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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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Ich muss
das wissen – wegen der Fingerabdrücke.«
    Sie sah mich
an und schüttelte ein Mal den Kopf.
    »Tut mir leid,
Sadie. Ich musste das fragen.« Ich sagte ihr, wir müssten nun gehen, und sie
stand auf, um uns zur Tür zu begleiten.
    »Johnny war
sauer auf mich, wissen Sie. Weil ich das Geld genommen hab«, sagte sie. »Er hat
gesagt, wir brauchen keine Almosen von einem Bullen.«
    »Wir brauchen
alle manchmal ein bisschen Hilfe. Johnny ist nur durcheinander wegen Angela.
Das ist verständlich.«
    »Sie war sein
Liebling, wissen Sie. Es ist schon komisch, aber sie war sein Liebling. Er hat
sie wie seine eigene Tochter behandelt.«
    Ich nahm ihre
Hand und sah ihr in die Augen. »Sie war seine Tochter, Sadie; es soll bloß
keiner was anderes behaupten.«
    Sie packte
meine Arme, zog mich rasch an sich und murmelte etwas in meinen Nacken. Ich
spürte ihre Tränen feucht auf meiner Haut.
    Als wir zurück zur Polizeiwache kamen, hatte
sich eine recht große Gruppe Reporter auf der anderen Straßenseite vor dem
Besucherzentrum im alten Gerichtsgebäude versammelt. Dort schien jemand Hof zu
halten. Für Costello war er zu dünn. Aus irgendeinem Grund war ich nicht völlig
überrascht, als mir klar wurde, dass die Gestalt in dem dunklen Anzug, die dort
die Inkompetenz von An Garda beklagte, Thomas Powell war, der versuchte, in die
Rolle zu schlüpfen, die sein Vater ihm vererbt hatte. Es war vielleicht kein
Zufall, dass er sich für seinen Vortrag über Verbrechen und Justiz in Lifford
die Straße vor dem alten Gerichtsgebäude ausgesucht hatte, an dessen Dach im
achtzehnten Jahrhundert rückfällige Verbrecher vor Tausenden von Schaulustigen
aufgehängt worden waren.
    »In den letzten Wochen sind drei junge
Menschen gestorben, einer davon in Polizeigewahrsam, und trotzdem scheint man
untätig zu bleiben. Irgendein wildes Tier reißt unser Vieh, doch auch in dieser
Sache wird nichts unternommen.« Er ließ den Blick über die Gruppe schweifen und
stellte zu so vielen Anwesenden wie möglich Augenkontakt her; vielleicht wollte
er sich die Gesichter für zukünftige Pressekonferenzen merken. Dann begegnete
er meinem Blick, und ich hätte schwören können, dass er lächelte. »Stattdessen
haben wir hier Polizisten, die nach ihren persönlichen Vorstellungen handeln,
während wir unter den Folgen ihrer Inkompetenz zu leiden haben.« Er deutete auf
mich. »Vielleicht möchte Inspector Devlin uns darüber aufklären, was die Gardai
unternehmen, um dieser unhaltbaren Situation ein Ende zu setzen?« Er wandte
sich an die Kameras, Diktafone und Mikrofone und ging offensichtlich davon aus,
dass ich mich an Costellos »kein Kommentar«-Anweisung halten würde. »Mein Vater
ist unermüdlich gegen die Inkompetenz der Gardai zu Felde gezogen, und ich muss
das bedauerlicherweise offenbar auch tun und mit unparteiischer Stimme für die
Bewohner des Donegal sprechen.«
    »Dann spielen
wir ihm den Ball mal zurück, ja?«, sagte ich zu Williams und stellte mich neben
ihn vor die Reporter. Ich spürte, wie Williams mich an der Jacke zupfte, sah
den Schrecken in ihrer Miene; dann trat sie zurück, hinaus aus dem Rampenlicht.
    Powell wurde
von der Radioreporterin, die ich schon kannte, auf mich aufmerksam gemacht.
»Inspector, irgendein Kommentar zu diesen Behauptungen?«
    Ich hob die
Hand und wartete, bis das Geschnatter sich ein wenig gelegt hatte. Ich sprach
langsam und deutlich, ohne Powell anzusehen, der mit verschränkten Armen neben
mir stand. »Ich komme gerade von einem Besuch in einem der drei Häuser zu
beiden Seiten der Grenze, in denen eine Familie diese Weihnachten mit der
Trauer um ein verlorenes Kind verbracht hat. Ich denke, das sollten wir
respektieren, anstatt ihre Särge als Bühne für den Wahlkampf zu missbrauchen,
finden Sie nicht?« Ich lächelte liebenswürdig, dann wandte ich mich um und ging
in die Wache. Costello funkelte mich von seiner Bürotür aus wütend an; er hatte
meinen Auftritt durch die Schlitze in seinen herabgezogenen Rollos beobachtet.
    Ich bat Williams, den Ring zu Patsy
McLaughlin zu bringen, einem unserer Spurensicherungsexperten, der bekannt war
für die Sorgfalt, mit der er Spuren analysierte. Während er den Ring
untersuchte, rief ich meinen Vater an, den Mann, den Powell senior als
»Möbelmann« bezeichnet hatte. Mein Vater arbeitet schon sein ganzes Leben lang
mit Antiquitäten und kennt dadurch die meisten der älteren und von daher
erfahreneren Antiquitätenhändler in der Region. Ich

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