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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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frage ich Sie noch mal: Haben Sie Angela Cashell Drogen besorgt?«
    »Nein, hab ich
doch schon gesagt.«
    »Haben Sie ihr
Drogen gekauft oder ihr Geld für Drogen gegeben?«
    »Ich hab ihr
Geld gegeben. Wofür sie’s ausgegeben hat, weiß ich nich.«
    »Was ist mit
dem Ring, Whitey? Haben Sie ihr den Ring geschenkt?«
    »Was für’n
Ring?«
    »Goldring,
grünlich-blauer Stein in der Mitte mit Diamanten drumrum. Sie kennen ihn. Sie
haben ihn vor einem Monat in Letterkenny geklaut. Haben versucht, ihn in
Stranorlar zu verkaufen. Frischt das Ihr Gedächtnis wieder auf, Whitey?«
    »Ach, der. Hab
ich verkauft«, sagte er. Er weigerte sich, mich anzusehen, sondern starrte auf
den Spiegel hinter mir. »Irgend ne Tusse in ner Disco hat ihn mir abgekauft.«
    »Wer?«
    »Weiß ich
nich.«
    »Wo?«
    »Weiß ich
nich«, sagte er lächelnd.
    Plötzlich
stand Costello auf. »Diese Vernehmung endet am Mittwoch, dem vierundzwanzigsten
Dezember um siebzehn Uhr fünfundfünfzig.« Dann schaltete er die Aufnahmegeräte
aus und sprach in die Gegensprechanlage daneben. »Würde bitte jemand dieses
Stück Scheiße in eine Zelle verfrachten?« Sanft und ein wenig traurig fügte er
hinzu: »Und dann spritzen Sie den ganzen Raum aus …« Schließlich wandte er sich
an McKelvey und sagte: »Du widerst mich an, du … Hurenbock«, als fiele ihm
keine schlimmere Beleidigung ein. Seine Schultern sackten herab, als wäre ihm
klar geworden, dass ausgerechnet Whitey McKelvey ihn irgendwie dazu verleitet
hatte, eine Seite seines Charakters zu offenbaren, die er lieber nicht zur
Kenntnis genommen hätte, und er verließ den Raum.
    »Damit haben
Sie ein Eigentor geschossen, Kumpel.« McKelvey erwiderte nichts, sondern zeigte
mir den Stinkefinger. Als Harvey herüberkam, um ihn in die Zelle zu bringen,
verließ ich ebenfalls den Raum und gesellte mich nebenan zu Costello, Williams
und Holmes.
    »Und?«, fragte
ich.
    »Nicht gerade
viel, was?«, meinte Williams. Dann lächelte sie. »Der Spruch mit der Krätze hat
mir aber gefallen.«
    »Das war ein
billiger Tiefschlag«, meinte ich.
    »Er fordert es
heraus«, meinte Holmes. »Er ist durch und durch verlogen. Wir wissen, dass er
Donnerstagabend mit ihr zusammen war; wir haben es auf Band. Wenn er in dem
Punkt lügt, dann lügt er auch in allem anderen.« Er schnaubte verächtlich. »Ich
finde, wir sollten ihn anklagen.«
    »Nein«, sagte
Costello. »Wir haben zweiundsiebzig Stunden Zeit. Behalten wir ihn über
Weihnachten hier. Am zweiten Feiertag machen wir weiter. Wenn nötig, können wir
ihn dann anklagen. Soll der kleine Scheißer doch ein, zwei Tage im eigenen Saft
schmoren. Einverstanden?« Wir zuckten alle zustimmend mit den Achseln. »Das
einzige Problem ist: Wer übernimmt heute Nacht?«
    Es ist nie
einfach, in einem Ort von der Größe des unsrigen Freiwillige aufzutreiben, um
die Polizeiwache über Nacht zu besetzen, und schon gar nicht am
vierundzwanzigsten Dezember. Normalerweise ließ einer von uns sein Handy an und
die Wache wurde zugemacht. Wegen McKelvey ging das jetzt nicht. Solange er in
der Zelle saß, musste jemand auf der Wache sein.
    »Ich übernehme
eine Schicht vor Mitternacht«, sagte ich. »Debbie lässt sich scheiden, wenn ich
die ganze Nacht übernehme. Außerdem singt Penny heute in der Mitternachtsmesse
die Solostimme, das darf ich nicht verpassen, sonst lässt die sich auch von mir
scheiden.«
    »Ich bin aus
dem Rennen«, sagte Williams. »Ich muss alleine den Weihnachtsmann spielen.«
    »Ich übernehme
die Nachtschicht«, meldete sich Holmes. »Auf mich wartet niemand; es macht mir
nichts aus. Auf alle anderen wartet zu Hause jemand.«
    »Fahren Sie
über Weihnachten nicht nach Hause?«, fragte Williams, und mir wurde klar, dass
ich nicht einmal wusste, wo »zu Hause« für ihn war.
    »Nein. Meine
Mutter ist schon seit Jahren tot. Mein Vater lebt in einem Heim, aber er ist so
weit jenseits von Gut und Böse, dass ich direkt neben ihm stehen könnte, und er
würde nicht mal merken, dass ich da bin. Tja. Armes Waisenkind Jason.«
    Williams
wirkte bestürzt über seine Offenheit. »Kommen Sie doch morgen zu mir zum Abendessen.
Es werden nur Peter und ich da sein … und die Katze.« Sie schien unbedacht mit
ihrem Angebot herausgeplatzt zu sein und wurde sofort rot.
    »Danke,
Caroline«, sagte er. »Das klingt gut.«
    Die beiden
blickten einander kurz an, ehe sie sich wieder mir und Costello zuwandten, um
die Befangenheit abzuschütteln, die wir alle spüren

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