auf dem Wohnzimmerboden sitzen, einen Schraubenzieher sinnlos in der Hand, und
hörte ihr leises Schluchzen, das von unseren Kopfkissen gedämpft wurde.
    Später lag ich
auf dem Sofa unter Shanes Decke und tat mir 
leid. Die Verletzung an meiner Hand pochte unter dem Verband im gleichen
Rhythmus wie die Schuldgefühle und die Reue hinter meinen geschlossenen Augen.
    Um viertel vor
drei saß ich hinter dem Haus auf der Treppe und rauchte meine fünfte Zigarette.
Ich hielt Ausschau nach dem Stern von Bethlehem, als gäbe es Anlass zu
Hoffnung, wenn ich ihn erblickte, doch mittlerweile regnete es in Strömen, die
Tropfen waren kalt und nadelscharf, prallten vom Boden ab und trommelten auf
das Wellblechdach von Franks Hundehütte, als applaudierten sie.
    Um viertel
nach drei wurde ich schläfrig, meine Augen wurden schwer. Mehrfach wurde ich
wach, wenn die Glut der Zigarette mir die Finger verbrannte. Ich spürte etwas
in der Leistengegend und versuchte einige Sekunden lang, mir einen Reim darauf
zu machen, ehe ich begriff, dass es mein Handy war, das ich auf Stumm und
Vibrieren geschaltet hatte, damit es nicht während der Messe läuten konnte. Um
viertel vor vier erfuhr ich, dass Whitey McKelvey in Polizeigewahrsam
verstorben war.

8
    Mittwoch, 25. Dezember
     
    Bereits jetzt standen diverse Autos im
strömenden Regen vor der Polizeiwache, einige davon aufs Geratewohl abgestellt.
    Man hatte erneut John Mulrooney als
Leichenbeschauer hinzugebeten. Er untersuchte McKelveys Arm auf Anzeichen von
Totenstarre. McKelvey lag in verdrehter Haltung am Boden, teilweise unter
dem Bett. Er trug keine Schuhe, und einer seiner schmutzigen weißen Socken hing
halb ausgezogen an seinem Fuß. Seine Augen waren offen, sein Gesicht
schmerzverzerrt, selbst der Tod schien ihm keine Linderung seiner Schmerzen
gewährt zu haben. Sein Kinn war immer noch feucht vom Speichel, und auch auf
seiner Wange waren Speichelspritzer zu sehen; das Weiß kontrastierte mit einem
frischen violetten Bluterguss. Er hatte ein blaues Auge, und seine Nasenlöcher
waren blutverkrustet. Neben ihm auf dem Boden lagen diverse Tabletten, auf die
die Beschreibung der in Angela Cashells Magen gefundenen Pille passte.
    Jemand machte
Fotos. Jason Holmes saß draußen vor der Zelle, ein anderer Polizist tröstete
ihn, als wäre er ein Angehöriger. Jemand anders brachte ihm eine Tasse Tee,
vermutlich mit etwas Hochprozentigerem versetzt.
    Costello kam
aus seinem Büro. »Devlin!«, rief er und ging wieder hinein. Ich folgte ihm und
nahm vor seinem Schreibtisch Platz.
    »Was ist da
passiert, verdammt noch mal?«, begann er.
    »Ich weiß es
nicht, Sir. Ich bin doch gerade erst gekommen.«
    »Ich werde
Ihnen sagen, was da passiert ist. Irgendwer hat den verdammten Scheißer

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